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Europa als visionäre Idee und gesellschaftliche Realität

Der westdeutsche Europadiskurs in den 50er Jahren

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Das europäische Projekt zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Part of the book series: Grundlagen für Europa ((GRUNDE,volume 8))

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Zusammenfassung

Dass die vor allem — aber nicht nur — junge Menschen begeisternde Vision eines staatlich vereinigten Europas mit zunehmender westeuropäischer Integration immer weiter in die Ferne rückte, ist demoskopisch belegt.1 Positiv ließe sich sogar formulieren, der Europa-Diskurs des ersten Nachkriegsjahrzehnts hatte geradezu zur Bedingung, dass erst wenige Schritte auf diesem Weg gegangen und die Umrisse der europäischen Gemeinschaft noch kaum konturiert waren. Der rege westdeutsche Europa-Diskurs, wie er sich vor allem in einschlägigen politisch-kulturellen Zeitschriften gehobener Publizistik und prominenten Buchveröffentlichungen niederschlug, entsprach also einem allgemeinen Trend der Öffentlichkeit. Inhaltlich folgte er weitgehend ideengeschichtlichen Mustern, die in der Kontinuität der Zwischenkriegszeit standen.2 Dies war keine Besonderheit, lebte die Selbstverständigung der gerade rekonstruierten bürgerlichen Gesellschaft im westdeutschen Wiederauf-bau doch insgesamt in starkem Maße von den konzeptionellen Angeboten,wie sie besonders in den Jahren der Weimarer Republik geprägt worden waren. Insofern ergaben sich charakteristische zeitspezifische Ungleichzeitigkeiten. Während die wirtschaftliche, politische und militärische Integration des westeuropäischen Kontinentalkerns voranschritt und gut ein Jahrzehnt nach Kriegsende mit den Römischen Verträgen entscheidende Etappenziele erreicht hatte, kaprizierte sich die gehobene Publizistik mit visionärem Gestus vielfach auf europäische Ideen, die nicht zuletzt als Ersatz deutscher Größe fungierten, aber nur sehr locker mit dem tatsächlichen Integrationsprozess verbunden waren. Dies macht die ideologische Seite allerdings nicht unwichtig, zeigt sie doch, unter welchen Vorzeichen ein europäisches Bewusstsein unter den Funktionseliten offenbar überhaupt nur verbreitet werden konnte — mit der in diesem Zusammenhang auftauchenden Frage, ob, wann und wie sich Annäherungsprozesse der anfänglichen Diskurse an die Realitäten der westeuropäischen Integration ergaben.

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Literatur

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  2. Diese aus kursorischer Lektüre verschiedener zeitgenössischer Zeitschriften und Buchveröffentlichungen gewonnene These müsste abgeglichen werden mit der Berichterstattung und Kommentierung von überregionalen Tages-und Wochenzeitungen mit Meinungsführerfunktion, die unmittelbar mit der Chronologie des westeuropäischen Integrationsprozesses zu tun hatten. In diesem Zusammenhang wäre auch der Vergleich von Politik-, Wirtschafts-und Feuilletonseiten aufschlussreich.

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  3. Besonders bekannt, aber nicht das einzige Projekt dieser Art war der Paneuropa-Zusammenhang des Grafen Coudenhove-Kalergi; vgl. zuletzt Rolf Schneider, Europas Einigung und das Problem Deutschland. Vorgeschichte und Anfänge, Frankfurt/M. u.a. 1999; Oliver Burgard, Das gemeinsame Europa — von der politischen Utopie zum außenpolitischen Programm, Frankfurt/M. 1999; vgl. als zuverlässigen Überblick Wilfried Loth, Der Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration 1939–1957, Göttingen 1990; für das literarische Feld Paul Michael Lützeler (Hrsg.), Plädoyer für Europa. Stellungnahmen deutschsprachiger Schriftsteller 1915–1945, Frankfurt/M. 1987; ders., Die Schriftsteller und Europa. Von der Romantik bis zur Gegenwart, Baden-Baden 21998.

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  25. Dieses Zitat stammt charakteristischerweise aus einem in Nation Europa abgedruckten Aufsatz von Ortega y Gasset mit dem Titel, Die Nation Europa (Jg. 2, 1951, H. 2, S. 3–9, hier S. 7 ).

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  27. Vgl. dagegen die frühe Kritik der Konstruktion einer Identität von Abendland und Europa als faktisches Abfinden mit der europäischen Spaltung bei Walter Dirks, Die Christenheit und Europa, in: Frankfurter Hefte 6 (1951), S. 626–637, hier S. 635.

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  28. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass es zumal in den ersten Nachkriegsjahren auch eine eher liberaldemokratische Variante europäisch-föderalistischen Denkens gab, die mit dem Vorbild der Schweiz und in expliziter Distanz zu paneuropäischen Konzeptionen von einer „Eidgenossenschaft“ der europäischen Länder ausging; vgl. Otto Lehmann-Russbueldt, Europa den Europäern, Hamburg 1948, S. 90f.; Der Kampf um den Frieden. Ein neuer Weltkrieg oder eine neue Ordnung? Führende Politiker und Wissenschaftler aus allen Ländern und allen Lagern fordern als Ausweg der Krisis der Gegenwart ein föderiertes Europa in einer föderierten Welt, Koblenz o.J. (1948), S. 105.

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  63. Sicherlich wird man in den Diskursen, mit denen die sozialkulturellen Veränderungen in Westeuropa reflektiert wurden, starke gemeinsame Züge entdecken können. Allerdings wird ein zweiter Blick nicht nur die durch Ungleichzeitigkeiten der realen Entwicklung bedingten Unterschiede, sondern auch die auf Grund nationaler und regionaler Traditionen wirkenden Besonderheiten entdecken — die Differenzierung innerhalb der Homogenisierung —, die für den Bereich der politisch-kulturellen Prägung am augenfälligsten sind: die sehr unterschiedlichen Ausgangsbedingungen 1945, die älteren wohlfahrtsstaatlich-sozialliberalen Muster gesellschaftspolitischer Debatten in Schweden, die Traditionen klassenkämpferischer Dichotomien in Großbritannien, die Einflüsse marxistisch-kommunistischer Milieus in romanischen Ländern wie Italien und Frankreich, die in der Nachkriegszeit dominierende Melange von Neoliberalismus und christlich-konservativem Denken in Westdeutschland, das Nebeneinander von Frankismus und katholischem Klerikalismus in Spanien usw.

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  71. Vgl. etwa Reinmar Cunis, Die Utopie Europas, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 14 (1963), S. 338–342; Helmut Lindemann, Versuch über den europäischen Surrealismus, in: ebd. 16 (1965), S. 104–107.

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Schildt, A. (2001). Europa als visionäre Idee und gesellschaftliche Realität. In: Loth, W. (eds) Das europäische Projekt zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Grundlagen für Europa, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97497-6_5

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