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Am Übergang in eine französische Elitehochschule. Diskursanalytische Perspektiven110

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Prozesse sozialer Ungleichheit

Part of the book series: Studien zur Schul- und Bildungsforschung ((SZSBF,volume 40))

Zusammenfassung

Ein grundlegendes Charakteristikum des französischen Hochschulwesens ist seine duale Struktur, die sich u. a. in der Trennung von Universitäten und den französischen Elitehochschulen, den so genannten Grandes Écoles, manifestiert. Im Zuge seiner Expansion entwickelten sich die Universitäten zu Einrichtungen einer „Massen“-Ausbildung. Demgegenüber ist an den Grandes Écoles, deren Zugänge sich höchst selektiv gestalten, die Ausbildung der französischen zukünftigen Elite vorgesehen. Joseph Jurt (2004: 92) vertritt die Ansicht, dass die französischen Grandes Écolesim Vergleich zu amerikanischen oder anderen westeuropäischen Elitehochschulen im Hinblick auf die Strenge ihrer Selektion als „durchaus einmalig“ anzusehen sind.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Bonn geförderten Forschungsaufenthalts am Centre Maurice Halbwachs an der École normale supérieure in Paris von Oktober 2010 bis Juli 2011.

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Notes

  1. 1.

    Mit dem französischen baccalauréat schließt die gymnasiale Oberstufe ab; dieser Abschluss ist mit dem deutschen Abitur vergleichbar.

  2. 2.

    Der concours stellt eine Wettbewerbsprüfung dar, durch welche ein Zugang zu einer bereits vorher festgelegten Anzahl von Plätzen ermöglicht wird.

  3. 3.

    Beispielhaft sind verschiedene Tutorienprogramme (z. B. das Programm „Pourquoi Pas Moi?“ [PQPM], initiiert von der École supérieure des sciences économiques et commerciales [ESSEC]), die vorsehen, Schülerinnen und Schüler aus benachteiligten sozialen Milieus stärker zu betreuen und systematisch auf den Eintritt in eine Grande École vorzubereiten.

  4. 4.

    Zurzeit wird von der Autorin eine Studie zu Elite- und Exzellenzdiskursen und deren Machtwirkungen innerhalb der französischen Écoles normales supérieures durchgeführt. Diese untersucht Diskurse, die innerhalb dieser Institutionen (re-)produziert werden und deren Selbstrepräsentation dienen. Nachfolgend wird auf die Inhalte der Studie selbst nur in dem Maße eingegangen, wie es für die Entwicklung der methodologischen Konzeptionen innerhalb des Beitrags notwendig ist.

  5. 5.

    Die Begriffe der ‚Elite‘ und ‚Exzellenz‘ tauchen häufig im Zusammenhang auf und finden teilweise auch eine synonyme Verwendung. Ricken (2009: 195) weist jedoch darauf hin, „den Gleichklang von ‚Elite‘ und ‚Exzellenz‘ als einen problematischen, weil sowohl in der Sache als auch semantisch nicht zwingenden Zusammenhang aufzunehmen“. Dieses problematische Verhältnis soll in dieser Studie genauer in den Blick genommen werden.

  6. 6.

    Die theoretischen Dimensionen werden als heuristische Ausgangselemente verstanden, die innerhalb des Forschungsprozesses weiterentwickelt und modifiziert werden können. Aufgrund des begrenzten Umfangs des Beitrags sind nur einzelne Dimensionen foucaultscher und bourdieuscher Theorie zur Diskussion ausgewählt worden.

  7. 7.

    Gleichzeitig muss die Vereinbarkeit von bourdieuschen und foucaultschen theoretischen Dimensionen aber unter einer kritischen Perspektive betrachtet werden. Hierbei wird deutlich, dass Elemente wie etwa das foucaultsche Subjektkonzept und das Konzept des sozialen Akteurs von Bourdieu sich in unterschiedlichen Punkten einer Vereinbarkeit sperren.

  8. 8.

    In diesem Zusammenhang muss auch auf die Probleme verwiesen werden, die eine Verbindung von Diskurstheorie mit Methoden qualitativer Sozialforschung hervorbringt (vgl. ausführlich dazu z. B. Angermüller 2007: 101 ff.). In diesem Rahmen kann auf diese Problematik jedoch nicht näher eingegangen werden.

  9. 9.

    Matthiesen (1989: 221 ff.) kommt zu dem Schluss, dass Bourdieus empirische Analysen nur begrenzt dem Programm einer rekonstruktiven Methodologie folgen und bezeichnet in diesem Zusammenhang die Methodologie Bourdieus als „Habituskonstruktion“. Er führt aus, dass Bourdieus Ziel eher darin bestünde, objektive Strukturen in Form ihrer statistischen Regelmäßigkeit zu erfassen und aufgrund von statistischen Verteilungen auf Habitusformen zu schließen. Diese Ausführungen von Matthiesen (1989) beziehen sich vor allem auf Bourdieus Studie „Die feinen Unterschiede“ (1982).

  10. 10.

    In diesem Kontext ist auf Studien (vgl. z. B. Kramer/Helsper et al. 2009) zu verweisen, die eine Rekonstruktion von Habitusformen auf der Grundlage der dokumentarischen Methode realisieren.

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Schippling, A. (2013). Am Übergang in eine französische Elitehochschule. Diskursanalytische Perspektiven110 . In: Siebholz, S., Schneider, E., Schippling, A., Busse, S., Sandring, S. (eds) Prozesse sozialer Ungleichheit. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 40. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18988-8_19

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