Zusammenfassung
Dass die vor allem — aber nicht nur — junge Menschen begeisternde Vision eines staatlich vereinigten Europas mit zunehmender westeuropäischer Integration immer weiter in die Ferne rückte, ist demoskopisch belegt.1 Positiv ließe sich sogar formulieren, der Europa-Diskurs des ersten Nachkriegsjahrzehnts hatte geradezu zur Bedingung, dass erst wenige Schritte auf diesem Weg gegangen und die Umrisse der europäischen Gemeinschaft noch kaum konturiert waren. Der rege westdeutsche Europa-Diskurs, wie er sich vor allem in einschlägigen politisch-kulturellen Zeitschriften gehobener Publizistik und prominenten Buchveröffentlichungen niederschlug, entsprach also einem allgemeinen Trend der Öffentlichkeit. Inhaltlich folgte er weitgehend ideengeschichtlichen Mustern, die in der Kontinuität der Zwischenkriegszeit standen.2 Dies war keine Besonderheit, lebte die Selbstverständigung der gerade rekonstruierten bürgerlichen Gesellschaft im westdeutschen Wiederauf-bau doch insgesamt in starkem Maße von den konzeptionellen Angeboten,wie sie besonders in den Jahren der Weimarer Republik geprägt worden waren. Insofern ergaben sich charakteristische zeitspezifische Ungleichzeitigkeiten. Während die wirtschaftliche, politische und militärische Integration des westeuropäischen Kontinentalkerns voranschritt und gut ein Jahrzehnt nach Kriegsende mit den Römischen Verträgen entscheidende Etappenziele erreicht hatte, kaprizierte sich die gehobene Publizistik mit visionärem Gestus vielfach auf europäische Ideen, die nicht zuletzt als Ersatz deutscher Größe fungierten, aber nur sehr locker mit dem tatsächlichen Integrationsprozess verbunden waren. Dies macht die ideologische Seite allerdings nicht unwichtig, zeigt sie doch, unter welchen Vorzeichen ein europäisches Bewusstsein unter den Funktionseliten offenbar überhaupt nur verbreitet werden konnte — mit der in diesem Zusammenhang auftauchenden Frage, ob, wann und wie sich Annäherungsprozesse der anfänglichen Diskurse an die Realitäten der westeuropäischen Integration ergaben.
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Literatur
Elisabeth Noelle-Neumann/Thomas Petersen, Die Bürger in Deutschland, in: Werner Weidenfeld (Hrsg.), Europa-Handbuch, Bonn 1999, S. 585–602, hier S. 592.
Diese aus kursorischer Lektüre verschiedener zeitgenössischer Zeitschriften und Buchveröffentlichungen gewonnene These müsste abgeglichen werden mit der Berichterstattung und Kommentierung von überregionalen Tages-und Wochenzeitungen mit Meinungsführerfunktion, die unmittelbar mit der Chronologie des westeuropäischen Integrationsprozesses zu tun hatten. In diesem Zusammenhang wäre auch der Vergleich von Politik-, Wirtschafts-und Feuilletonseiten aufschlussreich.
Besonders bekannt, aber nicht das einzige Projekt dieser Art war der Paneuropa-Zusammenhang des Grafen Coudenhove-Kalergi; vgl. zuletzt Rolf Schneider, Europas Einigung und das Problem Deutschland. Vorgeschichte und Anfänge, Frankfurt/M. u.a. 1999; Oliver Burgard, Das gemeinsame Europa — von der politischen Utopie zum außenpolitischen Programm, Frankfurt/M. 1999; vgl. als zuverlässigen Überblick Wilfried Loth, Der Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration 1939–1957, Göttingen 1990; für das literarische Feld Paul Michael Lützeler (Hrsg.), Plädoyer für Europa. Stellungnahmen deutschsprachiger Schriftsteller 1915–1945, Frankfurt/M. 1987; ders., Die Schriftsteller und Europa. Von der Romantik bis zur Gegenwart, Baden-Baden 21998.
August Winnig, Europa. Gedanken eines Deutschen, Berlin 1937, S. 9.
Willi A. Boelcke, Die „europäische Wirtschaftspolitik“ des Nationalsozialismus, in:Historische Mitteilungen 5 (1992), S. 194–232.
Vgl. Werner Neulen, Eurofaschismus und der Zweite Weltkrieg. Europas verratene Söhne,München 1980; Jürgen Elvert, „Germanen“ und „Imperialisten”. Zwei Europakonzepte aus nationalsozialistischer Zeit, in: Historische Mitteilungen 5 (1992), S. 161–184.
Vgl. die Dokumentation von Walter Lipgens (Hrsg.), Europa-Föderationspläne der Wider- standsbewegungen 1940–1945, München 1968.
Vgl. Klaus Voigt, Europäische Föderation und neuer Völkerbund. Die Diskussion im deutschen Exil zur Gestaltung der internationalen Beziehungen nach dem Krieg, in: Tho- mas Koebner u.a. (Hrsg.), Deutschland nach Hitler. Zukunftspläne im Exil und aus der Be- satzungszeit 1939–1949, Opladen 1987, S. 104–122; ders. (Hrsg.), Friedenssicherung und europäische Einigung. Ideen des deutschen Exils, Frankfurt/M. 1988; Hinweise zur neueren Literatur in Claus-Dieter Krohn/Patrik von zur Mühlen (Hrsg.), Rückkehr und Aufbau nach 1945. Deutsche Remigranten im öffentlichen Leben Nachkriegsdeutschlands, Marburg 1997.
Vgl. Gottfried Niedhart/Dieter Riesenberger (Hrsg.), Lernen aus dem Krieg? Deutsche Nachkriegszeiten 1918 und 1945: Beiträge zur historischen Friedensforschung, München 1992.
Hans Freyer, Weltgeschichte Europas, 2 Bde., Wiesbaden 1948 (1954); vgl. für das publizistische Umfeld Axel Schildt, Deutschlands Platz in einem „christlichen Abendland“. Konservative Publizisten aus dem Tatkreis in der Kriegs-und Nachkriegszeit, in: Thomas Koebner u.a. (Hrsg.), Deutschland nach Hitler. Zukunftspläne im Exil und aus der Besatzungszeit 1939–1949, Opladen 1987, S. 344–369.
Wilhelm Röpke, Antigermanismus, in: Der Monat 6 (1954), H. 65, S. 534–538, hier S. 535.
Wilfried Loth, Die Europa-Diskussion in den deutschen Besatzungszonen, in: ders. (Hrsg.), Die Anfange der europäischen Integration 1945–1950, Bonn 1990, S. 103–128.
Vgl. den kursorischen Überblick von Gesine Schwan, Europa als Dritte Kraft, in: Peter Haungs (Hrsg.), Europäisierung Europas?, Baden-Baden 1989, S. 13–40.
Vgl. einige Hinweise in der kursorischen Darstellung von Rolf Schneider, Europas Einigung und das Problem Deutschland. Vorgeschichte und Anfänge, Frankfurt/M. u.a. 1999.
Oswald Mosley, Zur „Nation Europa“ (1951), in: Nation Europa. Monatsschrift im Dienst der europäischen Erneuerung 19 (1969), H. 2, S. 3–6.
Vgl. Oswald Spengler, Jahre der Entscheidung. Teil I: Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung, München 1933.
Vgl. Richard Coudenhove-Kalergi, Die europäische Nation, Stuttgart 1953, S. 142; Paneuropa-Friedensbewegung. VI. Paneuropa-Kongreß Baden-Baden 1954, Frankfurt a.M./ Berlin o.J.
Zit. nach Karl Gustav Specht, Zweite anthropologisch-soziologische Konferenz in Mainz, in: Schmollers Jb. f. Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft, Bd. 72, 1952, S. 93102, hier S. 101.
Ulrich Herbert/Axel Schildt (Hrsg.), Kriegsende in Europa. Vom Beginn des deutschen Machtzerfalls bis zur Stabilisierung der Nachkriegsordnung 1944–1948, Essen 1998.
Felix Stössinger, Der Schumann-Plan, in: Merkur 5 (1951), S. 409–428, hier S. 428.
Vgl. zu diesem Vorhaben Alexander Gall, Das Atlantropa-Projekt. Die Geschichte einer gescheiterten Vision. Hermann Sörgel und die Absenkung des Mittelmeeres, Frankfurt a.M./New York 1998.
Vgl. Franz Etzel, Atom-Europa von morgen, in: Politische Meinung 2 (1957/II), H. 16, S. 203–227.
Vgl. Ruth Kadalie, Europa und die „Farbigen“, in: Frankfurter Hefte 15 (1960), S. 261268, hier S. 262.
Vgl. zum Folgenden und für detaillierte Hinweise zur Literatur Axel Schildt, Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre, München 1999, S. 21ff.; vgl. zuletzt auch Guido MüllerNanessa Plichta, Zwischen Rhein und Donau. Abendländisches Denken zwischen deutsch-französischen Verständigungsinitiativen und konservativ-katholischen Integrationsmodellen 1923–1957, in: Journal of European Integration History 5 (1999), H. 2, S. 17–47.
Dieses Zitat stammt charakteristischerweise aus einem in Nation Europa abgedruckten Aufsatz von Ortega y Gasset mit dem Titel, Die Nation Europa (Jg. 2, 1951, H. 2, S. 3–9, hier S. 7 ).
Lutz Niethammer, War die bürgerliche Gesellschaft 1945 am Ende oder am Anfang, in: ders., Deutschland danach. Postfaschistische Gesellschaft und nationales Gedächtnis, Bonn 1999, S. 18–35, hier S. 22.
Vgl. dagegen die frühe Kritik der Konstruktion einer Identität von Abendland und Europa als faktisches Abfinden mit der europäischen Spaltung bei Walter Dirks, Die Christenheit und Europa, in: Frankfurter Hefte 6 (1951), S. 626–637, hier S. 635.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass es zumal in den ersten Nachkriegsjahren auch eine eher liberaldemokratische Variante europäisch-föderalistischen Denkens gab, die mit dem Vorbild der Schweiz und in expliziter Distanz zu paneuropäischen Konzeptionen von einer „Eidgenossenschaft“ der europäischen Länder ausging; vgl. Otto Lehmann-Russbueldt, Europa den Europäern, Hamburg 1948, S. 90f.; Der Kampf um den Frieden. Ein neuer Weltkrieg oder eine neue Ordnung? Führende Politiker und Wissenschaftler aus allen Ländern und allen Lagern fordern als Ausweg der Krisis der Gegenwart ein föderiertes Europa in einer föderierten Welt, Koblenz o.J. (1948), S. 105.
Vgl. Wolfgang Bergsdorf, Herrschaft und Sprache. Studien zur politischen Terminologie der Bundesrepublik Deutschland, Pfullingen 1983; Edgar Wolfrum, Geschichtspolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Der Weg zur bundesrepublikanischen Erinnerung 19481990, Darmstadt 1999.
Heinz Härten, Der Topos vom christlichen Abendland in Literatur und Publizistik nach den beiden Weltkriegen, in: Albrecht Langner (Hrsg.), Katholizismus, nationaler Gedanke und Europa seit 1800, Paderborn u.a. 1985, S. 131–154, hier S. 154.
Emil Franzel, Frankreich und Deutschland als Träger des Abendlandes, in: Neues Abendland 5 (1950), S. 1–4, hier S. 4.
Zit. nach Abendland: Die missionäre Monarchie, in: Der Spiegel, Nr. 33, 1955, S. 12–14, hier S. 14.
Europa. Raum — Bevölkerung — Erwerbsleben, in: Neue Ordnung 17 (1963), S. 207–213, hier S. 207; die Affinität von oströmischer Kirche und Bolschewismus betonte in einer von rechtsextremen Entgleisungen nicht freien Veröffentlichung der Leiter des Max-Planck-Instituts für Landarbeit und Landtechnik in Bad Kreunach, Gerhard Preuschen, Europa — Probleme, Aufgaben, Chancen, Wiesbaden 1962, S. 7.
Otto von Habsburg, Entscheidung um Europa, Innsbruck 1953, S. 20f.
G. Friedrich Klenk SJ, Der englische Mittelweg und das Schicksal Europas, in: Stimmen der Zeit, Bd. 168, 1960/61, S. 173–185, hier S. 173.
Bruno Pohl, Integraler Sozialismus. Zur Grundsatzdiskussion der demokratischen Sozialisten in Europa, in: Neue Gesellschaft 6 (1959), S. 46–49, hier S. 46.
Vgl. J.G. de Beus, Die Zukunft des Abendlandes, Frankfurt/M. 1956 (USA: 1953 ), S. 166ff.
Vgl. Eckart Conze, Die gaullistische Herausforderung. Die deutsch-französischen Beziehungen in der amerikanischen Europapolitik 1958–1963, München 1995.
Hans Kohn, Europa und die Neue Welt. Die Einheit der atlantischen Kultur, in: Politische Meinung 5 (1960), H. 51, S. 55–63; vgl. Hinweise auf die einschlägige zeitgenössische Literatur in Axel Schildt, Moderne Zeiten. Freizeit, Massenmedien und „Zeitgeist“ in der Bundesrepublik der 50er Jahre, Hamburg 1995, S. 398ff.
Vgl. als instruktive Skizze Anselm Doering-Manteuffel, Wie westlich sind die Deutschen. Amerikanisierung und Westernisierung im 20. Jahrhundert, Göttingen 1999.
Vgl. als Übersicht über die breite Thematisierung von Europa in dieser Zeitschrift: Der Monat. Register der Hefte 1–150. Oktober 1948 bis März 1961 (Bd. I-XXV), Berlin 1962; zur Kongressbewegung — entstanden als Teil des genannten Tübinger Projekts Michael Hochgeschwender, Freiheit in der Offensive? Der Kongreß für kulturelle Freiheit und die Deutschen, München 1998.
Ludwig Rosenberg, Europa ohne Konzeption, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 2 (1951), S. 169–172, hier S. 172; vgl. Julia Angster, Der Zehnerkreis. Remigranten in der westdeutschen Arbeiterbewegung der 1950er Jahre, in: Exil. Ein internationales Jahrbuch, Bd. 18, 1998, S. 26–47; dies., Konsenskapitalismus und Sozialdemokratie. Zur ideellen Westorientierung der deutschen Arbeiterbewegung 1945–1965, Phil. Diss. Tübingen 1999.
Vgl. Axel Schildt, Ende der Ideologien? Politisch-ideologische Strömungen in den 50er Jahren, in: ders./Arnold Sywottek (Hrsg.), Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1993 (aktualisierte Studienausgabe 1998 ), S. 627–635.
Vgl. als typisches Beispiel Martin Göhring (Hrsg.), Europa — Erbe und Aufgabe. Internationaler Gelehrtenkongreß, Mainz 1955, Wiesbaden 1956.
Max Beloff, Europa und die Europäer. Eine internationale Diskussion. Mit einer Einführung von Denis de Rougemont, Köln 1959, S. 385; es handelt sich hier um den Bericht über die Diskussionen einer vom Europarat angeregten internationalen Studiengruppe in den Jahren 1953 bis 1957; vgl. zu den einschlägigen Aktivitäten dieses Gremiums Judith Kruse, Europäische Kulturpolitik am Beispiel des Europarates, Münster/Hamburg 1993, S. 36ff.
Vgl. Henry Brugmans, Erziehung zum Europäer, in: Frankfurter Hefte 5 (1950), S. 801803 (der Holländer Brugmans, Träger des Aachener Karlspreises 1952 und führender Vertreter der europäischen Föderalisten, war Rektor des Briigger Europa-Kollegs); Probleme der Einigung Europas (Europäische Wochen in Hamburg). Schriftenreihe zur europäischen Integration. Organ des Europa-Kollegs in Hamburg, Düsseldorf o.J. (1957); die 1951 gegründete Vereinigung von europäischen Instituten (AIEE) zählte Ende der 50er Jahre 19 Mitglieder, darunter 7 in der Bundesrepublik, 2 in Österreich, 4 in Frankreich, 2 in Italien, 2 in Spanien, 1 in Belgien (Friedrich Schneider, Europäische Erziehung. Die Europa-Idee und die theoretische und praktische Pädagogik, Freiburg u.a. 1959, S. 30 ).
Einer der wenigen Historiker, der diesen Aspekt wenigstens erwähnt, ist Walter Laqueur, Europa aus der Asche. Geschichte seit 1945, München u.a. 1970, S. 237ff.; in diesem Zusammenhang wird gerade die gemeinsame Konfrontation der Intellektuellen mit dem Kommunismus als Impuls genannt.
Vgl. als beliebiges Beispiel Harold Theile, Europäer-Spiegel, in: Frankfurter Hefte 12 (1957), S. 247–250.
So die These des populären Buches des Spaniers Salvador de Maderiaga, Porträt Europas, Stuttgart 1952, S. 17 (de Maderiaga lehrte in den 50er Jahren u.a. in Oxford und war Präsident des Bragger Europa-Kollegs); vgl. auch Heinrich Krieger, Gibt es zu viele Europa-Wege, in: Politische Meinung 2 (1957/II), H. 15, S. 47–52; Carlo Schmid, Der europäische Mensch, in: Thomas Raeler (Hrsg.), Europa, Zürich/Stuttgart 1960, S. 9–30; Denis de Rougemont, Europa — Vom Mythos zur Wirklichkeit, München 1962.
Gordon A. Craig, Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 2: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart 1914–1975, München 1979, S. 229; vgl. für die oberflächliche Reihung einiger Phänomene auch Hagen Schulze, Phoenix Europa. Die Moderne von 1740 bis heute, Berlin 1998, S. 470ff.
Vgl. als Überblick Axel Schildt, Sozialkulturelle Aspekte der westeuropäischen Integration in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten. Überlegungen zu einem geschichtswissenschaftlichen Forschungsfeld, in: Jahrbuch des Kulturwissenschaftlichen Instituts 1993/94, Essen 1995, S. 131–145; vgl. auch Volker Bomschier, Westliche Gesellschaft im Wandel, Frankfurt a.M./New York 1988; für lange Reihen Peter Flora, State, Economy, and Society in Western Europe 1815–1975, 2 Bde., Stuttgart 1983/87; für Hinweise zur Fortführung einiger Datenreihen in die Gegenwart vgl. Richard Münch, Das Projekt Europa. Zwischen Nationalstaat, regionaler Autonomie und Weltgesellschaft, Frankfurt/M. 1993.
Dieter Munch, Ziele, Maßnahmen und Ergebnisse staatlicher Wohnungspolitik in Europa (Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, Schweden, Belgien, Schweiz, Frankreich), Münster (Westfalen) 1967; vgl. Statistische Informationen (Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften), Nr. 1/1960; einiges empirisches Material auch in Günther Schulz (Hrsg.), Wohnungspolitik im Sozialstaat. Deutsche und europäische Lösungen 1918–1960, Düsseldorf 1993.
Statistischer Überblick bei Gerold Ambrosius, Wirtschaftswachstum und Konvergenz der Industriestrukturen in Westeuropa, in: Hartmut Kaelble (Hrsg.), Der Boom 1948–1973. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa, Opladen 1992, S. 129–168, hier S. 147–149; vgl. ders./William H. Hubbard, Sozial-und Wirtschaftsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, München 1986, S. 70ff.
Als groben Überblick s. Alexander Szalai (Hrsg.), The Use of Time. Daily Activities of Urban and Suburban Populations in Twelve Countries, Den Haag 1973 (eine Erhebung in den EWG-Ländern, Großbritannien und den USA Mitte der 60er Jahre).
Vgl. als knappen Überblick Renate Uenk, Massenkommunikationsmittel und ihr Overlapping in Westeuropa. Situation und supranationale Überschneidung der Massenkommuni-kationsmittel, Düsseldorf 1971, S. 23 (Einbeziehung von 15 westeuropäischen Ländern).
Ausführliches und detailliertes Material für den gesamten Untersuchungszeitraum bei Michel Gyory/Gabriele Glas, Statistiken der Filmindustrie in Europa (Europäisches Zentrum für Forschung und Information über Film und Fernsehen — CERICA), Brüssel 1992; vgl. für Großbritannien Johannes Paulmann, Freizeit in der britischen Klassengesellschaft von der großen Depression zur Wohlstandsgesellschaft, in: Archiv für Sozialgeschichte 33 (1993), S. 211–244, hier S. 230ff.; für Österreich Hans Heinz Fabris/Kurt Luger (Hrsg.), Medienkultur in Österreich: Film, Fotografie, Fernsehen und Video in der zweiten Republik, Wien u.a. 1988.
Als statistischen Überblick vgl. Gerhard Eckert, Das Fernsehen in den Ländern Westeuropas. Entwicklung und gegenwärtiger Stand, Gütersloh 1965; zu Programmmustern vgl. Burton Paulu, Radio and Television Broadcasting an the European Continent, University of Minnesota Press Minneapolis 1967.
Vgl. Wigand Ritter, Fremdenverkehr in Europa. Eine Wirtschafts-und sozialgeographische Untersuchung über Reisen und Urlaubsaufenthalte der Bewohner Europas, Leiden (NL) 1966; für Frankreich Klaus M.F. Edelmann, Die Ferienreisen der Franzosen, in: Jahrbuch für Fremdenverkehr 18/19 (1970/71), S. 3–51; für Westdeutschland Schildt, Moderne Zeiten (wie Anm. 41), S. 180ff.; beim Tourismus reproduzierte sich das Nord-SüdGefälle zunächst in der Trennung von Besucher-und Gastgeberländern; während etwa Spanien kaum Auslandstouristen stellte, besuchten dieses Land 1960 6 und 1971 27 Millionen Touristen aus anderen (fast ausschließlich) westeuropäischen Ländern. Der „Verkauf von Sonne und Folklore“ entwickelte sich dort zur saisonal bedeutendsten Industrie des Landes; Walther L. Bernecker, Das spanische Wirtschaftswunder. Ökonomisches Wachstum und sozialer Wandel in der Franco-Ara, in: Kaelble (wie Anm. 55), S. 100–218, hier S. 211.
Für Großbritannien vgl. Mark Abrams, The Teenge Consumer, London 1959; eine Auswertung zeitgenössischer empirischer Untersuchungen für Westdeutschland bei Schildt, Moderne Zeiten (wie Anm. 41 ), S. 161f.
Einige Hinweise bei Arthur Marwick, Culture in Britain since 1945, London 1991, S. 91ff.
Als prominentes Beispiel für Großbritannien vgl. Anthony Sampson, Wer regiert England? Anatomie einer Führungsschicht, München 1963, S. 532ff. ( Originalausgabe unter dem Titel ‘Anatomie of Britain’, London 1962 ).
Vgl. Crane Brinton, Westeuropa wohin?, Frankfurt/M. 1955, S. 107ff. (in dieser Übersetzung aus den USA wird betont, dass die Amerika-Skepsis beim „Durchschnittseuropäer“ geringer sei als in den gebildeten Schichten; Ulrich Cürten, Europäische Amerikakritik seit 1945. Ihr Bild vorn Wandel des amerikanischen Weltverständnisses, Phil. Diss. Freiburg 1967, mit zahlreichen britischen, französischen, westdeutschen und italienischen Beispielen); Gerhard Herrn, Amerika erobert Europa, Düsseldorf/Wien 1964.
Sicherlich wird man in den Diskursen, mit denen die sozialkulturellen Veränderungen in Westeuropa reflektiert wurden, starke gemeinsame Züge entdecken können. Allerdings wird ein zweiter Blick nicht nur die durch Ungleichzeitigkeiten der realen Entwicklung bedingten Unterschiede, sondern auch die auf Grund nationaler und regionaler Traditionen wirkenden Besonderheiten entdecken — die Differenzierung innerhalb der Homogenisierung —, die für den Bereich der politisch-kulturellen Prägung am augenfälligsten sind: die sehr unterschiedlichen Ausgangsbedingungen 1945, die älteren wohlfahrtsstaatlich-sozialliberalen Muster gesellschaftspolitischer Debatten in Schweden, die Traditionen klassenkämpferischer Dichotomien in Großbritannien, die Einflüsse marxistisch-kommunistischer Milieus in romanischen Ländern wie Italien und Frankreich, die in der Nachkriegszeit dominierende Melange von Neoliberalismus und christlich-konservativem Denken in Westdeutschland, das Nebeneinander von Frankismus und katholischem Klerikalismus in Spanien usw.
Ernest Zahn, Soziologie der Prosperität. Wirtschaft und Gesellschaft im Zeichen des Wohlstandes, München 1964, S. 18.
Wilhelm Röpke, Europa — Einheit in der Vielfalt, in: Politische Meinung 4 (1959/II), H. 32, S. 13–24, hier S. 13f.
Willi Birkelbach, Soziale Sicherheit im Rahmen Europas, in: Neue Gesellschaft 4 (1957), S. 354–362, hier S. 354, 362.
Heinz Potthoff, Moderne Völkerwanderung. Die Freizügigkeit der arbeitenden Menschen in Europa, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 17 (1966), S. 129–136.
Holger Reimers, Bildung und Erziehung in Europa, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 10 (1959), S. 451–460.
Vgl. etwa Die europäische Priesterfrage, in: Stimmen der Zeit, Bd. 165, 1959/60, S. 223224; zu den „Europabildern der Kirchen in der Nachkriegszeit“ vgl. zuletzt den Themenschwerpunkt von Kirchliche Zeitgeschichte 12 (1999), H. 2.
Vgl. etwa Jean Tschieret, Jugendaustausch zwischen Frankreich und Deutschland, in: deutsche jugend 4 (1956), S. 78–80; Dieter Danckwortt, Jugend geht auf Reisen, in: ebd. 5 (1957), S. 70–73; ders., Unsere Aufgabe in Europa, in: ebd. 8 (1960), S. 215–220; Harry Liehr, Für ein europäisches Jugendwerk, in: ebd. 12 (1964), S. 367–370.
Vgl. etwa Reinmar Cunis, Die Utopie Europas, in: Gewerkschaftliche Monatshefte 14 (1963), S. 338–342; Helmut Lindemann, Versuch über den europäischen Surrealismus, in: ebd. 16 (1965), S. 104–107.
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Schildt, A. (2001). Europa als visionäre Idee und gesellschaftliche Realität. In: Loth, W. (eds) Das europäische Projekt zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Grundlagen für Europa, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97497-6_5
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