Auszug
Bis in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden soziale Probleme10 in der Soziologie ganz überwiegend als Diskrepanz zwischen den Wertvorstellungen einer Gesellschaft und den konkreten Lebensbedingungen einzelner sozialer Gruppen beschrieben. Dieses Verständnis wird heute im deutschsprachigen Raum als ‚strukturfunktionalistische’ oder ‚objektivistische’ Theorie sozialer Probleme bezeichnet. Mit dem Siegeszug des von Berger und Luckmann (1966/ 1991) begründeten sozial-konstruktivistischen Paradigmas in den Sozialwissenschaften11 geriet diese Sichtweise zunehmend in die Kritik. Es wurde ein alternatives Konzept entwickelt, das bis heute als ‚definitionstheoretische’ oder ‚konstruktionistische’ Position firmiert; sie beschreibt soziale Probleme als Ergebnis diskursiver Prozesse in einer Gesellschaft (vgl. Albrecht 1990). Die Konkurrenz dieser beiden theoretischen Schulen besteht bis heute fort und hat innerhalb der Soziologie zu zwei divergierenden Konzepten der empirischen Erforschung sozialer Probleme geführt (vgl. Groenemeyer 2006: 14–15). Um die aktuellen Forschungspraxen — im deutsch-wie im englischsprachigen Raum — zu verstehen, ist es unabdingbar, sich mit den Grundannahmen der beiden Schulen vertraut zu machen.
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2008). Zwei konkurrierende Theorien. In: Empirische Analyse sozialer Probleme. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90937-0_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-15854-9
Online ISBN: 978-3-531-90937-0
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