Zusammenfassung
Ist es Barbarei, so hat es doch Methode. In diesem Kapitel wird Shakespeare als ein politischer Denker gelesen, auch wenn er sicher vieles andere und vieles mehr als das gewesen ist. Die Rechtfertigung für diesen barbarischen Akt liegt darin, daß Shakespeare politische Themen vielfach und auf vielfache Weise behandelt: in den Königsdramen das Thema von Usurpation und legitimer Herrschaft, in The Tempest das von Macht, Magie und Utopie, immer wieder das von Schuld und Verstrickung auch und gerade in der Politik. Jan Kott hat in Shakespeare heute (1965, 1980) den Dichter derart zum Zeitgenossen gemacht, daß sich dem kaum ein Regisseur hat entziehen können: Hamlet, ein Existentialist wie Figuren von Sartre oder Camus, alle die Richards und Jagos »als das wahre Antlitz der großen Diktatoren und Henker unserer Zeit« (1980, 10). Viele der neuen Interpretationsrichtungen haben politische Konsequenzen: die feministische, die postkolonialistische, der new historicism oder der cultural materialism. Shakespeare ist inzwischen mit fast allem verbunden worden, was in neueren Ideologien herumspukt. Dadurch mag er manchmal unzulässig aktualisiert worden sein. Aber wir sind auch aufmerksam gemacht worden auf viele bisher übersehene Bezüge, auf das Subversive, das ausgeschlossene Andere, das Widersprüchliche.
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Werke
Werke, engl.-dt., übers. v. A.W. Schlegel u. L. Tieck, L. Schücking (Hrsg.), Reinbek 1957ff.
The Norton Shakespeare. Based on the Oxford Edition, St. Greenblatt u.a. (Hrsg.), New York/London 1997 (Zeilenzählung nach dieser Ausgabe).
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Ottmann, H. (2006). Shakespeares politische Welt. In: Geschichte des politischen Denkens. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-00022-4_8
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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