Zusammenfassung
Filme besitzen nicht nur materiale Eigenschaften als Werk, sie treten auch in einen Kommunikationsprozess ein, wenn sie vorgeführt werden. Sie finden ihre Erfüllung nicht in sich selbst, sondern indem sie angeschaut werden. Der französische Kritiker und Regisseur Francois Truffaut bemerkte denn auch zurecht: „Wenn ein Film einen gewissen Erfolg hat, ist er ein soziologisches Ereignis und die Frage seiner Qualität wird sekundär“ (Truffaut 1972, S. 100). Daher macht es wenig Sinn, Filme allein auf die so genannte „Filmsprache“ hin zu analysieren. Vielmehr müssen alle Elemente des Films auf ihre Rolle im Kommunikationsprozess hin analysiert werden. Die klassische Filmanalyse spaltete sich gewissermaßen in zwei Lager, in eines, das sich mit den formalen Aspekten der Filme auseinander setzte, also mit Einstellungsgrößen, Schnittfrequenzen, Kamerapositionen usw., und in eines, das sich mit den inhaltlichen Aspekten auseinander setzte. Lediglich in semiotischen Analysen wurden auch Aspekte der Narr-ration berücksichtigt. Beide Lager differenzierten sich in einzelne Ansätze aus, blieben aber ihren Grundzielen treu. Sie waren filmzentriert und nahmen die Zuschauer kaum in den Blick. Dabei ist im Sinne von Filmen als Teil eines Kommunikationsprozesses festzustellen, dass Filme im Kopf der Zuschauer entstehen.
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© 2003 Leske + Budrich, Opladen
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Mikos, L. (2003). Zur Rolle ästhetischer Strukturen in der Filmanalyse. In: Ehrenspeck, Y., Schäffer, B. (eds) Film- und Fotoanalyse in der Erziehungswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97489-1_9
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