Auszug
Jugendliche mit Migrationshintergrund wurden lange Zeit vorwiegend unter dem Gesichtspunkt ihrer Defizite betrachtet (vgl. Radtke 1991), während die Potentiale, die sich gerade aus ihrer spezifischen Lebenssituation ergeben, weniger Beachtung fanden. Der folgende Beitrag schließt an neuere Ansätze der Forschung über jugendliche Migranten an (z.B. Sauter 2000, Pott 2002, Hummrich 2002, Koller et al. 2003) und zeigt die Ressourcen auf, die Bildungsprozesse (vgl. Koller 1999) bei adoleszenten Migranten ermöglichen. Dabei geht es insbesondere um familiale Ressourcen im Hinblick auf die adoleszente Identitätsbildung. Herausgearbeitet wird, wie die innere und äußere Auseinandersetzung mit den Eltern auf die Bewältigung des Migrationsprozesses einwirkt und inwieweit aus dieser Auseinandersetzung Ressourcen für die Abgrenzung von den Eltern und zur Ausbildung eines eigenen Lebensentwurfs mobilisiert werden können. Dieser Aushandlungsprozess wird exemplarisch an zwei Frauen aufgezeigt, die alleine von dem westafrikanischen Guinea nach Deutschland migrieren, um hier ein Studium zu absolvieren. Die Beispiele stammen aus einer empirischen Studie über weibliche und männliche Bildungsmigranten, die die Bewältigung der Migrationssituation aus adoleszenztheoretischer Sicht erforscht. Mit der Auswahl von zwei Frauen aus dieser Untersuchung wurde bewusst auf die geschlechtliche Dimension verzichtet, denn im Vordergrund der Ausführungen stehen der Erwerb der familialen Ressourcen und der Umgang damit. Zunächst wird der konzeptionellen Rahmen aufgezeigt, in dem sich die Untersuchung bewegt und mit dem die familialen Ressourcen erfasst werden.
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© 2009 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Günther, M. (2009). Kreativer Umgang mit familialen Ressourcen bei adoleszenten Bildungsmigrantinnen. In: King, V., Koller, HC. (eds) Adoleszenz — Migration — Bildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91459-6_7
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