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Punkt, Punkt, Komma, Strich Heinrich Heine als Virtuose der Interpunktion

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Heine-Jahrbuch 2008
  • 255 Accesses

Zusammenfassung

Hat es für Heines Interpunktionsregime jemals Aufmerksamkeit gegeben? Ist gefragt worden, wie sie den Kosmos seiner literarischen und publizistischen Texte strukturieren? Stand ihr subversiver Eigensinn jemals zur Diskussion? Kaum — abgesehen von editorischen Kommentaren oder einer Pionierleistung wie der Jochen Zinkes zum »Buch der Lieder«, die aus editorischer Arbeit erwuchs.1 Das Aufarbeiten von sozialen, politischen oder privaten Gehalten, Hermeneutik und Dekonstruktion, die erfolgreich aufstrebende intertextuelle Spurensuche oder die jüngsten überraschenden Versuche, kabbalistische Textspuren Heines zu entschlüsseln: Interpunktionsphänomene haben all diese Ansätze übergehen müssen. Das lag und liegt nicht zuletzt daran, dass, im Zug allgemeiner Feldverschiebungen, der Gegenstand »Literatur« der Forschung (zugespitzt gesagt) nicht genug schien. Literatur wurde (nochmals zugespitzt gesagt) essentiell nurmehr durch das, was außer ihr existierte. Konsequenterweise gingen Literaturwissenschaftler und Literaturwissenschaftlerinnen irgendwann dazu über, gerade diese faktischen Essentiale als Text zu bezeichnen. Kurzum: Heine ist als Virtuose der Interpunktion noch zu entdecken, und dieser essayartige Text versucht am Beispiel von »Lutetia« — und abschließend mit Blick auf Heines Gesamtwerk — auszumitteln, ob und inwieweit Heines Interpunktion rhetorische Force und subversive Energie zu eigen sind oder nicht.

Der Text beinhaltet Teile des Aufsatzes: Olaf Briese: Auslassungszeichen. Interpunktionsregime bei Heinrich Heine. — In: [Auslassungen]. Leerstellen als Movens der Kulturwissenschaft. Festschrift für Hartmut Böhme, hrsg. v. Natascha Adamowsky u. Peter Matussek. Würzburg 2004, S. 213–220. Für Hinweise danke ich herzlich Bernd Füllner (Düsseldorf) und Wolfgang Rasch (Berlin).

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Anmerkungen

  1. Vgl.: Jochen Zinke: Autortext und Fremdeingriff. Die Schreibkonventionen der Heine-Zeit und die Textgeschichte des »Buches der Lieder«. Hamburg 1974, S. 242–283, vgl. auch:

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Briese, O. (2008). Punkt, Punkt, Komma, Strich Heinrich Heine als Virtuose der Interpunktion. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 2008. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00360-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-00360-7_3

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-02279-0

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