Schuldistanzierung

Auszug

Schulverdrossenheit und gelegentliches Schwänzen in den weiterführenden Bildungseinrichtungen, allen voran Haupt-, Förder- und Berufsbildende Schule, sind verbreitet; harte, verfestigte Schulverweigerung betrifft eine Minderheit. Das geht Schule und Jugendhilfe an. Beide, Jugendhilfe ebenso wie Schule, werden mit der Forderung konfrontiert, problematische Folgen gesellschaftlichen Wandels zu mildern und soziales Abgleiten aufzufangen. Dabei werden die traditionellen Standpunkte - Schule hat die Zuständigkeit für Regelund Normalverläufe, Sozialpädagogik für die gefährdete, misslungene Entwicklung … — zunehmend aufgeweicht. Manche Hauptschule — zum Beispiel — gehört zwar formal in das schulische Qualifizierungs- und Berechtigungssystem, ist unter der Hand aber auch zu einem Ort der Hilfe zur Lebensbewältigung und der sozialen Integrationsstützung geworden. Damit werden klassische sozialpädagogische Aufgaben an unteren Schulformen entweder nebenbei, unter hohen Belastungen für das Personal, miterfüllt oder aber - mit Risiken und Nebenwirkungen - zum erheblichen Teil ignoriert. Politik und Fachöffentlichkeit fordern zudem von allen Schulen, ihre unterrichtsfachlichen Leistungsergebnisse zu steigern. Unter dieser Prämisse steigt die Gefahr, Schuldistanzierte nicht zu halten, weil diese die Ergebnisbilanz nicht gerade verbessern dürften.