Zusammenfassung
Konfessionelle Schulen in der Trägerschaft der Katholischen Kirche stehen bereits am Anfang des abendländischen Bildungswesens: Bereits im 4. Jahrhundert n. Chr., im Übergang von Spätantike zum Frühmittalter begannen die ersten Mönchsorden mit der Einrichtungen von Klosterschulen, die an die Stelle der antiken Grammatik- und Rhetorikschulen griechisch-römischer Tradition treten sollten (vgl. Tenorth 2010, 48 ff.). Hier konnten jungen Christen eine Grundbildung in Lesen, Schreiben und Rechnen durchlaufen, ohne den Einflüssen der heidnischen Kulte und Philosophien ausgesetzt zu sein (vgl. Lutterbach 2010, 65). Mit dem Zusammenbruch des antiken Kosmos in den Zeiten der Völkerwanderung verschwanden dann auch die traditionsreichen Schulen der Rhetoren und Philosophen, während das Christentum im Zuge seines Aufstiegs zur Staatsund Reichsreligion sein Bildungssystem kontinuierlich ausbaute: Neben den oft abseits gelegenen Klosterschulen entstanden nach dem Konzil von Toledo (527 n. Chr.) nun in den europäischen Metropolen an den jeweiligen Bischofssitzen sogenannte Kathedralschulen, nach dem Konzil von Vaison (529 n. Chr.) dann auch in kleineren Städten und größeren Dörfern als weiterer Typus die Presbyterialschulen. Während an den Kathedralschulen der Nachwuchs für den höheren Klerus in Leitungs- und Verwaltungsämtern ausgebildet wurde, dienten die Presbyterialschulen als Bildungseinrichtung für den niederen Klerus, der sich um Gottesdienst und Seelsorge kümmern sollte (vgl. ebd., 67; ausführlich Ariès 2011, 221 ff.). Von einer Bildungseinrichtung, die der flächendeckenden Grundbildung der Bevölkerung diente, kann hier also ebenso wenig die Rede sein wie in der heidnischen Antike: Wurde dort vor allem die städtische Oberschicht in den sogenannten Freien Künsten ausgebildet, so war es jetzt der Klerikernachwuchs für die Weiheämter der Kirche. Modern gesprochen trat an die Stelle der sozialen Exklusion nun eine religiös-ständische. Dennoch kann man gerade in diesen Schulen „die allerersten Anfänge der Landschule […] sehen, die die antike Welt so nicht kannte“ (Aries 2011, 223). Entsprechend gelten die christli chen Schulen der Spätantike in der einschlägigen historischen Forschung als „Urzelle unseres gesamten westlichen Schulsystems“ (ebd.).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Arbeitskreis der Katholischen Schulen in freier Trägerschaft (2011): Aktuelle Zahlen zur Statistik Katholischer Schulen in Deutschland. In: AKS-Newsletter Nr. 12|14. Juli 2011, S. 2f.
Ariès, P. (172011): Geschichte der Kindheit. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.
Beykirch-Angel, U. (2005): Katholische Schulen in Deutschland: Daten und Fakten. In: Wittenbruch, W. (Hrsg.) (2005): Vertrauen in Schule. Grundriss und Perspektiven der Katholischen Schule. Münster: Aschendorff, S. 9–10.
Dikow, J. (2004): Katholische Schulen in freier Trägerschaft. Ergebnisse der Umfrage 2002. In: engagement. Zeitschrift für Erziehung und Schule, H 1, S. 2–7.
Frick, R. (2004): Grundlagen Katholischer Schule im 20. Jahrhundert. Eine Analyse weltkirchlicher Dokumente zu Pädagogik und Schule (Schul- und Unterrichtsforschung; Bd. 2), Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Göbel, M./Sajak, C.P. (2006): Den Menschen stärken – Das Rahmenkonzept MAINZER 8 für die weiterführenden Schulen des Bistums Mainz. In: Pollak, G./Sajak, C. P. (Hrsg.): Katholische Schulen. Perspektiven und Auftrag nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg/Basel/Wien: Herder, S. 191–206.
Hinz, A. (2006): „Kinder sind anders!“ – Was bedeutet ganzheitliche Förderung an katholischen Schulen? In: Pollak, G./Sajak, C. P. (Hrsg.): Katholische Schulen. Perspektiven und Auftrag nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg/Basel/Wien: Herder, S. 153–166.
Illgner, R. (1992–1994): Handbuch Katholische Schule. 6 Bde. Köln: Bachem.
Illgner, R. (2005): Zur Entwicklung einer Theorie der Katholischen Schule, in: Wittenbruch, W. (Hrsg.): Vertrauen in Schule. Grundriss und Perspektiven der katholischen Schule: Münster: Aschendorff 2005, 12–29.
Lehmann, K. Kardinal (2006): 40 Jahre Konzilsbeschluss Gravissimum educationis – Perspektiven und Auftrag für die katholischen Schulen. In: Pollak, G./Sajak, C.P. (Hrsg.) (2006): Katholische Schulen. Perspektiven und Auftrag nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg/Basel/Wien: Herder, S. 32–51.
Lutterbach, H. (2010): Kinder und Christentum. Kulturgeschichtliche Perspektiven auf Schutz, Bildung und Partizipation von Kindern zwischen Antike und Gegenwart. Stuttgart: Kohlhammer.
Metz, J. B./Kuld, L./Weisbrod. A. (Hrsg.) (2000): Compassion – Weltprogramm des Christentums. Soziale Verantwortung lernen. Freiburg/Basel/Wien: Herder.
Neufurth, N. (2006): Schule als Lebensraum – Leben in Schulräume. In: Pollak, G./Sajak, C. P. (Hrsg.): Katholische Schulen. Perspektiven und Auftrag nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg/Basel/Wien: Herder, S. 191–206.
O'Keeffe, B. (1992): Catholic Schools in an Open Society – the English Challenge. In: McClelland, A. (Hrsg.): The Catholic School and the European Context. Aspects of Education. Hull: University of Hull, 34–51.
Pollak, G./Sajak, C.P. (Hrsg.) (2006): Katholische Schulen. Perspektiven und Auftrag nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Freiburg/Basel/Wien: Herder.
Puza, R. (2003): Zivilreligion. Einführung und Zusammenfassung. In: Theologische Quartalsschrift 183, H. 2, S. 89–96.
Sajak, C.P. (2009): Abstieg ins Tal von Elah - Kompetenz, Kanon und religiöse Bildung. In: Theologische Revue 105, H. 6, S. 441–452.
Standfest, C./Köller, A./Scheunpflug, A. (2005): leben - lernen - glauben. Zur Qualität evangelischer Schulen, Münster: Waxmann.
Stiftung Katholische Freie Schulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.) (2002): Marchtaler Plan – Erziehungs- und Bildungsplan für die Katholischen Freien Grund, Haupt- und Werkrealschulen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Ulm: Süddeutsche Verlagsgesellschaft.
Tenorth, H.-E. (52010): Geschichte der Erziehung. Einführung in die Grundzüge ihrer neuzeitlichen Entwicklung. Weinheim/München: Juventa.
Verburg, W. (2011): Juden, Christen und Muslime machen Schule. Ein interreligiös ausgerichtetes Experiment des Bistums Osnabrück. In: Stimmen der Zeit 229, H. 1, S. 3–12.
Weiß, M. (2011): Allgemeinbildende Privatschulen in Deutschland. Bereicherung oder Gefährdung des öffentlichen Schulwesens?, Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.
Wittenbruch, W. (Hrsg.) (2005): Vertrauen in Schule. Grundriss und Perspektiven der Katholischen Schule. Münster: Aschendorff.
Wittenbruch, W./Kurth, U. (Hrsg.) (1999): Katholische Schulen: Nachfrage steigend – Bildungswert fallend? Donauwörth: Auer.
Rights and permissions
Copyright information
© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Sajak, C.P. (2012). Schulen in katholischer Trägerschaft. In: Private Schulen in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94247-6_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94247-6_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18230-8
Online ISBN: 978-3-531-94247-6
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)