Zusammenfassung
Mit dem Begriff „Hooligans“ werden typischerweise junge Männer bezeichnet, die sich in Gruppen im Umfeld von Fußballspielen oder anderen Großereignissen Schlägereien mit rivalisierenden Gruppen oder auch örtlichen Ordnungskräften liefern. Diese Schlägereien entstehen spontan beim Aufeinandertreffen der Gruppen, teilweise finden sie aber auch organisiert an abgesprochenen Orten statt. Sie sind häufig von massiven Formen des Vandalismus begleitet und auch die Gewalt gegen unbeteiligte Dritte ist, wie die Erfahrung zeigt, nicht selten. Die Beteiligten selbst betonen den Nervenkitzel, den das Geschehen auslöst und begleitet, und betrachten ihr Verhalten weniger als unkontrollierte Gewalt, sondern eher als Sport und Wettstreit unter harten Männern (Eckert, Steinmetz & Wetzstein, 2001). Darüber hinaus wird auch das besondere Erleben in der Gruppe hervorgehoben, das Zusammengehörigkeit, gegenseitige Anerkennung aber auch Machterleben vermittelt. Das Phänomen des Hooliganismus ist jedoch keineswegs neu. Bereits die Vorläufer des Fußballspiels im Mittelalter wurden von gewalttätigen Ausschreitungen unter den Zuschauern begleitet und auch der organisierte Fußball hat von Anbeginn eskalierendes Verhalten unter seinen Zuschauern erlebt (Dunning, 1999; Frosdick & Marsh, 2005). Allerdings ist das Phänomen Hooliganismus recht eng mit dem Fußballspiel verbunden. Zwar kommt es gelegentlich auch bei anderen Sportarten wie Eishockey, Rugby, Kricket oder American Football zur Gewalt unter Zuschauern (Frosdick & Marsh, 2005), am weitaus häufigsten sind die Hooligan- Probleme jedoch im Kontext des Kulturphänomens „Fußball“ zu beobachten.
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Bliesener, T. (2009). Hooliganismus. In: Beelmann, A., Jonas, K.J. (eds) Diskriminierung und Toleranz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91621-7_16
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