Zusammenfassung
Die Kostenrechnung1 stellt ein bedeutendes betriebliches Informationsinstrument dar und ist als solches heutzutage in praktisch allen größeren Unternehmen zu finden.2 Hinsichtlich der Eignung einer Kostenrechnung als betriebliches Führungsinstrument sind jedoch nicht erst in jüngster Zeit sowohl seitens der Wissenschaft als auch der Unternehmenspraxis Zweifel vorgebracht worden. Dabei wird weniger die grundsätzliche Existenz eines monetären Informationsinstruments bezüglich des betrieblichen Leistungssystems in Frage gestellt, sondern vielmehr die methodisch-instrumentelle Ausprägung und die konzeptionelle Ausrichtung der Kostenrechnung.3 Methodisch-instrumentell wird beispielsweise bemängelt, daß die Kostenrechnung den Anforderungen, die sich durch ein zunehmend dynamisches Umfeld bei gleichzeitig steigender betrieblicher Leistungskomplexität ergeben, nicht ausreichend Rechnung trägt.4 Hinsichtlich ihrer konzeptionellen Ausrichtungen wird den heutigen Kostenrechnungen vorgehalten, wichtige Veränderungen äußerer Rahmenparameter5 sowie bedeutende Strukturverschiebungen der innerbetrieblichen Leistungssysteme bisher nicht ausreichend nachvollzogen zu haben.6 Zu nennen sind hier beispielsweise die zunehmende Substitution des Einsatzfaktors Personal durch Anlagen und die damit einhergehende, leistungswirtschaftliche Bedeutungsverschiebung von überwiegend variablen Repetierfaktoren zu kapital- und fixkostenintensiven Potentialfaktoren.7 Weiterhin ist die Grundstruktur der Kostenrechnung zwar gesamtunternehmensbezogen konzipiert, jedoch in ihrer Schwerpunktsetzung nach wie vor auf den in seiner relativen Bedeutung schwindenden direkten Produktionsbereich und dort auf die Produktkalkulation ausgerichtet.8 Schließlich ergeben sich durch die oftmals enge Anbindung der Kostenrechnung an das externe Rechnungswesen und durch die Fokussierung auf die Kostenträgerrechnung Limitierungen für die Bereitstellung aussagefähiger, kostenbezogener Führungsinformationen zu betrieblichen Potentialfaktoren und indirekten Funktionen.9
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Literatur
Der Begriff Kostenrechnung soll hier im weiteren Sinne verstanden werden (vgl. Weber, H.K., 1992, S.5), umfaßt also auch Erlös-und Ergebnisrechnung.
Die überaus weite Verbreitung von Kostenrechnungssystemen in der Unternehmenspraxis wird durch empirische Erhebungen gestützt. Vgl. beispielsweise Becker, H.P., 1985, S.601ff; Weber, 1993b, S.257ff sowie Köpper, 1993a, S.601ff und Währisch, 1998, S. 78f.
Stellvertretend zu nennen sind hier kritische Publikationen von Riebel, 1959, S.213ff; Johnson/Kaplan, 1987, S.5f; Kaplan, 1988, S.61ff; Schneider, 1991, S.765; Pfaff/Weber, 1997, S.459ff sowie Pfaff/Weber, 1998, S.15lff; Weber/Aust, 1998a, S.133ffsowie Weber/Aust, 1998b, S.174ff.
Kritik an und Probleme mit der Kostenrechnung in der Unternehmenspraxis manifestieren sich beispielsweise in Resultaten empirischer Untersuchungen. Vgl. hierzu Köpper, 1983, S.172ff sowie 1993, S.605f; Becker, H.P., 1985, S.611 und 616; Weber, 1993b, S. 267f.
Im Zusammenhang mit der immer dynamischeren Strukurwandlungen betrieblicher Leistungssysteme wird den vorherrschenden Kostenrechnungssystemen mitunter Strukturstarre, Überkomplexität, Unübersichtlichkeit und Inflexibilität vorgehalten. Vgl. beispielsweise Weber/Aust, 1998a, S.I34 und Weber/Aust, 1998b, S.174ff sowie Weber, 1998, 5. 181.
Zu nennen ist hier z.B. die zunehmende Internationalisierung des Rechnungswesens und die damit verbundenen Zwänge zur Neuausrichtung auch der Kostenrechnung (vgl. beispielsweise Schweitzer/Ziolkowski, 1999, S.2ff).
Zu bedeutsamen Veränderungen innerhalb der betrieblichen Leistungssysteme, die auch zu Gestaltungskonsequenzen in der Kostenrechnung führen sollten, vgl. stellvertretend Becker, 1996a, S.211ff.
Auf diese, durch zunehmende Technisierung ausgelöste, generelle Bedeutungsverschiebung innerhalb der betrieblichen Leistungssysteme und die damit einhergehende Bedeutungszunahme der betrieblichen Anlagenwirtschaft weist insbesondere Männel hin. Vgl. Männel, 1997, S.175ff.
Einige Autoren konstatieren in diesem Zusammenhang sogar seit der „Gründerzeit“ der Kostenrechnung mit ihrem dominanten Rechnungsziel der Preiskalkulation (vgl. Pfaff/Weber, 1998, S.153) einen gewissen konzeptionellen Stillstand (vgl. Pfaff/Weber, 1997, S.459).
Auf die Defizite in der Praxis implementierter Kostenrechnungen speziell im Bereich der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und den daraus erwachsenden negativen Folgen für eine ergebnis-und verantwortungsorientierte Steuerung, die bis zum „Versagen“ des Controlling führen kann, weist insbesondere Schneider hin. Vgl. Schneider, 1991, S. 767f.
Die Einschätzung, eine „meinungs-bzw. schulenfreie“ Kostenrechnungstheorie (vgl. Bungenstock, 1995, S.352) bedarf insbesondere vor dem Hintergrund der aufgezeigten Strukturverschiebungen dringend der Weiterentwicklung, wird von vielen Autoren geteilt. Vgl. stellvertretend Dellmann, 1979, S.332 sowie Becker, 1997b, S.28. Manche sehen die Formulierung einer Theorie der Kostenrechnung als eine noch offene Frage der Kostenlehre (vgl. Schweitzer, 1992, S.200), andere als „weißen Fleck auf der Karte betriebswirtschaftlicher Forschungsgebiete” (vgl. Bungenstock, 1995, S.73). Die hier im Vordergrund stehenden Partialrechnungen werden dabei auch von Weber (vgl. Weber, 1998, 5.1800) als ein möglicher Beitrag zur Weiterentwicklung der Kostenrechnung dazu gesehen.
Zum technologischen Wissenschaftsziel (vgl. Kieser/Kubicek, 1992, S.56), das oft auch als Gestaltungsziel der Betriebswirtschaftslehre bezeichnet wird, vgl. Heinen, 1991, S. 4f.
Nach häufig vernehmbarer Meinung, stellt insbesondere die Messung und Bewertung der ökonomischen Leistungserstellung und in der Folge auch der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung der Funktion Instandhaltung ein bislang unzureichend gelöstes Problem dar. Vgl. stellvertretend Warnecke, 1992, S.3 und Weigel, 1995, S. 30.
Nach aktuellen Untersuchungen betragen die betrieblichen Instandhaltungskosten 3% - 6,5% vom Wiederbeschaffungswert der Anlagen (vgl. Becker/Brinkmann, 2000, S.32f). Frühere Studien zeigen ähnliche Ergebnisse (vgl. Warnecke, 1992, S.5). Insgesamt entstehen in der Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland jährlich rund 265 Mrd. DM an „Instandhaltungskosten“. Vgl. hierzu eine Studie der Gesellschaft für Instandhaltung (Gfln), 1997, S. 10.
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Brinkmann, FM. (2001). Einführung. In: Gestaltung von Funktionskostenrechnungen. Unternehmensführung & Controlling. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99240-6_1
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