Zusammenfassung
Im Alltagssprachgebrauch bezeichnet ›Lyrik‹ eine literarische Gattung — meist im Gegensatz zu ›Epik‹ und ›Dramatik‹ — und ›Gedicht‹ einen Text, der zu dieser Gattung zählt, also einen ›lyrischen‹ Text. Das Attribut ›lyrisch‹ benutzen wir aber auch in einem anderen, weiteren Sinne. So ist die Bezeichnung ›lyrisches Drama‹ gebräuchlich (etwa für Hugo von Hofmannsthals Stück Der Tor und der Tod); außerhalb der Literatur sprechen wir von einem ›lyrischen Tenor‹ (das ist ein Tenor mit weicher, für gefühlsbetonten Gesang besonders geeigneter Stimme). Und eine ›lyrische Stimmung‹ kann sich auch außerhalb des Kunstbereichs, beispielsweise in einer idyllischen Naturumgebung, einstellen. In diesem weiten Sinne bedeutet lyrisch ›stimmungsvoll‹ oder ›gefühlsbetont‹. Selbstverständlich finden sich ›lyrische Stimmungen‹ auch in Gedichten, besonders in den sogenannten ›Stimmungsgedichten‹ der klassisch-romantischen Tradition (am ausgeprägtesten bei Clemens Brentano und Joseph von Eichendorff), aber eben nicht in allen Gedichten (beispielsweise nicht in Christian Fürchtegott Gellerts Der Held und der Reitknecht oder in Gottfried Benns Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke).
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Burdorf, D. (1995). Was ist ein Gedicht?. In: Einführung in die Gedichtanalyse. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03981-1_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03981-1_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10284-3
Online ISBN: 978-3-476-03981-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)