Forschungsstand, Fragestellungen und Methodik

Die Föderalismusforschung hat in innerhalb der kanadischen Politikwissenschaft traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Besonders deutlich wird dies etwa im Vergleich zu Australien. Innerhalb der westlichen Industrienationen sind Australien und Kanada einerseits die beiden einzigen politischen Systeme, die Westminster-Demokratie und Föderalismus als zentrale Strukturmerkmale kombinieren. Andererseits hat die australische Politikwissenschaft den Föderalismus im Gegensatz zur kanadischen eher stiefmütterlich behandelt – die einzige umfassende Gesamtdarstellung jüngeren Datums ist zumindest meiner Kenntnis nach noch immer Brian Galligans „A Federal Republic“ (1995). Die kanadische Forschung steht hierzu in deutlichem Kontrast. Neben einer Vielzahl von Monographien zu einzelnen Aspekten des Föderalismus, so etwa Keith Bantings „Federalism and the Welfare State“ (1987) oder Donald Smileys Bestandsaufnahmen des Föderalismus in den 1970er und 1980er Jahren (1976; 1980) gibt es mindestens vier bedeutsame Fallstudien, die mit der historischen Entwicklung des kanadischen Föderalismus in ihrer Gesamtheit befasst sind: Aus dem Jahr 1975 Edwin Blacks „Divided Loyalties“, Donald Smileys „The Federal Condition in Canada“ von 1987, die als Beitrag zur so genannten Macdonald Commission verfasste Studie von Richard Simeon und Ian Robinson „State, Society, and the Development of Canadian Federalism“ (1990) sowie Garth Stevensons „Unfulfilled Union“. Ursprünglich aus dem Jahr 1979 stammend wurde diese – wohl beste – Einzelfallstudie zum kanadischen Föderalismus mit einem neuen, äußerst lesenswerten Vorwort versehen und erschien in vierter Auflage im Jahr 2004.