Zusammenfassung
Am 24. Mai 1914 fand in Paris die Revolution des romantischen Musiktheaters statt. An traditionsreichem Ort, in der Pariser Opéra, wo achtzig Jahre zuvor mit der Grand Opéra die Oper als berauschendes Illusionstheater kreiert worden war, brach Serge Diaghilew, der Leiter der Tanztruppe »Les Ballets Russes«, mit dem bis dahin dominierenden Stilprinzip des musikalischen Theaters: Er plazierte bei der Aufführung von Nikolai Rimski-Korsakows letzter Oper Solotoi petuschok (Der goldene Hahn) Sängerinnen und Sänger auf der Bühne entlang der seitlichen Dekorationen, mit ihren Stimmbüchern in Händen, während Tänzer und Schauspieler die Handlung darstellten, ohne zu singen.1 Der Bruch mit der Tradition war unverkennbar: Bühnendarsteller und Sänger einer Rolle waren nicht mehr dieselbe Person. Die Theaterfiguren galten folglich nicht mehr als Abbilder von Menschen. Ihre Psychologie forderte die Zuschauer nicht mehr heraus zur Identifikation mit dem Gesehenen und Gehörten, sondern zur distanzierten Betrachtung des Dargestellten. Das avancierte Experiment gelang. Die Aufführung des Goldenen Hahn war ein Sensationserfolg. Zwei Tage später, am 26. Mai, brachte Diaghilew in gleicher Weise Igor Strawinskys Oper Le Rossignol zur Uraufführung.2
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Literaturhinweise
Alexander Schouvaloff/Victor Borovsky, Stravinsky on Stage, London 1982.
Constantin Floros, Hans Joachim Marx und Peter Petersen (Hrsg.), Musiktheater im 20. Jahrhundert (Hamburger Jahrbuch für Musikwissenschaft), Laaber 1988.
Winfried Kirsch und Sieghart Döhring (Hrsg.), Geschichte und Dramaturgie des Operneinakters, Laaber 1991.
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Schläder, J. (2000). Gegen Wagner. In: Bermbach, U. (eds) Oper im 20. Jahrhundert. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03796-1_3
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