Japan und die EU

Auszug

Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Japan gründen auf der im Jahre 1991 beschlossenen EC-Japanese Declaration. Seitdem hat sich viel getan. Beide Akteure sind Partner in einem interregionalen Kooperationszusammenhang, der seit dem Ende der systemischen Bipolarität signifikant an politischer Dynamik gewonnen hat. Wie kann man diese Entwicklung erklären? Im Folgenden wird argumentiert, dass Japan und die Europäische Union eine grundsätzlich multilaterale Zielrichtung aufweisen. Die Beziehungen zwischen Japan und der EU sind somit Ausprägungen eines offenen Bilateralismus’ zwischen zwei Regionen bzw. zwischen einer Regionalinstitution und einer regionalen Führungsmacht, wie sie unter den Anforderungen der Globalisierung nach dem Ende des Kalten Krieges entstanden sind. Neuere Erkenntnisse der Interregionalismusforschung machen dar- auf aufmerksam, dass interregionale Kooperation häufig auf die Verstetigung und Verrege- lung globaler Kooperationsmuster in den Bereichen Ökonomie und Sicherheit gerichtet ist,¹ wohingegen regionale Kooperation eher auf die Konsolidierung regionaler multilateraler Strukturen abzielen. Die japanisch-europäischen sowie die japanisch-deutschen Beziehungen lassen sich in dieses Muster einfügen.

Vgl. zum Folgenden Loewen, Howard: Theorie und Empirie transregionaler Kooperation am Beispiel des Asia- Europe Meeting (ASEM), Hamburg 2003, S. 43; ders., Japans „offener“ Bilateralismus am Beispiel der Beziehungen zur Europäischen Union und zur ASEAN, in: Blechinger-Talcott, Verena/Frantz, Christiane/Thompson, Mark (Hrsg.): Politik in Japan. FrankFürt a. M. 2006, S. 225–247.