Zusammenfassung
Die Theorie der sich mit eigenen Operationen selbst reproduzierenden sozialen Systeme zwingt zu einer scharfen Trennung psychischer und sozialer Operationen, Strukturen, Systeme. Ungeachtet aller kausalen Interdependenzen, die ein Beobachter zurechnen könnte, kann es auf der operativen Ebene keine Überschneidungen geben. Eine Operation vernetzt sich entweder in psychischen oder in sozialen Systemen, auch wenn ein Beobachter dazu neigen mag, beides in einem Ereignis — einer bewussten kommunikativen Handlung — kollabieren zu lassen. Aber die bewusste Disposition über eigene Aufmerksamkeit ist nicht selbst schon Kommunikation, weil die Kommunikation erst im Verstehen durch einen anderen zum Abschluss kommt; und die psychischen Vorbedingungen und Folgen der Disposition über Aufmerksamkeit sind ganz andere als die sozialen.
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Literatur
Noch in neuerer Literatur liest man z.B.: „The business organization consists fundamentally of individuals“(So Robert Lee/Peter Lawrence, Organizational Behaviour: Politics at Work, London 1985, S. 52). Und so wird es den Studenten beigebracht. Zugleich signalisieren die Autoren aber mit „fundamentally“, das sie nicht sicher sind, ob und wie sie das meinen, was sie sagen. Das Paradox, dass eine Organisation aus Individuen, aber nicht nur aus Individuen, bestehen soll, wird zwar reflektiert, zum Beispiel sehr bewusst im Buchtitel von Henry P. Sims, Jr./Dennis A. Gioia et al., The Thinking Organization: Dynamics of Organizational Social Cognition, San Francisco 1986; aber da es nicht aufgelöst wird, bleibt es bei mehr oder weniger spekulativen Überlegungen darüber, was der reiche Forschungsbestand der kognitiven Psychologie zur Organisationsforschung beitragen könnte.
Vor allem Parsons hat immer wieder gegen eine rein behavioristische Definition des Begriffs der Rolle polemisiert. Siehe auch das programmatische „General Statement“in: Talcott Parsons/Edward A. Shils (Hrsg.), Toward a General Theory of Action, Cambridge Mass. 1951, S. 3–44 (19 f.).
Siehe dazu frühe Formulierungen von Parsons in einem aus dem Nachlass herausgegebenen Text: Aktor, Situation und normative Muster: Ein Essay zur Theorie sozialen Handelns, dt. Übers. Frankfurt 1986, insb. S. 174 ff.
Siehe die bekannte Kritik von Dennis Wrong, The Oversocialized Conception of Man in Modern Sociology, American Sociological Review 26 (1961), S. 183–193.
Vgl. Richard Münch, Über Parsons zu Weber: Von der Theorie der Rationalisierung zur Theorie der Interpenetration, Zeitschrift für Soziologie 9 (1980), S. 18–53;
Vgl. Richard Münch, Theorie des Handelns: Zur Rekonstruktion der Beiträge von Talcott Parsons, Emile Durkheim und Max Weber, Frankfurt 1982.
Die Vorstellung, Wirtschaftswissenschaft sei eine Art Naturwissenschaft hat bis Karl Marx gehalten. Nach dessen wissenssoziologischer Kritik scheint es den Wirtschaftswissenschaften zu genügen, ihren Anspruch, Wissenschaft zu sein, durch Verwendung mathematischer Kalküle zu begründen.
Mit dieser Darstellung widersprechen wir sowohl der psychologischen als auch der „rein analytischen“Theorie der Modellvorstellung des „homo oeconomi-cus“. Siehe dazu Michael Hutter/Gunther Teubner, Der Gesellschaft fette Beute; homo juridicus und homo oeconomicus als kommunikationserhaltende Fiktionen, in: Peter Fuchs/Andres Göbel (Hrsg.), Der Mensch — das Medium der Gesellschaft?, Frankfurt 1994, S. 110–145.
Siehe Ian Watt, The Rise of the Novel, Berkeley 1959. Für den Bereich des Theaters siehe Jean-Christoph Agnew, Worlds Apart: The Market and the Theater in Anglo-American Thought, 1550–1750, Cambridge Engl. 1986.
Vgl. etwa Victor H. Vroom, Work and Motivation, New York 1964;
J.G. Hunt/J.W. Hill, The New Look in Motivation Theory for Organizational Research, Human Organization 28 (1969), S. 100–109;
Barry M. Staw, Motivation in Organizations: Toward Synthesis and Redirection, in: Barry M. Staw/Gerald R. Salancik (Hrsg.), New Directions in Organizational Behavior, Chicago 1977, S. 55–95; Lee/Lawrence a.a.O. (1985), S. 61 ff., sowie die heute bereits klassische Attributionstheorie mit ihrem Versuch, kognitive und motivationale Mechanismen zu verbinden.
„Es gilt insofern“, liest man bei Burkard Sievers (Hrsg.), Organisationsentwicklung als Problem, Stuttgart 1977, im Einführungskapitel des Herausgebers S. 24, „ein ausgeglicheneres Verhältnis zwischen dem sozialen System der Organisation und den personalen Systemen der Mitglieder zu finden, als einerseits Sinn und Sinnselektionen der Organisation auf der Ebene der personalen Systeme aktualisierbar, nachvollziehbar und beeinflussbar werden, und andererseits die Arbeitssituation so gestaltet wird, dass sie ein Höchstmaß an individueller Selbstaktualisierung und -Verwirklichung ermöglicht.“
Vgl. Niklas Luhmann, Funktion und Folgen formaler Organisation, Berlin 1964, S. 39 ff.
Zu „zone of indifference“siehe Chester I. Barnard, The Functions of the Executive, Cambridge Mass. 1938, Nachdruck 1951, S. 167 ff.; Herbert A. Simon, Das Verwaltungshandeln: Eine Untersuchung der Entscheidungsvorgänge in Behörden und privaten Unternehmen, dt. Übers. Stuttgart 1955, S. 81 ff. Vgl. ferner Chris Argyris, Personality and Organization: The Conflict Between System and the Individual, New York 1957, S. 89 ff.
Dies ist das Thema von Nils Brunsson, The Irrational Organization: Irrationality as a Basis for Organizational Action and Change, Chichester 1985. Siehe auch früher schon Albert O. Hirschman, Exit, Voice, and Loyalty: Responses to Decline in Firms, Organizations, and States, Cambridge Mass. 1970. Einen andersartigen Zugang findet man in Forschungen über die „Eskalation“von Einsatzbereitschaft trotz negativer Erfahrungen. Siehe Barry M. Staw, Knee-Deep in the Big Muddy: A Study of Escalating Commitment to a Chosen Course of Action, Organizational Behavior and Human Performance 16 (1976), S. 27–44; Barry M. Staw/Frederick V. Fox, Escalation: The Determinants of Commitment to a Chosen Course of Action, Human Relations 30 (1977), S. 431–450.
So Karl E. Weick, Organizational Redesign as Improvisation, in: George T. Huber/William H. Glick (Hrsg.), Organizational Change and Redesign: Ideas and Insights for Improving Performance, Oxford 1993, S. 346–379 (359).
Siehe Sidney Finkelstein/Donald C. Hambrick, Top-Management-Team, Tenure and Organizational Outcomes: The Moderating Role of Management Discretion, Administrative Science Quarterly 35 (1990), S. 484–503;
Charles A. O’Reilley III/Richard C. Snyder/Joan N. Boothe, Effects of Executive Team Demography on Organizational Change, in: Huber/Glick a.a.O. S. 147–175. Mit dem Begriff „Demography“werden hier Variablen zusammengefasst, die Kommunikation erleichtern.
So J. D. Dermer/R. G. Lucas, The Illusion of Managerial Control, Accounting, Organizations and Society 11 (1986), S. 471–482.
Siehe z.B. J. Richard Hackman/J.L. Suttle, Improving Life at Work: Behavioral Science Approaches to Organizational Change, Santa Monica Cal. 1977.
Siehe die frühe Kritik von Gerald R. Salancik/Jeffrey Pfeffer, An Examination of Need-Satisfaction Models of Job Attitudes, Administrative Science Quarterly 22 (1977), S. 427–456.
So Jay W. Lorsch/John J. Morse, Organizations and Their Members: A Contingency Approach, New York 1974. Der Begriff „internal environment“ist „the individual system’s environment“(S. 13), die ihm verhilft, sich auf die Organisation einzustellen. Aber: von der Systemreferenz des Individuums aus gesehen handelt es sich um dessen externe Umwelt oder um Ausschnitte davon. Von der Organisation her gesehen kann es keine interne Umwelt sein, weil für die Organisation das Individuum selbst keine interne, sondern eine externe Gegebenheit ist.
Siehe z.B. John W. Meyer John Boli/George M. Thomas, Ontology and Rationalization in the Western Cultural Account, in: George M. Thomas et al., Institutional Structure: Constituting State, Society, and the Individual, Newbury Park Cal. 1987, S. 12–40, z.B. S. 13: „We see action as the enactement of broad institutional scripts rather than as a matter of internally generated and autonomous choice, motivation, and purpose.“Und S. 23: „… at the institutional level, action also creates the actor.“
Siehe George A. Akerlof, The Economics of Caste and of the Rat Race and Other Woeful Tales, Quarterly Journal of Economics 90 (1976), S. 599–617.
Bei einem Besuch der desolaten Siedlungen, die nach der Stilllegung des walisischen Kohlenbergbaus übrig blieben, wurde mir erzählt, dass die Arbeiter zwar ihre Arbeit verflucht und sich alle Mühe gegeben hätten, ihren Söhnen ein solches Schicksal zu ersparen, sie zum Beispiel Lehrer werden zu lassen, dass sie aber trotzdem verbissen um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze gekämpft hätten. Vgl. WCCPL & NUM (South Wales Area), Striking Back, Cardiff 1984, und das Sonderheft des Journal of Law and Society 12/3 (1985). Auch Marx hatte dafür nur eine gesellschaftstheoretische Erklärung: Ausbeutung.
Dies versucht im Übrigen auch die Diskurstheorie Lyotards, indem sie vom Satz (phrase) ausgeht und, unter Ausblendung subjektiver Intentionen, auf eine Verkettung (enchaînement) dieser Elemente abstellt. Siehe Jean-François Lyotard, Le différend, Paris 1983.
Dieser antike Begriff der Person war im Mittelalter mit dem Begriff des menschlichen Individuums vermengt, also mit Seele gefüllt worden. Die komplexer werdenden ökonomischen und politischen Verhältnisse der Frühmoderne und nicht zuletzt die Entstehung des modernen Theaters in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben dann wieder zur Trennung geführt. Siehe vor allem Thomas Hobbes, Leviathan ch. XVI: „So that a Person, is the same that an Actor is, both on the Stage and in Common conversation; and to Personate is to Act, or Represent himselfe, or an other.“Ausführlicher Niklas Luhmann, Die Form „Person“, Soziale Welt 42 (1991), S. 166–175. Vgl. auch Manfred Fuhrmann, Persona, ein römischer Rollenbegriff, in: Odo Marquard/Karlheinz Stierle (Hrsg.), Identität, Poetik und Hermeneutik VIII, München 1979, S. 83–106. Bei aller Kontinuität der Tradition ist jedoch ein Bruch zu beachten, der sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts bei Hobbes, aber auch bei John Hall oder bei Baltasar Gracián abzeichnet als Konsequenz eines Motivverdachts und eines durchschauten Anscheins. Person ist jetzt nicht mehr Repräsentation eines Seins, sondern Präsentation eines Selbst, klug ausgewählte Selbstdarstellung, die sich an soziale Konventionen und Erwartungen anpasst. Damit bricht bereits die Kluft auf, die uns im Text beschäftigt: die Kluft zwischen dem Vermögen des Menschen, seine Erscheinung zu wechseln, und den Sicherheitserfordernissen des sozialen Verkehrs. Darauf reagieren dann heute wieder objektivistische Unterscheidungen, etwa die zwischen Individuum als biologischem und psychologischem System und Person im Sinne der Sozialanthropologie als Bezugspunkt sozialer Beziehungen. So z.B. Alfred R. Radcliffe-Brown, Structure and Function in Primitive Society, Glencoe Ill. 1952, S. 193 f.
Interpenetration hier im Sinne von Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt 1984, S. 286 ff. Der Sprachgebrauch ist umstritten geblieben.
im Sinne von Heinz von Foerster, Objects: Tokens for (Eigen-)Behaviors, in: ders., Observings Systems, Seaside Cal. 1981, S. 274–285.
Eine feinsinnige Beobachtung führender englischer Politiker in der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges (Palmerston, Earl Russell, Gladstone) findet man in The Education of Henry Adams, Boston 1918 (Erstausgabe 1907), insb. S. 144 ff. Die den Politikern unterstellte Entschlossenheit in der Verfolgung ihrer Ziele ließ sich psychologisch nicht verifizieren, dient offenbar also nur dazu, dem jeweiligen politischen Handeln eine Orientierung zu geben, auf die dann wiederum reagiert werden muss. 28 Zu den Ausnahmen zählt der „Spiritismus“. Dessen Lehren besagen, dass auch Verstorbene voll individualisiert fortexistieren und mit Hilfe von Medien kommunikationsfähig bleiben. Siehe Allan Kardec, The Spirits’ Book (1857), Sâo Paulo 1986; ders., The Medium’s Book (1861), Sâo Paulo 1975. Solche Annahmen erscheinen weniger absurd, wenn man akzeptiert, dass Personalität ohnehin eine in der Kommunikation für eigene Zwecke eingerichtete Konstruktion ist.
Die Zerstörung genau dieser Trias von Personalität in totalitären Regimes behandelt Vesela Misheva, Totalitarian Interaction: A Systems Approach, Sociolo-gia Internationalis 31 (1992), S. 179–196 unter dem Gesichtspunkt der Verkehrung von Positionen des Anwesenden und des Abwesenden in Interaktionssystemen, also der Eliminierung von Grenzen.
So Anne Donnellon/Barbara Gray/Michel G. Bougon, Communication, Meaning, and Organized Action, Administrative Science Quarterly 31 (1986), S. 43–55. Allerdings schreiben die Autoren die Erzeugung dieser Aquifinalität dann wieder den Mitgliedern selbst zu („Communication enables members to create equifinal meaning from which organized action can follow“— S. 43) und das wirft uns wieder zurück auf die Frage, wie denn die Kommunikation feststellen kann, es sei denn durch Kommunikation, dass die Mitglieder äquifinal orientiert sind.
Donnellon et al. a.a.O. S. 50 sprechen von „affect modulation“.
Siehe F. Fisher/W.L. Ury, Getting to Yes: Negotiating Agreement Without Giving In, Boston 1981. Vgl. auch Alois Hahn, Verständigung als Strategie, in: Max Haller et al. (Hrsg.), Kultur und Gesellschaft. Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentages, des 11. Österreichischen Soziologentages und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, Frankfurt 1989, S. 346–359.
Management-Theorien optieren dagegen typisch für die gegenteilige Auffassung und suchen nach direkten Zusammenhängen zwischen Management-Strategien, denen auch strukturelle Variationen zur Verfügung stehen, und psychologischen Variablen. Für einen Überblick vgl. Wolfgang H. Staehle, Management: Eine Verhaltenswissenschaftliche Perspektive, 4. Aufl. München 1989, insb. S. 750 ff. Selbst wenn solche Zusammenhänge empirisch feststellbar wären und weitgehend gegen andere Variable (zum Beispiel ökonomische Konjunkturen) isoliert werden könnten, müsste aber immer noch vorausgesetzt werden, dass über Motivation kommuniziert wird. In der empirischen Sozialforschung (vgl. z.B. Geert Hofstede, Uncommon Sense About Organizations: Cases, Studies, and Field Observations, Thousand Oaks Cal. 1994, insb. S. 25 ff., Erstpublikation 1972) gelten denn auch die (auf Befragen geäußerten) Präferenzen als Indikator für Motivation.
Siehe z.B. C. Wright Mills, Situated Actions and Vocabulary of Motive, American Sociological Review 5 (1940), S. 904–913;
Kenneth Burke, A Grammar of Motives (1945) und A Rhetoric of Motives (1950), zit. nach der gemeinsamen Ausgabe Cleveland Ohio 1962; Anselm Strauss, Mirrors and Masks: The Search for Identity, Glencoe Ill. 1959, insb. S. 45 ff.;
Alan F. Blum/Peter McHugh, The Social Ascription of Motives, American Sociological Review 36 (1971), S. 98–109;
Andrew J. Weigert, Alfred Schutz on a Theory of Motivation, Pacific Sociological Review 18 (1975), S. 83–102; George K. Zollschan/Michael A. Overington, Reasons of Conduct and the Conduct of Reason; The Eightfold Route to Motivational Ascription, in: George K. Zollschan/Walter Hirsch (Hrsg.), Social Change: Explorations, Diagnoses, and Conjectures, New York 1976, S. 270–317;
Jonathan H. Turner, Toward a Sociological Theory of Motivation, American Sociological Review 52 (1987), S. 15–27;
Austin Sarat/William L.F. Felstiner, Law and Social Relations: Vocabulary of Motive in Lawyer/Client Interaction, Law and Society Review 22 (1988), S. 737–769. Für Rückgriffe auf Dilthey und Simmel siehe auch Alois Hahn, Verstehen bei Dilthey und Luhmann, Annali di Sociologia 8 (1992), S. 421–430.
Skripts sind nicht schon Motive, ermöglichen aber ein Verstehen, eine richtige Platzierung und eine verstehbare Kommunikation über Motive. Vgl. Roger C. Schank/Robert P. Abelson, Scripts, Plans, Goals and Understanding, Hillsdale N. J. 1977, insb. S. 36 ff.; Robert P. Abelson, Psychological Status of the Script Concept, American Psychologist 36 (1981), S. 715–729.
Im Sinne von Alfred Korzybski, Science and Sanity: An Introduction to Nonaristotelian and General Semantics, 4. Aufl. Lakeville 1958.
Siehe auch unten Kap. 9, Abschnitt II.
Siehe dazu Phillip K. Tompkins/George Cheney, Account Analysis of Organizations: Decision Making and Identification, in: Linda L. Putnam/Michael E. Pacanowsky (Hrsg.), Communication and Organizations: An Interpretive Approach, Beverly Hills Cal. 1983, S. 123–146, insb. 131.
Das dürfte selbst für Intimbeziehungen, selbst für Ehen gelten. Siehe dazu Alois Hahn, Konsensfiktionen in Kleingruppen: Dargestellt am Beispiel von jungen Ehen, in: Friedhelm Neidhardt (Hrsg.), Gruppensoziologie: Perspektiven und Materialien, Sonderheft 25 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Opladen 1983, S. 210–233.
Dazu treffende Bemerkungen bei Michel Crozier, L’Entreprise à l’écoute: Apprendre le management post-industriel, Paris 1989, S. 99: „Dans notre société libérale avancée, on ne “motive“pas les gens, pas plus qu’on ne les „mobilise“, on leur offre des occasions, des possibilités de se mobiliser et on les laisse se motiver eux-mêmes.“Aber genau diese Version von Sozialität setzt ein auf beiden Seiten einsichtiges Beobachten zweiter Ordnung voraus. Man kann Bedingungen für Selbstmotivierung nur schaffen und anbieten, wenn darin eine Einschätzung des anderen zum Ausdruck kommt, die dieser (wie man meint) akzeptieren kann.
„avoid to make anyone uneasy in communication“, heißt es zum Beispiel bei John Locke, Some Thoughts Concerning Education § 143, zit. nach Works Bd. IX, London 1823, Nachdruck Aalen 1963. — um nur einen Beleg zu geben. Zur neueren Diskussion vgl. fast alle Publikationen von Erving Goffman; ferner z.B. Tom Burns, Friends, Enemies, and the Polite Fiction, American Sociological Review 18 (1953), S. 654–662; Edward Gross/Gregory P. Stone, Embarassment and the Analysis of Role Requirements, American Journal of Sociology 70 (1964), S. 1–15.
So Walter Jost a.a.O. (1932), S. 66.
Siehe als Beispiel aus einer umfangreichen Literatur etwa J. Richard Suchman, Social Sensitivity in the Small, Task-Oriented Group, Journal of Abnormal and Social Psychology 52 (1956), S. 75–83; Chris Argyris, Interpersonal Competence and Organizational Effectiveness, Homewood Ill. 1962; Abraham Saleznik, Managerial Behavior and Interpersonal Competence, Behavioral Science 9 (1964), S. 156–166.
Siehe Kapitel 4 (Zeitverhältnisse) und Kapitel 8 (Abschnitt Zweckprogrammierung).
Diese Auflösung beginnt bereits mit der Unterscheidung von Sozialintegration und Systemintegration, die David Lockwood bei Parsons vermisst hatte. Siehe: Social Integration and System Integration, in: Zollschan/Hirsch a.a.O. (1976), S. 370–383. Aber „Systemintegration“ist ein überflüssiger Begriff und „Sozialintegration“bleibt erläuterungsbedürftig. Anthony Giddens, The Constitution of Society: Outline of the Theory of Structuration, Berkeley 1984, S. 28, sucht einen Ausweg, der nichts mehr mit der ursprünglichen Intention der Unterscheidung zu tun hat: „Social integration means systemness on the level of face-to-face interaction. System integration refers to those who are physically absent in time or space.“Aber diese Unterscheidung lässt die Frage der gesellschaftlichen Integration unspezifiziert, denn das Gesellschaftssystem würde beide Arten von Integration erfordern — als Systemintegration!
„consensus was created by playing the game“, liest man bei Barbara Czarni-awska-Joerges, Exploring Complex Organizations: A Cultural Perspective, Newbury Park Cal. 1992, S. 148.
Ähnlich, aber ohne weitere theoretische Ausarbeitung, Robert Anderson, Reduction of Variants as a Measure of Cultural Integration, in: Gertrude E. Dole/Robert L. Carneiro (Hrsg.), Essays in the Science of Culture In Honor of Leslie A. White, New York 1960, S. 50–62. Damit wäre eine Definition vereinbar, die Walter L. Bühl, Ökologische Knappheit: Gesellschaftliche und technologische Bedingungen ihrer Bewältigung, Göttingen 1981, S. 85 vorschlägt: „‘Integration’ meint den Grad der funktionalen Verbundenheit der differenzierten Teile oder Komponenten, sodass die eine Komponente nicht ohne die andere wirksam werden kann.“Nur setzt diese Definition als Rahmen noch das Teil/Ganzes-Schema voraus und unterscheidet nicht deutlich zwischen „Komponenten“(Operationen?) und Teilen (Teilsystemen?).
Vgl. Niklas Luhmann, Complessità sociale, Enciclopedia delle scienze sociali, Roma 1992, S. 126–134; ders., Haltlose Komplexität, in ders., Soziologische Aufklärung Bd. 5, Opladen 1990, S. 59–76.
So auf der Ebene der Gesellschaftstheorie Edmund Dahlström, Development Direction and Welfare Goals: Some Comments on Functionalistic Evolutionary Theory about Highly Developed Societies, Acta Sociologica 17 (1974), S. 3–21 (9 f.).
Das schließt es zum Beispiel aus, Karl W. Deutsch zu folgen, der Integration am Grad der Bedürfnisbefriedigung ablesen möchte und „government“als die Instanz ansieht, die letztlich darüber entscheidet, dann aber Kosten der Integration gegenrechnen muss. Siehe: The Price of Integration, in: Philip E. Jacob/James V. Toscano (Hrsg.), The Integration of Political Communities, Philadelphia 1964, S. 143–178.
Speziell hierzu Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt 1984, S. 488 ff.
Anregungen zu einem allgemeinen Begriff der Karriere, der nach sozialen Bedingungen der Selbst-Entwicklung fragt, stammen vor allem aus der Soziologenschule von Chicago. Vgl. für verschiedene Varianten Norman H. Martin/Anselm L. Strauss, Patterns of Mobility within Industrial Organizations, Journal of Business 29 (1956), S. 101–110;
Everett C. Hughes, Men and Their Work, Glencoe Ill. 1958;
Anselm Strauss, Mirrors and Masks: The Search for Identity, Glencoe Ill. 1959;
Howard S. Becker, Outsiders: Studies in the Sociology of Deviance, New York 1963;
Julius A. Roth, Timetables: Structuring the Passage of Time in the Hospital Treatment and Other Careers, New York 1963;
Wilbert E. Moore, Man, Time and Society, New York 1963, S. 61 ff.
Zum „Ausnutzen“gehört insbesondere die Kalkulation, dass Karriereaussichten zum Verbleiben in der Organisation motivieren können, da man bei einem Wechsel des Arbeitgebers neu starten muss. Siehe im Übrigen die Kontrastierung „career versus organizational roles“bei Harvey Leibenstein, Economic Theory and Organizational Analysis, New York 1960, S. 276 ff.
Siehe für viele Robert Dubin, Stability of Human Organization, in: Mason Haire (Hrsg.), Modern Organization Theory, New York 1959, S. 218–253 (233 ff., 243 f.). Hier muss man allerdings gegenrechnen, dass es in stärker karriereorientierten Verwaltungsorganisationen auch weniger informale Gruppenkohäsion gibt als in Produktionsorganisationen.
Siehe zu einem erweiterten Begriff Jeff Hearn, Toward a Concept of Non-Career, Sociological Review 25 (1977), S. 273–288; Niklas Luhmann/Karl Eberhard Schorr, Reflexionsprobleme im Erziehungssystem, 2. Aufl. Frankfurt 1988; S. 277 ff.; Giancarlo Corsi, Die dunkle Seite der Karriere, in: Dirk Baecker (Hrsg.), Probleme der Form, Frankfurt 1993, S. 252–265.
Für eine empirische Untersuchung, die mit dieser Unterscheidung arbeitet, vgl. Niklas Luhmann/Renate Mayntz, Personal im öffentlichen Dienst: Eintritt und Karrieren (Studienkommission für die Reform des öffentlichen Dienstrechts Bd. 7), Baden-Baden 1973, S. 119 ff.
Hierzu und zu weiteren Faktoren Luhmann/Mayntz a.a.O. (1973), insb. S. 239 ff., und ausführlicher Niklas Luhmann, Zurechnung von Beförderungen im öffentlichen Dienst, Zeitschrift für Soziologie 2 (1973), S. 326–351.
Zur Bedeutung persönlicher Kontakte im Vergleich zu formalen Vermittlungsstellen, Anzeigen etc. vgl. Mark S. Granovetter, Getting A Job: A Study of Contacts and Careers, Cambridge Mass. 1974. Die Studie erfasst allerdings nur Fälle des Wechsels zwischen Organisationen. Bei Karrieren innerhalb von Organisationen, aber auch bei politischen Karrieren im Verhältnis von Parteien, Parlamenten und öffentlicher Verwaltung wird man engere Zusammenhänge zwischen Information und Förderung vermuten dürfen.
Siehe die relativ geringen Unterschiede bei Luhmann/Mayntz a.a.O. S. 164 ff. Wenn man kognitive und motivationale Merkmale kombiniert, kommt man zu besseren Resultaten. Siehe Charles O’Reilly III/Jennifer A. Chatman, Working Smarter and Harder: A Longitudinal Study of Managerial Success, Administrative Science Quarterly 39 (1994), S. 603–627. Andererseits ist dieses Ergebnis trivial, da auch ohne empirische Untersuchung einsichtig sein dürfte, dass Intelligenz ohne Motivation ebenso wenig hilfreich ist wie Motivation ohne Intelligenz.
Zu Beginn einer Welle von Reformen des Erziehungssystems hat vor allem Helmut Schelsky, Schule und Erziehung in der industriellen Gesellschaft, Würzburg 1957, hierauf hingewiesen.
Zumindest gibt es hierfür empirische Anhaltspunkte. Siehe für Spitzenpositionsinhaber des deutschen öffentlichen Dienstes Luhmann/Mayntz a.a.O. (1973), S. 140 ff.; ferner Wolfgang Pippke, Karrieredeterminanten in der öffentlichen Verwaltung: Hierarchiebedingte Arbeitsanforderungen und Beförderungspraxis im höheren Dienst, Baden-Baden 1975, S. 97 ff., 110 ff., 140. Zur Abnahme der Bedeutung von Herkunft (in relativ kurzfristigen Forschungsperspektiven) vgl. auch James Q. Wilson, Generational and Ethnic Differences Among Career Police Officials, American Journal of Sociology 69 (1964), S. 522–528; Christopher Otley, The Social Origins of British Army Officers, Sociological Review 18 (1970), S. 213–239; Maurice A. Garnier, Changing Recruitment Patterns and Organizational Ideology: The Case of a British Military Academy, Administrative Science Quarterly 17 (1972), S. 499–507; Gerald Bernbaum, Headmasters and Schools: Some Preliminary Findings, Sociological Review 21 (1973), S. 463–484.
Siehe zu dieser „anderen Seite“der Form „Karriere“Corsi a.a.O. (1993), S. 260 ff.
Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichtes (Aktenzeichen 7 AZR 135/93) hat sogar entschieden, dass das Erreichen des Pensionsalters mit dem 65. Lebensjahr kein Grund für den Arbeitgeber ist, das Arbeitsverhältnis zu beenden, wenn der Beschäftigte an weiterer Beschäftigung (Selbstselektion!) interessiert ist. Zum Entsetzen aller an Berechenbarkeit interessierten Organisationen, Arbeitgeber und Gewerkschaften eingeschlossen, siehe den Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 29. Oktober 1993, S. 5.
Siehe hierzu Keith Thomas, Vergangenheit, Zukunft, Lebensalter: Zeitvorstellungen im England der frühen Neuzeit, dt. Übersetzung Berlin 1988.
Zu dieser „Doppelfunktion“von Karrieren (aber mit einem psychologisch konzipierten Motivationsbegriff) siehe Renate Mayntz, Die Funktionen des Beförderungssystems im öffentlichen Dienst, Die öffentliche Verwaltung 26 (1973), S. 149–153; neu gedruckt in: Andreas Remer (Hrsg.), Verwaltungsführung: Beiträge zu Organisation, Kooperationsstil und Personalarbeit in der öffentlichen Verwaltung, Berlin 1982, S. 375–383.
Dazu kritisch Larry M. Preston, Freedom and the Organizational Republic, Berlin 1992.
Siehe aus dem Forschungsbereich des Tavistock Institutes, London, zum Beispiel Philip G. Herbst, Alternatives to Hierarchies, Leiden 1976.
Vgl. z.B. Martha S. Feldman/James G. March, Information in Organizations as Signal and as Symbol, Administrative Science Quarterly 26 (1981), S. 171–186;
James G. March/Guje Sevón, Information, and Decision Making, in: Lee Sproull/J. Patrick Crecine (Hrsg.), Advances in Information Processing in Organizations 1 (1984), S. 95–107.
„our freedom has been reduced to pointing behavior“, wie Preston a.a.O. S. 31 dies formuliert.
Näher dazu in Kapitel 11.
im Sinne von Hutter/Teubner a.a.O. (1994).
Vgl. David Roberts, Die Paradoxie der Form in der Literatur, in: Dirk Baecker (Hrsg.), Probleme der Form, Frankfurt 1993, S. 22–44.
Man findet in der Literatur eher Vergleiche zwischen dem Marktsystem der Wirtschaft und dem modernen Verständnis fiktionaler Kunst. Siehe vor allem Jean-Christoph Agnew, Worlds Apart: The Market and the Theater in Anglo-American Thought, Cambridge Engl. 1986.
Zu einem konversationsanalytischen Beispiel, die Ausdrucksweise betreffend, auf die in der Kommunikation reagiert werden kann, ohne dass man dies merkt, vgl. Peter Fuchs, Moderne Kommunikation: Zur Theorie des operativen Displacements, Frankfurt 1993, S. 48 ff.
So jedoch Janice A. Klein, The Paradox of Quality Management: Commitment, Ownership, and Control, in: Charles Heckscher/Anne Donnellon (Hrsg.), The Post-Bureaucratic Organization: New Perspectives on Organizational Change, Thousand Oaks Cal. 1994, S. 178–194.
Vgl. Jurgen Ruesch/Gregory Bateson, Communication: The Social Matrix of Psychiatry, New York 1951, Neuauflage New York 1968, sowie die daran anschließenden Therapieschulen von Palo Alto und Milano.
So Gregory Bateson/Don D. Jackson/Jay Haley/John Weakland, Toward a Theory of Schizophrenia, Behavioral Science 1 (1956), S. 251–264.
Man könnte sich eine Weiterbehandlung denken mit Hilfe Freud’scher Begriffe, etwa dem der Verdrängung ins Unbewusste. Dem würde aber das leicht zu beobachtende Raffinement im Umgang mit diesem Problem widersprechen. Vielleicht könnte ein Begriff wie gezielte Unaufmerksamkeit bessere Dienste leisten. Das Individuum hält sich selbst an protektive Routinen. Es „internalisiert“soziale Gebote der Höflichkeit und der Schonung der Selbstdefensiven der anderen.
Man erkennt hier im Übrigen den Vorteil eines reinen Machtgebrauchs im Herr/Knecht-Schema. Die Anweisung „tu dies“kann paradoxiefrei kommuniziert werden. Nur der Knecht, der den Eindruck erwecken muss, als sei er damit einverstanden und werde die Anweisung als seine eigene Handlung ausführen, kommuniziert höflich, also paradox.
Vgl. hierzu Niklas Luhmann, Takt und Zensur im Erziehungssystem, in: Niklas Luhmann/Karl Eberhard Schorr (Hrsg.), Zwischen System und Umwelt: Fragen an die Pädagogik, Frankfurt 1996, S. 279–294.
Chris Argyris, Crafting a Theory of Practice: The Case of Organizational Paradoxes, in: Robert E. Quinn/Kim S. Cameron (Hrsg.), Paradox and Transformation: Toward a Theory of Change in Organization and Management, Cambridge Mass. 1988, S. 255–278 (258) gibt dafür die Beispiele: „You are running the show, however…“; You make the decision, but clear with….“; „That’s an interesting idea, but be careful….“. Argyris’ Formel dafür ist „designed inconsistency“. Ausführlicher Chris Argyris, Strategy, Change, and Defensive Routines, Boston 1985.
Siehe George Spencer Brown, Laws of Form, Neudruck New York 1979.
Eine andere, funktional äquivalente, aber eher „verräterische“Lösung dieses Problems liegt in der Form des Geheimnisses
Neben Schrift ist natürlich auch an akustische Signale, Geräusche und Gerüche zu denken. Sie dienen vor allem als Alarmzeichen, die Aufmerksamkeit auslösen, oder auch als verabredete Zeichen, die vorprogrammiertes Handeln in Gang setzen.
Hierzu ausführlich Niklas Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt 1995, insb. Kap. 1.
Das gilt natürlich vor allem für die Lektüre gedruckter Texte. Siehe dazu Elena Esposito, Interaktion, Interaktivität und Personalisierung der Massenmedien, Soziale Systeme 1 (1995), S. 225–260.
Siehe hierzu auch Günther Ortmann, Formen der Produktion: Organisation und Rekursivität, Opladen 1995, S. 132.
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Luhmann, N. (2000). Mitgliedschaft und Motive. In: Organisation und Entscheidung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97093-0_3
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