Zusammenfassung
Tango-Kurs: für zwei Stunden die Woche den Kopf, das Denken und den Stress des Alltags hinter sich lassen. „Diesen Tanz der Leidenschaften, der latinosund der machoszu tanzen im ,kühlen‘ Norden der Welt“ (Nau-Klapwijk 1999: 133; Hervorh. i.O.) und sich dabei als Frau ganz hingeben. So ganz anders als im Alltag. Sich führen lassen, sich auffordern lassen, Stöckelschuhe und das enge Kleid anziehen. Sich selbst anders erleben, vielleicht sogar anders sein: „Und so erlebte ich nicht nur den Tango, sondern auch meine Rolle als Frau vollkommen neu. Entdeckte das Selbstverständliche der Weiblichkeit, das einer Argentinierin ganz instinktiv gegeben ist.“ (ebd.: 156). Er, der Mann führt, wird Richtung und Takt im wortwörtlichen Sinne angeben und der Partnerin eine Stütze sein: „Dein Zuhause ist hier an meiner Brust.“ gibt er ihr körperlich zu verstehen (Ricardo nach ebd.: 242). Wie kaum ein anderer Paartanz scheint der Tango geeignet, Phantasien und Sehnsüchte von emotionaler Intensität, authentischer Kommunikation, Leidenschaft und Exotik zu verwirklichen. Tango ist vor allem anders; anders als unser ,verkopfter‘ Alltag, anders als die Rationalität, die das Leben in Nordwesteuropa prägt, anders als die nüchternen Routinen, anders als die bekannten Rituale des Miteinanders. Besonders aufregend am Tango ist, dass die Phantasien nicht ,reine‘ Phantasien bleiben wie z.B. in der Literatur, den Soaps im Fernsehen oder den Filmen im Kino, sondern dass sich Sehnsüchte und Gefühle materialisieren. Sie werden nicht passiv konsumiert, sondern erlebt, gefühlt, getanzt, verkörpert, dargestellt und kommuniziert. Der Tango ist also authentisch – so heißt es jedenfalls.
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Villa, PI. (2011). Der Tanz der Konstruktionen: Tango und Geschlecht. In: Sexy Bodies. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93415-0_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-93415-0_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-16041-2
Online ISBN: 978-3-531-93415-0
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