Zusammenfassung
Ziel dieses Beitrags ist es, den schulpolitischen Konflikt um Schulaufsichts- und Steuerungskompetenzen während und nach der Einrichtung einer Schulbehörde zwischen Magistraten, Einzelschulen, Schuladministration sowie Regierung mit seinen Grundmerkmalen im 19. Jahrhundert im deutschen Raum zu beleuchten. Nicht stellvertretend, aber paradigmatisch für nicht preuβische deutsche Staatsgebilde im Spätabsolutismus werden die Schulaufsichtskonflikte im norddeutschen Bildungsraum des Königreichs Hannover bzw. der späteren preuβischen Provinz Hannover mit bildungshistorischer Tiefenschärfe in den Blick genommen. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von 1830, dem Jahr der Einrichtung des hannoverschen Oberschulkollegiums als erste staatliche landesweite Schulaufsichtsbehörde, bis in die Zeit, als das preuβische Provinzialschulkollegium nach der Annexion des Königreichs Hannover 1866 die Regie über das Schulwesen unter den Amtsperioden der Kultusminister Heinrich von Mühler und Adalbert Falk (1870er Jahre) führte. Angestrebt wird eine Rekonstruktion der schulpolitischen Kommunikations- und Interaktionsgeschichte zwischen städtischen, weitgehend autonomen Vor-Ort-Schulverwaltungen und dem Staat. Der Beitrag stellt eine gekürzte, überarbeitete und auf eine neue Fragestellung hin veränderte Fassung der Studie „Schule zwischen Stadt und Staat“ dar (vgl. Hoffmann-Ocon 2009).
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qua interna (lat.) – hier: „durch Absprache zwischen den Befugten”.
Quellen und Literatur
Ungedruckte Quellen
Geheimes Staatsarchiv Preuβischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (GStA PK)
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Hoffmann-Ocon, A. (2012). Steuerungsversuche staatlicher und kommunaler Schulaufsichtsbehörden zwischen Konflikt und Kooperation in deutschen Bildungsräumen des 19. Jahrhunderts. In: Geiss, M., De Vincenti, A. (eds) Verwaltete Schule. Educational Governance, vol 20. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19469-1_6
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