Zusammenfassung
Öffentliche Diskussionen über die Tatsache und den Stand der deutschen Einheit werden seit langem nur sporadisch verfolgt. Anlässe dazu sind vor allem Jahrestage und Wahlen. In beiden Ereignistypen kommt eine Eigenart dieser Diskussionen zum Vorschein, die neben den faktischen Ergebnissen der Vereinigung den Stand derselben mit anzeigt. Jahrestage wie Wahlen dienten häufig der Polarisierung zweier Reflexionsebenen, die die Weite der Wegstrecke gesellschaftspolitischer Veränderungen bemessen sollten. Auf der einen Seite stand und steht bei der Erinnerung an das Jahr 1990 und der Vergewisserung der Richtigkeit der Grundsatzentscheidung immer wieder die Kritik des politischen und wirtschaftlichen Systems der DDR im Vordergrund. Auf der anderen Seite wurde auf Ergebnisse verwiesen, die den Erfolg in materieller und politischer Hinsicht unterstreichen und damit die Wirksamkeit des eingeschlagenen Weges bestätigen sollten. Dabei ist immer wieder in den Hintergrund getreten, dass die Bevölkerung der DDR – mindestens der Teil, der das Land nicht verlassen hat – den Schritt in die politische Mündigkeit selbst vollzogen und die Demokratisierung von Politik und Gesellschaft durchgesetzt hat. Eine Folge dessen ist die Erfahrung im Osten, dass es vor allem Menschen aus den alten Bundesländern waren, die den Brüdern und Schwestern im Osten erstens Demokratieunfähigkeit vorhielten und zweitens erklärten, was es mit dem Unrechtssystem in der DDR auf sich hatte und wie eine moderne Demokratie funktioniert. Der Hinweis auf die Erfolge der bisherigen Wegstrecke der Herstellung der Einheit Deutschlands ist immer wieder mit dem erhobenen Finger vorgetragen worden, der auf die immensen Transferzahlungen verwies und von einem Kopfschütteln über eine unterstellte Ungeduld bzw. Undankbarkeit der Ostdeutschen begleitet wurde.
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Literatur
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Hanf, T., Liebscher, R., Schmidtke, H. (2011). Die Wahrnehmung und Bewertung der deutschen Einheit im Spiegel von Bevölkerungsumfragen. In: Kollmorgen, R., Koch, F.T., Dienel, HL. (eds) Diskurse der deutschen Einheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93351-1_8
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Online ISBN: 978-3-531-93351-1
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