Zusammenfassung
Der Begriff der menschlichen „Plastizität“ scheint nicht nur mit dem deutschen klassizistischen Bildungsbegriff eng verknüpft, sondern lässt sich, wie Christian Rittelmeyer in seiner Geschichte des Bildungstriebs (Rittelmeyer 2012) zeigt, in seiner abendländischen Begriffsgeschichte bis zu Platon und seinem Begriff „euplastos“ (altgr.: bildsam, bildsamer Mensch) zurückverfolgen. Allerdings wurde in der Antike besonders die plastische Formbarkeit des zu erziehenden Menschen – analog zur Gestaltung einer Skulptur – betont, die sich jedoch auch in den Texten der angelsächsischen Aufklärung wiederfinden lässt: John Locke beschrieb in seinen „Thoughts Concerning Education“ (1692) den Educanden als analog dem „beliebig zu bildenden und zu formenden“ Wachs. Sein Schüler Anthony Ashley Shaftesbury übertrug das Konzept der Bildsamkeit (to form und formation) auf Prozesse der Selbstbildung („inner form“), die 1738 in der deutschen Fassung – und vor der Ausformulierung des deutschen Bildungsbegriffs – mit „bilden“ und „Bildung“ übersetzt wurde. Für Shaftesbury war dabei wichtig, dass mit der Ausformung der äußeren Gestalt auch die „inward form“ der Seele zum Ausdruck kam (Horlacher 2011, S. 29 ff.).
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Althans, B. (2014). Plastizität. In: Wulf, C., Zirfas, J. (eds) Handbuch Pädagogische Anthropologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18970-3_11
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