Raumordnungen in der zivilisatorischen Evolution. Über die Reichweite des Föderalismusbegriffs

Zusammenfassung

Föderalismus, so scheint es, ist heute weltweit verfassungsrechtspolitisch erfolgreich. Gern verweisen seine Theoretiker auf das Faktum global gewordener Präsenz von Bundesstaaten. Über die Hälfte des Erdkreises hinweg erstrecken sich heute föderal organisierte politische Territorien – Großflächenstaaten vor allem. Auffällig ist überdies, dass es sich dabei zumeist um hochentwickelte Länder handelt. Der zugleich weltpolitisch noch immer wichtigste Fall sind natürlich die USA. Aber auch Canada oder Australien repräsentieren weltweit Fälle der Verbindung von zivilisatorischer Modernität und föderaler Staatsverfassung. Dazu passt, dass auch die wichtigsten Großflächenstaaten unter den so genannten Schwellenländern bundesstaatlich organisiert sind – von Brasilien bis zur Indischen Union. Große Räume verlangen, komplementär zu ihrer politischen Einheit, auch regionale Zuständigkeiten selbstbestimmungskompetenter Gebietskörperschaften, und in einer komplexen und überdies hochdynamischen Zivilisation wächst der Anteil fälliger politischer und administrativer Entscheidungen in Angelegenheiten, die sich „vor Ort“ ungleich besser als in fernen Zentralen „von oben“ beurteilen und handhaben lassen.