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Rekonstruktion als Kritik? Zur biographischen Analyse von gesellschaftlichen Barrieren für hochqualifizierte MigrantInnen

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Migrationsforschung als Kritik?

Zusammenfassung

In den Medien und großen Teilen der Migrationsforschung wurden Zugewanderte seit dem Anwerbestopp Anfang der 70er-Jahre lange Zeit unter einer Problemperspektive thematisiert bzw. „erforscht“. Zumindest in der Wissenschaft hat im Bereich qualitativer Sozialforschung in den 90er-Jahren ein Paradigmenwechsel stattgefunden: Die „Defizit-Brille“ wurde abgelegt, Potentiale der Migrierten „entdeckt“ und bei „Problematiken“ wie geringer Bildungsbeteiligung und hoher Arbeitslosigkeit auch die Aufnahmegesellschaft kritisch ins Visier genommen.

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Notes

  1. 1.

    Zur Kritik an der Aufnahmegesellschaft: vgl. Studien von Wolf-Dietrich Bukow, Mechtild Gomolla, Frank-Olaf Radtke sowie die Dissertation von Anja Weiß (2001).

  2. 2.

    In diesem Artikel wird „Hochqualifizierte“ synonym mit „HochschulabsolventInnen“ verwendet, wobei ich zwischen denjenigen, die ihr Studium in Deutschland abgeschlossen haben (BildungsinländerInnen) und solchen mit einem Studienabschluss im Ausland (BildungsausländerInnen) unterscheide.

  3. 3.

    Vgl. Badawia (2002), Guttierrez-Rodriguez (1999), Hummrich (2002), Karaka§oglu (2000).

  4. 4.

    Zur Möglichkeit, verallgemeinerungsfähige Aussagen mittels Typenbildungen zu treffen, vgl. Bohnsack/Nohl 2010: 101-128. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Kulturelles Kapital in der Migration“ wurde beispielsweise eine Vielzahl von Typiken erstellt. Die oben kurz skizzierte ist an die Typik zu symbolischer Exklusion (Ofner 2010a) angelehnt, fußt aber auf Fällen aus allen drei genannten Studien. Sie wird in diesem Artikel – auch wegen der im Kontext dieses Sammelbandes passenden Inhalts – beispielhaft aufgeführt.

  5. 5.

    Für konkrete Fallbeispiele vgl. Ofner 2011a: 7-13 und 22-25.

  6. 6.

    Vgl. Ofner 2011: 7-13 und 34-39.

  7. 7.

    BildungsinländerInnen mit Migrationshintergrund schneiden in den AkademikerInnenStatistiken fast ebenso gut ab wie jene ohne Migrationshintergrund. Diese Zahlen sagen jedoch nichts über die tatsächlichen Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt aus, weil im Dunkeln bleibt, ob die Betreffenden auf Grund herkunftsspezifischen zusätzlichen Wissens reüssieren konnten oder z. B. als „MigrantInnenen-ÄrztInnen“ oder „-AnwältInnen“ tätig sind.

  8. 8.

    Darauf geht Bernd Lederer in seinem Betrag ausführlicher ein, vgl. auch Baumann 1998: 47f.; 2003: 201, 209 u. 225; 2005: 84 und 115-117.

  9. 9.

    Siehe dazu einen knapp gefassten Überblick von Schmidtke 2009: 25f.

  10. 10.

    Dass jedoch nur wenige Kinder von Zugewanderten überhaupt den Zugang zum Gymnasium und dann zu einer Hochschule schaffen, ist hinlänglich thematisiert.

  11. 11.

    Zur „Diffusität, Komplexität und Polyvalenz“ von sozialräumlichen Zuordnungen, die durch das Attribut „natio-ethno-kulturell“ ausgedrückt werden sollen, vgl. Mecheril 2000: 232.

  12. 12.

    Radostin Kaloianov setzt sich in diesem Band u. a. ausführlicher mit „Macht- und Umverteilungskämpfen unter gesellschaftlichen Eliten“ in diesem Kontext auseinander.

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Ofner, U. (2013). Rekonstruktion als Kritik? Zur biographischen Analyse von gesellschaftlichen Barrieren für hochqualifizierte MigrantInnen. In: Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., Romaner, E. (eds) Migrationsforschung als Kritik?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19145-4_16

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