Zusammenfassung
Migrantinnen und Migranten werden im gesellschaftlichen Diskurs zumeist als „kulturell Andere“ wahrgenommen, die sich anzupassen haben bzw. unter dem Stichwort „Integration“ in spezieller Weise gefördert und behandelt werden müssen (vgl. z. B. Mecheril/Rigelsky 2007).
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Notes
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Gemeint ist jene Debatte, die 2010 nach dem Erscheinen von Thilo Sarrazins Buch entbrannt ist und durch die Rede des Bundespräsidenten Wulff zum Tag der Deutschen Einheit 2010 sowie durch die Aussage der Union, Multikulti sei tot bzw. gescheitert, weiter angeheizt wurde.
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Vgl. http://demokratie-statt-integration.kritnet.org (Recherchedatum: 26.11.2010); erschienen ist der Appell unter der Überschrift „Nein zur Ausgrenzung“ auf der Titelseite der tageszeitungam 01. Oktober 2010.
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Eine leicht gekürzte Version des Artikels wurde später auch in dem von Hilal Sezgin herausgegebenen „Manifest der Vielen“ (2011) veröffentlicht.
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Butler (1998: 51ff.) verweist jedoch über Althusser hinausgehend auch darauf, dass sich das Subjekt nicht immer umwenden muss, um als Subjekt konstituiert zu werden: „Akzeptiert man […] die Vorstellung, dass die sprachliche Konstituierung des Subjekts auch ohne das Wissen des Subjekts vonstatten gehen kann, wenn jemand gleichsam außer Hörweite konstituiert wird […], dann kann sich die Anrufung auch ohne das ,Umwenden’ vollziehen, also ohne daß irgend jemand erwidert: ,Hier bin ich!’“ (Butler 1998: 53f.)
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Hierauf verweist – mit Bezug auf Butler – auch Stefanie Graefe (2010: 292, Herv. im Orig.): „Eigensinnige Subjekte […] können sich zwar nicht entscheiden, nicht angerufen zu werden – wohl aber dafür, dem Ruf nicht in der erwarteten Weise zu folgen […].“ Kritische Handlungsfähigkeit bzw. Eigensinn existiere bei Butler daher „nicht trotz oder neben der Reichweite der Subjektivierungsmacht“, sondern begründe sich im Adressiertsein der Subjekte (Graefe 2010: 306).
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Villa beschreibt, dass sich die Bilder und Geschichten über Tango immer von der Erfahrung, Tango auszuüben, unterschieden. Doch „[d]ie Kluft zwischen Diskurs und Erfahrung“ sei „einer der Hauptantriebe dafür, dass die Tango-Szene lebendig und dynamisch bleibt“ (Villa 2010b: 209).
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Letztlich wird diese Form von Agency auch durch das Bild verdeutlicht, das über dem Artikel in der Print-Ausgabe der ZEIT prangt und gut ein Drittel der Seite einnimmt. Es zeigt Hilal Sezgin auf einem Eimer hockend inmitten ihrer Ziegen. „Typisch türkische Hirtin?“, fragt daher auch der Untertitel, löst jedoch sofort auf: „Nein, unsere Autorin mit ihren Tieren auf ihrem Hof in der Lüneburger Heide“.
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So beschreibt Hall (1994: 29) z. B. „[d]ie verschiedenen Weisen, mit denen schwarze Menschen und schwarze Erfahrungen in den dominanten Repräsentationsregimes positioniert und unterworfen wurden“ als „Effekte einer gezielten Ausübung von kultureller Macht und Normalisierung“. Jedes Repräsentationsregime sei ein Machtregime, das durch Macht und Wissen geformt sei. Das Wissen sei dabei jedoch nicht (nur) äußerlich, sondern würde internalisiert: „Wir wurden durch jene Regimes nicht nur im Sinne von Saids ,Orientalism’ innerhalb der Wissenskategorie des Westens als unterschiedene und andere konstruiert. Vielmehr hatten sie die Macht, uns dazu zu bringen, dass wir uns selbst als ,Andere’ wahrnahmen und erfuhren.“ (Hall 1994: 29f., Hervorhebungen im Original)
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So muss das (vorgeführte) „Scheitern“ Sezgins beim Einnehmen einer Position als „Muslimin“ sicherlich auch im Zusammenhang mit ihrer Position als „intellektuelle Migrantin“ und „Autorin der ZEIT“ gesehen werden. Sie verfügt über kulturelle und materielle Ressourcen, die es ihr ermöglichen, eine hybride Position einzunehmen und ihre eigene Stimme in den Diskurs einzubringen.
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Ich danke Helma Lutz, Paul Mecheril, Oscar Thomas-Olalde, Claus Melter, Lisa Romaner, Susanne Arens und Anita Konrad für ihre hilfreichen Überarbeitungshinweise und Kommentare.
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Spies, T. (2013). Position beziehen. Artikulation und Agency als Konzepte der Kritik in der Migrationsforschung. In: Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., Romaner, E. (eds) Migrationsforschung als Kritik?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19145-4_9
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