Zusammenfassung
Das Holodeck soll nicht die Wirklichkeit ersetzen, sondern mehr können als die Wirklichkeit und damit seine Künstlichkeit deutlich machen (Diskussionsbeitrag im 360°lab).
Auf welche Art und Weise Besucher und Besucherinnen Projektionen in 360°-Umgebungen erfassen, ist auf der einen Seite neurophysiologisch geprägt, auf der anderen Seite spielen kulturelle und individuelle Rezeptionserfahrungen und deren Einbettung in eine Alltagskultur eine Rolle. Wie laufen Prozesse der Wahrnehmung und Auseinandersetzung mit 360°-Produktionen ab? In wie weit nehmen Menschen diese als immersiv wahr? Was bedeuten 360°-Produktionen für Lern- und Bildungsprozesse? Wie muss eine 360°-Produktion sein, um immersiv auf den Rezipienten zu wirken? Wie gestaltet sich das Spannungsverhältnis zwischen dem Betrachtenden als Konsumenten und Akteur? All das und weitere sind Fragen, die 360°-Produktionen an die sozialwissenschaftliche und bspw. die Marktforschung herantragen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Vgl. Wikipedia, letzter Zugriff 02.05.2012.
- 2.
Das gilt natürlich auch für alle Internetnutzungen und Social-Media. Auch dabei können jeweils nur Ausschnitte wahrgenommen werden.
- 3.
Einen kurzen und prägnanten Einstieg bieten bspw. Mersch 2006 oder Hartmann 2008. Zum intensiveren Studium bieten sich dann die dortigen Verweise zu den jeweiligen Theoretikern an.
- 4.
Vgl. zu Cultural Studies bspw. Hall 1982, Willis 1991, Winter 1997 und in Kritik und Weiterführung bspw. Abercrombie und Longhurst 1998.
- 5.
Kontagion verstanden als „existentielle Beziehung“ als „Berührung“ und „Ansteckung“ (Schäffler nach Mannheim 2001).
- 6.
Zum 360°lab mehr in der Einleitung bzw. siehe Publikation 2012.
- 7.
Die dokumentarische Methode der Interpretation ist eine qualitative Analysemethode von Gesprächstexten. Sie ermöglicht in einem dreischrittigen Auswertungsverfahren, Prozesse, Wirkungen und Zusammenhänge zu erfassen und zu rekonstruieren. Das Besondere dabei ist, dass neben explizitem Wissen und Werten auch implizites Wissen (Wissen, das den Akteuren nicht unbedingt „bewusst“ ist) und Werthaltungen (innere Haltungen und Überzeugungen) durch die Rekonstruktion von Erlebnissen aufgedeckt werden können. Außerdem können Orientierungen, die Handeln leiten, rekonstruiert werden (vgl. Bohnsack 2007). Die Forschungsfelder der dokumentarischen Analyse umfassen ein breites sozialwissenschaftliches Spektrum wozu u. a. Bildungsforschung, Medienrezeption und seit neuerem auch Markt- und Verbraucherforschungen gehören.
- 8.
In einem Abstract zur Installation beschreiben die Künstler die Handlungsmöglichkeiten wie folgt: „VULKAN. Es bedarf nur eines unvorsichtigen Knopfdrucks, um den schlummernden Pop-Up-Vulkan zum Ausbruch zu bringen. Schwaden von Bildschirmspam und Datenmüll werden ausgespien und verdunkeln den Himmel (…). Die BIT PEARL ist als Schiff im Internet eine Legende. Vom Besucher gesteuert, kreuzt sie zielstrebig durch den virtuellen Raum und erbeutet Waren, Musik- und Videodaten (…). FIREWALL. Auch virtuelle Welten sind voller schmutziger Bilder und Inhalte. Hier kann der Besucher filtern, was er sich und seinen Insulanern zumutet. Sind die Filter zu stark, so verödet iLand in der Zensur und treibt isoliert durch den Raum. Sind die Filter aber zu schwach, so droht Sinnesüberreizung. (…) Der TROJANER fliegt über das Land und spioniert es professionell aus. (…). BIRD CAGE. Am Vogelkäfig kann jeder seine Gedanken auf denoffiziellen iLand-Twitter-Kanal zwitschern (…) „So wird iLand zu einer begehbaren, virtuellen Landschaft und das Spiel zu einer Erfahrung aus Beobachtung und Ausprobieren, Ironie und Erkenntnis“ (intolight 2009).
- 9.
Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und verschriftlicht (transkribiert). Transkriptionsregeln am Ende des Beitrags.
- 10.
Die Kurzdarstellung der Interpretationsergebnisse erfolgt im Wechselspiel von Schlussfolgerungen und Originalzitaten. Bezüge im Interpretationstext auf Zitate stehen in Anführungszeichen „…“. Aufgrund der Anonymisierungsregeln von wissenschaftlichen Erhebungen sind Sprecher und Sprecherinnen mit Großbuchstaben und m = maskulin und f = feminin gekennzeichnet. Anzumerken ist, dass sich gesprochene und geschriebene Sprache im Ausdruck stark unterscheiden. Obwohl dies im Alltagsgebrauch nicht auffällt, ist niedergeschriebene mündliche Sprache nicht perfekt im Ausdruck und teilweise fragmentarisch.
- 11.
Literatur
Abercrombie N, Longhurst B (1998) Audiences. A Sociological Theory of performance and Imagination. Sage, London u. a.
Benjamin W (2002) Medienästhetische Schriften. Suhrkamp, Frankfurt a. M.
Bohnsack R (2009) Qualitative Bild- und Videointerpretation. Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farmington Hills
Bohnsack R (2007) Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden, 7. Aufl. Leske + Budrich/UTB, Opladen
Bohnsack R, Nentwig-Gesemann I, Nohl A-M (2001) Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Leske + Budrich, Opladen
Ehrenspeck Y, Schäffer B (2003) Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft. Ein Handbuch. Leske + Budrich, Opladen
Foucault M (1973) Archäologie des Wissens. Suhrkamp, Frankfurt a. M.
Fritzsche B (2001) Mediennutzung im Kontext kultureller Praktiken als Herausforderung an die qualitative Forschung. In: Bohnsack R et al (Hrsg) Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Leske + Budrich, Opladen
Hartmann F (2008) Medien und Kommunikation. Facultas, Wien
Hall S (1982) The rediscovery of ‚ideology‘: return of the repressed in media studies. In: Gurevitch M et al (Hrsg) Culture, Society and the Media. Methuen & Co Ltd, London, New York
intolight (2009) iLand, eine Installation für die Ostrale 2009, Dresden, Installationsbeschreibung
Mannheim K (1970) Wissenssoziologie, 2. Aufl. Luchterhand, Neuwied am Rhein und Berlin
McLuhan M, Fiore Q (2011) Das Medium ist die Massage. Tropen, Leipzig
McLuhan M, Powers BR (1989) The Global Village. Transformations in World Live and Media in the 21st Century. Oxford University Press, New York
Mersch D (2006) Medientheorien. Zur Einführung. Junius, Hamburg
Overschmidt G, Schröder UB (2012) 360°lab. Von der Idee zum Netzwerk. Broschüre. www.360lab.net
Schäffer B (2001) Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. In: Bohnsack R et al (Hrsg) Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Leske + Budrich, Opladen
Willis P (1991) Jugend-Stile. Zur Ästhetik der gemeinsamen Kultur. Hamburg, Berlin
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Schröder, U.B. (2013). Erforschung von 360°-Welten. In: Overschmidt, G., Schröder, U. (eds) Fullspace-Projektion. X.media.press. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-24656-2_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-24656-2_6
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-24655-5
Online ISBN: 978-3-642-24656-2
eBook Packages: Computer Science and Engineering (German Language)