Auszug
Wenn Jürgen Hohmeier 1978 den Definitionsansatz für die Alternsforschung nutzt und „Alter als Stigma“ beschreibt, ist damit neben der strukturfunktionalen Erklärung eine völlig neue Perspektive entstanden. Die Vielzahl an „sozialen Problemen“, die der Funktionalismus sichtbar gemacht hatte (vgl. Karstedt 1975, 173ff.), wird in den 70er Jahren1 auf der Basis einer gemeinsamen Theorie zusammengeführt. Hinter diesem Vorgehen steckte die Vermutung, dass das, was der Strukturfunktionalismus als abnorme Persönlichkeitsstruktur oder fehlgelaufene Sozialisation behandelt, als Abweichung nicht zufällig neben dem, was als „normal“ angesehen wird, steht, sondern in der Definition des „Normalen“ begründet ist. Das „Ätiologische Erklärungsmodell“ sollte deshalb durch eine Theorie ersetzt werden, die nicht nach Ursachen abweichenden Verhaltens fragt, sondern nach Konstitutionsprozessen. (Vgl. Bohle 1987; Keckeisen 1974, 24) Mit diesem Ziel führt der Hohmeiersche Stigmatisierungsansatz unterschiedliche theoretische Konstrukte zusammen. Er beginnt zunächst mit einer Diagnose der Situation alter Menschen: Ähnlich wie Arbeitslosigkeit und Armut führe hohes Alter zur Randständigkeit. (Vgl. Hohmeier 1978, 10). Im folgenden Kapitel wird diese Argumentation genauer beleuchtet, um im Anschluss daran auf inklusionstheoretischer Basis eine neues Fundament zu erhalten.
Schon in den 60er Jahren beendeten konflikttheoretische Ansätze die Dominanz des Strukturfunktionalismus. Alexander spricht für die US-amerikanische Soziologie von der „anti-Parsonian-movement of the 1960s“ (Alexander 1987, 257). Der Höhepunkt deutscher gesellschaftskritischer Forschung ist jedoch mit der Neugründung von Universitäten und dem Zuwachs an Sozialpädagogik-Professuren in den 70er Jahren anzusiedeln (vgl. Klima 1979, 244ff.)
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2006). Das Alter und seine Definition. In: Die Konstruktion des Alters. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90280-7_3
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