Zusammenfassung
Zu den prominentesten Begriffen einer Ideengeschichte der Komposition gehört der Begriff der „Musica poetica”. Er gilt, wie Wilibald Gurlitt es formulierte, als „Geburtsstunde des Komponisten im modernen Sinne des Wortes“1. In dieser Deutung gelangte der Begriff, zumal in der deutschen Musikwissenschaft, zu ganz besonderen Ehren: von Hermann Zenck2 und Wilibald Gurlitt3 über Hans Heinrich Eggebrecht4 und Carl Dahinaus5 bis hin zu Klaus Wolfgang Niemöller6, Klaus-Jürgen Sachs7, Wilhelm Seidel8 und Peter Cahn9. Doch so einhellig die Deutung des Begriffs „Musica poetica“ als „Komposition im modernen Wortsinn“ auch war — bei genauerer Betrachtung erweist sie sich als durch und durch verfehlt.
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Notizen
W. Gurlitt, Musik und Rhetorik. Hinweise auf ihre geschichtliche Grundlageneinheit (1944), in: ders., Musikgeschichte und Gegenwart. Eine Aufsatzfolge, Bd. I, Wiesbaden 1966 (= Beihefte zum Archiv für Musikwissenschaft I), S. 72.
H. Zenck, Grundformen deutscher Musikanschauung, in: Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen für 1941/42, Göttingen 1942, auch in: Numerus und affectus. Studien zur Musikgeschichte, Kassel usw. 1959.
H. H. Eggebrecht, Heinrich Schütz. Musicus poeticus, Göttingen 1959; ders., Opus-musik, in: ders., Musikalisches Denken. Aufsätze zur Theorie und Ästhetik der Musik, Wilhelmshaven 1977; ders., Musik im Abendland. Prozesse und Stationen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1991.
C. Dahlhaus, Musica poetica und musikalische Poesie, in: Archiv für Musikwissenschaft 1966; ders., Musikästhetik, Köln 1967; ders., Plädoyer für eine romantische Kategorie — Der Begriff des Kunstwerks in der neuesten Musik, in: ders., Schönberg und andere. Gesammelte Aufsätze zur Neuen Musik, Mainz 1978; ders., Tonsystem und Werkbegriff als Paradigmen Systematischer Musikwissenschaft, in: ders. und H. de la Motte-Haber (Hrsg.), Systematische Musikwissenschaft, Wiesbaden 1982 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft, Bd. 10); ders., Die Musiktheorie im 18. und 19. Jahrhundert. Erster Teil: Grundzüge einer Systematik, Darmstadt 1984 (= Geschichte der Musiktheorie, Bd. 10).
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W. Seidel, Werk und Werkbegriff in der Musikgeschichte, Darmstadt 1987.
P. Cahn, Zur Vorgeschichte des „Opus perfectum et absolutum“ in der Musikauffassung um 1500, in: K. Hortschansky (Hrsg.), Zeichen und Struktur in der Musik der Renaissance. Ein Symposium aus Anlaß der Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung Münster (Westfalen) 1987, Kassel usw. 1989.
W. Braun, Deutsche Musiktheorie des 15. bis 17. Jahrhunderts. Zweiter Teil: Von Calvisius bis Mattheson, Darmstadt 1994 (= Geschichte der Musiktheorie, Bd. 8/II), S. 40.
J. Oridryus, Practicae Musicae praecepta, hrsg. von R. Federhofer-Königs, in: dies., Johannes Oridryus und sein Musiktraktat, Diss. Köln 1957 (= Beiträge zur Rheinischen Musikgeschichte, Heft 24), S. 69.
H. Faber, Musica poetica (Ms. ca. 1548), hrsg. von C. Stroux, in: C. Stroux, Die Musica poetica des Magisters Heinrich Faber, Diss, (masch.) Freiburg 1966, Teil II, S. 5.
G. Dreßler, Praecepta Musicae Poèticae (Ms. 1563/64), hrsg. von B. Engelke, in: Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg 49/50, 1914/15, S. 214–215.
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von Loesch, H. (2001). Musica Poetica — die Geburtsstunde des Komponisten?. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02821-1_5
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