Zusammenfassung
Die Frage nach anderen medialen Möglichkeiten, d. h. auch die Frage nach anderen möglichen Systembildungen besteht im Prinzip aus zwei Fragen. Einmal stellt sie sich in jeder Entwicklungsphase eines Mediums neu, und damit bei jeder Neudimensionierung des gesamtgesellschaftlichen Austauschsystems. Denn jedesmal werden in diesen Situationen neue Bedingungen produziert und existieren so mit Verknüpfungsmöglichkeiten für eventuell noch nicht festgelegtes kommunikatives Handeln. Die Mediengeschichte zeigt zwar, daß von einem bestimmten Punkt an, nämlich dem Auftreten des Schwellenmediums Fernsehen, die empirische Wahrscheinlichkeit für Nichtfestgelegtheit abnimmt, jedoch hat sie offensichtlich nicht den Wert p = 0 angenommen und dürfte dies auch kaum je tun. Darüber hinaus konnten wir bei der Diskussion des Durchsetzungsschemas anhand der Presseentwicklung (Abb. 2) feststellen, daß in jeder einzelnen Phase vor allem im distributiven, konsumtiven und programmlichen Bereich Alternativen formuliert und bis zum Beginn der großindustriellen Presseproduktion im letzten Jahrhundert auch praktiziert wurden. Ebenfalls die “neuen” Medien bis hin zum Hörfunk waren nicht nur im Problemaufgriff, sondern bis ans Ende ihrer jeweiligen Erprobungsphasen keineswegs festgelegt und hätten -ihren technologischen Immanenzen nach - auch andere Systembildungen ermöglicht. Das kommunikative Handeln wurde schließlich fast gesetzmäßig, so ließ sich zeigen, durch den Interessenparameter angeschlossen und strukturell gesteuert, der von kommunikationspolitischen Maßnahmen flankiert und abgesichert wurde. Dieser medienbezogene Aspekt der Ausgangsfrage kann und muß also legitimerweise bei jeder Systeminnovation neu gestellt werden. Die Verbindung von Kleincomputern und Datenübertragungsnetzen zeigt z.B. bei jüngsten Entwicklungen in Figuren wie Hackern oder Crashern, daß stets Turbulenzen durch nicht integrierte Nutzerperspektiven auftreten und ein nur technisch definiertes, nutzerperspektivisches Systemfinish zwar planbar, aber nicht unbedingt in allen Entwicklungsphasen auch erreichbar ist. Vergleichbar ist die Entwicklung des Btx, das - jedenfalls vorläufig - zunehmend als innerbetriebliches Kommunikationssystem implementiert, jedoch nur nachrangig als Publikums- und Kundenmedium genutzt wird, wofür es doch einmal geplant war und dem eine vorauseilende “wissenschaftliche” Prognostik gute Chancen eingeräumt hatte.
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Dröge, F., Kopper, G.G. (1991). Alternativen der medialen Entwicklung. In: Der Medien-Prozeß. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99488-2_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99488-2_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12223-6
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