Zusammenfassung
„Dass wir in kollektive Experimente verstrickt sind, muss nicht erst lange bewiesen werden“, stellt Bruno Latour (2004: 184) fest. Los Angeles stellt den Extremfall eines solchen Experimentes dar, und zwar unter anderem in Hinblick auf die Verkehrserschließung, die Entwicklung von Zuständen, die sich mit Urbanität und Verstädterung nur noch unzureichend beschreiben lassen, von Migration, Medienrepräsentanz, Umformung natürlicher Grundlagen von Landschaft, Wechsel von Regulationsregimen und deren Rückkopplungen. Die vorliegende – multiperspektivisch angelegte – Arbeit zu Los Angeles befasst sich mit sozialen Hybridisierungen und ihren räumlichen Repräsentanzen einerseits und den sozialen Deutungs- und Bewertungsmechanismen dieser Hybridisierungen und deren räumlichen Repräsentationen andererseits. Dabei werden insbesondere Bezüge zwischen Ästhetik und Angst – zwei wesentliche soziale Phänomene, die auch die Materialität von Los Angeles prägen – und zwischen den Polaritäten von Moderne und Postmoderne hergestellt. Ebenso werden die vielfältigen und rekursiven Zusammenhänge zwischen Materialität und Fiktion herausgearbeitet, die sich in sozialen wie räumlichen Hybridbildungen niederschlagen. In Los Angeles wird die Janusgesichtigkeit des Experiments des Siedlungstypus der Megastadt „als urbanes Zentrum wirtschaftlicher und sozialer Modernisierung auf der einen Seite und als chaotischer und grausamer Moloch, charakterisiert durch Armut, Kriminalität und Fragmentierung“ (Schwentker 2006: 15) auf der anderen Seite besonders virulent. Die herausgehobene Bedeutung von Los Angeles im Kontext urbaner Entwicklung bietet – auf Grundlage der weitreichenden Beobachtung der Entwicklung der Megastadt aus nicht explizit ästhetischer Perspektive – die Akzentuierung einer ästhetischen Betrachtung des Räumlichen jenseits dichotomer objektverhafteter Stadt-Landschaftstrennungsmuster (siehe auch Turner 1996, Ipsen 2006). Diese Beobachtung von Los Angeles aus Perspektive der Ästhetik erhält über die megastädtischen Bezüge hinaus seine Bedeutung aus der hybriden Kombination gesellschaftlicher und natürlicher Faktoren. So beschreibt Mike Davis (2004: 70) als Charakteristikum der Agglomeration von Los Angeles „nicht das bloße Zusammenspiel von Erdbeben, Buschbränden und Überschwemmungen, sondern die einzigartige explosive Mischung aus natürlichem Gefahren- und sozialem Konfliktpotenzial“, deren Ausdrücke auch Aufstände, überfüllte Straßen mit ständig hohem Unfallpotenzial, Ozonsmog und unsichere Arbeitsverhältnisse sind (Cronon 1996a). Eine Mischung also, die in spezifischen Mustern ästhetischer Deutung und Aneignung ihren Niederschlag findet.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Kühne, O. (2012). Einleitung. In: Stadt – Landschaft – Hybridität. RaumFragen Stadt – Region – Landschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18662-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-18662-7_1
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