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Orgel- und Instrumentmacher

Zum Tätigkeitsfeld Gottfried Silbermanns und anderer deutscher Orgelbauer im 18. Jahrhundert

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Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz
  • 83 Accesses

Zusammenfassung

Dass in Deutschland bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der Bau von Orgeln und besaiteten Tasteninstrumenten zumeist in einer Hand lag, manifestiert sich nicht zuletzt in der zeitgenössischen Berufsbezeichnung „Orgel- und InstrumentMacher“. Der Terminus „Instrument“ wurde jahrhundertelang für das Clavichord, das „Fundament aller Clavirten Instrumenten“ gebraucht.1 Daraus leitete sich die Berufsbezeichnung für jene Handwerker ab, die im 17. und 18. Jahrhundert alle Arten besaiteter Tasteninstrumente fertigten, wobei Clavichorde naturgemäß zahlenmäßig dominierten. Diese Handwerker nannten sich Instrumentmacher in Abgrenzung zu jenen, die andere Instrumententypen herstellten.2 Erstaunlicherweise findet diese ‚Doppeltätigkeit‘ des Orgel- und Instrumentmachens erst in jüngster Zeit die gebotene Aufmerksamkeit, wobei sich aus naheliegenden Gründen das Hauptaugenmerk vornehmlich auf das Fortepiano richtet.3 Beim Kolloquium Kammermusik und Orgel im höfischen Umkreis — Das Pedalcembalo4 1997 in Köthen, der Tagung im Rahmen des Cembalomarathon vom Oktober 1999 in Michaelstein5 sowie dem Symposium Das deutsche Cembalo6 während der 24. Tage Alter Musik in Herne im November 1999 rückte erstmals die Herstellung von Kielklavieren und Clavichorden in der Werkstatt Gottfried Silbermanns und anderer Orgelbauer ins Zentrum des Interesses. Diese Konzentration auf den Tätigkeitsbereich des Instrumentmachens hat ihre Berechtigung darin, dass etwa der Cembalobau in Deutschland erhebliche Einflüsse aus dem Orgelbau erkennen lässt, und dass viele bemerkenswerte Besonderheiten deutscher Cembali leicht zu erklären sind, „wenn man bedenkt, daß es größtenteils Orgelbauer waren, die im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Cembali gefertigt haben.“7

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Literatur

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  5. Vergleiche die Liste, die Werner Müller (ebenda, S. 8–12) mitteilt. Der Ulmer Orgelbauer Georg Friedrich Schmahl (1700–1773) soll insgesamt mehr als 70 Orgeln gebaut haben, und das bei einer offenbar kleineren Anzahl von Mitarbeitern; vergleiche W. Manecke, Johannes Mayr, Zeitgenossen — Zum 300. Geburtstag der Orgelbauer Joseph Gabler (1700–1771) und Georg Friedrich Schmahl (1700–1773), in: Ars Organi 48/2000, S. 196–203, hier S. 202.

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  6. Gottfried Silbermann war zwar nicht Erfinder des Fortepianos, diese Ehre gebührt Bartolomeo Cristofori. Aber der sächsische Orgel- und Instrumentmacher löste das Hammerklavier, durch die Entwicklung der Dämpfungsaufhebung (vermutlich 1733 oder 1734), von der engen Verbindung zum Cembalo und gab ihm damit jene eigenständige Klangqualität, die es bis heute auszeichnet; vergleiche hierzu C. Ahrens, Prellmechanik und Dämpfungsaufhebung. Zu den Besonderheiten des frühen Hammerklavierbaus in Deutschland, in: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz 1998, Berlin 1998, S. 77–97.

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  12. Vergleiche hierzu C. Ahrens, … einen überaus poetischen Ton. Hammerklaviere mit Wiener Mechanik, a. a. O.; ders., Das Cembalo in Deutschland — Daten und Fakten, in: Das deutsche Cembalo, hrsg. von C. Ahrens und G. Klinke, München Salzburg 2000, S. 9–24; ders., Musikalische Nutzung und Einsatzbereiche von Cembali in Deutschland, in: Tagungsbericht Michaelstein 1999 (im Druck).

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  17. J. Massmann, Die Orgelbauten des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin, Wismar Rostock Ludwigslust 1875, Faksimilenachdruck der Originalausgabe mit Kommentaren und Ergänzungen, hrsg. von H. J. Busch und R. Jaehn (= Documenta Organologica, Bd. 11), Kassel 1988, S. 23.

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  18. R. Skupnik, Das Orgelbauerprivileg am Hof zu Hannover, in: Orgelkunst und Orgelforschung. Gedenkschrift Rudolf Reuter, hrsg. von W. Schlepphorst, Kassel u. a. 1990, S. 211–215, hier S. 213.

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Ahrens, C. (2001). Orgel- und Instrumentmacher. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02821-1_13

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