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Organisation als autopoietisches System

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Organisation und Entscheidung

Zusammenfassung

Wenn man so vorgeht wie die im ersten Kapitel vorgestellten Organisationstheorien, wird man Schwierigkeiten haben, zu einem eindeutigen Begriff der Organisation zu kommen. Wenn man von den erörterten Unterscheidungen ausgeht, müsste der Begriff der Organisation jeweils die Einheit des Unterschiedenen bezeichnen, also das, was im Verhältnis von Vorgesetzten und Untergebenen oder von Regel und Regelanwendung oder von formaler und informaler Organisation oder von Input und Output usw. jeweils Dasselbe ist. Das liefe jedoch in allen Fällen auf das Paradox der Selbigkeit des Unterschiedenen hinaus, also auf das, was man heute gern einen „performativen Widerspruch“nennt: Man trifft eine Unterscheidung und behauptet zugleich, dass das, was man meint, auf beiden Seiten der Unterscheidung gegeben sei: Input und Output, gelingende und misslingende Rationalität; oder sogar: beides und die zwischen beidem bestehende Beziehung. Abgesehen davon würden sich ganz verschiedene „Und“-Begriffe von Organisation ergeben je nach dem, von welcher Unterscheidung man ausgeht. Kein Wunder also, dass man eine Mehrheit möglicher Organisationstheorien für unvermeidlich hält.

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Literatur

  1. Zur Vermeidung eben dieses Paradoxes, dass dieselbe Gattung (génos) eine andere sei oder eine andere dieselbe, hatte Platon eine Unterscheidungskunst (Dihaíresis) gefordert. So explizit in Sophistes 253 D. Aber dann musste man voraussetzen, dass irgendetwas die Wahl einer bestimmten Unterscheidung und keiner anderen legitimiert (und sei es: die Erinnerung an Ideen). Wenn aber auch das Unterscheiden der Unterscheidungen noch zum Problem wird oder wenn es, mit Gotthard Günther gesprochen, um „polykontexturale“Verhältnisse geht, kommt man so einfach nicht davon. Siehe Gotthard Günther, Life as Polycontex-turality, in ders., Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik Bd. 2, Hamburg 1979, S. 283–306.

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  2. Siehe Herbert A. Simon, The Architecture of Complexity, Proceedings of the American Philosophical Society 106 (1962), S. 467–482; auch in: General Systems 10 (1965), S. 63–76.

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  3. Siehe Albert Ando/Franklin Fisher, Near Decomposability, Partition and Aggregation and the Relevance of Stability Discussions, International Economic Review 4 (1963), S. 53–67.

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  4. In der Kritik der Urteilskraft, Einleitung VI, heißt es: „Zwar spüren wir an der Fasslichkeit der Natur und ihrer Einheit der Abteilungen in Gattungen und Arten, wodurch allein empirische Begriffe möglich sind, durch welche wir sie nach ihren besonderen Gesetzen erkennen, keine merkliche Lust mehr, aber sie ist gewiss zu ihrer Zeit gewesen, und nur weil die gemeinste Erfahrung ohne sie nicht möglich sein würde, ist sie allmählich mit der bloßen Erkenntnis vermischt und nicht mehr besonders vermerkt worden“. Das heißt, kürzer ausgedrückt: eine bloße Erkenntnistechnik, die als Ontologie missverstanden worden ist.

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  5. Siehe die Kritik von Martin Heidegger, Die Frage nach dem Ding: Zu Kants Lehre von den transzendentalen Grundsätzen, Tübingen 1962, Gesamtausgabe Bd. 41, Frankfurt 1984.

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  6. Dass hier ein Wortspiel an die Stelle der Problemlösung tritt, kann uns an die Blütezeit des rhetorischen Paradoxie-Managements, an das 16. Jahrhundert erinnern. Wir kommen darauf zurück.

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  7. Zur Kritik siehe erneut Martin Heidegger, diesmal Sein und Zeit, zit. nach der 6. Aufl. Tübingen 1949, S. 432 Anm. 2.

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  8. Für einen Überblick siehe Rosalie L. Colie, Paradoxia Epidemica: The Renaissance Tradition of Paradox, Princeton N.J. 1966.

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  9. Ihre Kommunikation „deserveth no hard conjecture among the learned, because they are onely but exercise of wit“, verteidigt sie (und sich) Anthony Mundy, The Defence of Contraries, London 1593, Nachdruck Amsterdam 1969, S. A 3. Es fällt auf, dass dieser Widerruf auf einer anderen Textebene erfolgt, nämlich in einer Widmungsvorrede. Oder, in anderen Fällen, in einem Übersendungsschreiben (so John Donne, Paradoxes and Problems, hrsg. von Helen Peters, Oxford 1980) oder in einer Gegenpublikation (so Ortensio Lando, Confutatione del libro de paradossi nuovamente composta, in tre orationi distinta, o.O., o.J.). Es scheint der Rhetorik also darauf angekommen zu sein, das Paradox der Kommunikation von Paradoxen auf zwei verschiedene Textsorten zu verteilen und es dadurch aufzulösen. Das setzt natürlich Schrift und in den genannten Fällen Buchdruck voraus.

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  10. In der Tradition heißt dieser ungemütliche Erregungszustand admiratio. Siehe besonders deutlich René Descartes, Les passions de l’âme Art. 53, zit. nach Œuvres et Lettres, éd. de la Pléiade, Paris 1952, S. 723 f.

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  11. Siehe Kenneth J. Gergen, Toward Transformation in Social Knowledge, New York 1982, S. 142: „One may also foster generative theory by searching for an intelligent antithesis to commonly accepted understandings.“

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  12. Siehe Jürgen Ruesch/Gregory Bateson, Communication: The Social Matrix of Psychiatry, New York 1951.

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  13. Siehe Laws of Form (1969), Neudruck New York 1979. Für eine frühe Berücksichtigung dieses Kalküls in der Organisationstheorie siehe Philip G. Herbst, Alternatives to Hierarchies, Leiden 1976, S. 84 ff.

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  14. Siehe Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1997.

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  15. Siehe dazu mit Bezug auf das Problem einer Welt, die sich selbst zu beobachten versucht, Spencer Brown a.a.O. S. 105.

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  16. Zu den daraus folgenden Problemen der Theorie des Staates vgl. Niklas Luhmann, Metamorphosen des Staates, in ders., Gesellschaftsstruktur und Semantik Bd. 4, Frankfurt 1995, S. 101–137.

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  17. Ähnlich Nicholas Rescher, The Strife of Systems: An Essay on the Grounds and Implications of Philosophical Diversity, Pittsburgh 1985 — allerdings in der sicher unbegründeten Hoffnung, dass dies nur ein Theorieproblem sei und ein „methodologischer Pragmatismus“einen Ausweg weisen könnte. Aber es gibt keine Methode, die nicht ihrerseits theoretische Annahmen voraussetzte.

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  18. Siehe dazu Nils Brunsson/Johan P. Olsen, The Reforming Organization, London 1993, insb. S. 60 ff. mit der These, dass diese Auffassung von Identität in den Organisationen zugleich als ein endloser Anlass zu Reformen diene.

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  19. Vgl. z.B. John W. Meyer/Brian Rowan, Institutionalized Organizations: Formal Structure as Myth and Ceremony, American Journal of Sociology 83 (1977), S. 340–363.

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  20. Für einen aktuellen Überblick siehe vor allem John Mingers, Self-Producing Systems: Implications and Applications of Autopoiesis, New York 1995. Vgl. ferner Fenton Robb, Cybernetics and Supra Human Autopoietic Systems, Systems Practice 2 (1989), S. 47–74; Hans Rudi Fischer (Hrsg.), Autopoiesis: Eine Theorie im Brennpunkt der Kritik, Heidelberg 1991; Roeland J. in’t Veld/Linze Schaap/Catrien J.A.M. Termeer/Mark J.W. van Twist (Hrsg.), Autopoiesis and Configuration Theory: New Approaches to Societal Steering, Dordrecht 1991; Theodor M. Bardmann, Wenn aus Arbeit Abfall wird: Aufbau und Abbau organisatorischer Realitäten, Frankfurt 1994, passim, insb. S. 72 ff. und zum Zusammenhang mit den Diskussionen über „Organisationskultur“S. 365 ff.; Kenneth F. Bailey, Sociology and the New Systems Theory: Toward a Theoretical Synthesis, New York 1994, S. 285 ff. Aufsatzpublikationen sind kaum noch zu überblicken. Zur Anwendung auf Organisationen siehe z.B. Werner Kirsch/Dodo zu Knyphausen, Unternehmungen als „autopoietische“Systeme?, in: Wolfgang H. Staehle/Jörg Sydow (Hrsg.), Managementforschung I, Berlin 1991, S. 75–101; Walter J.M. Kickert, Autopoiesis and the Science of (Public) Administration: Essence, Sense and Nonsense, Organization Studies 14 (1993), S. 261–278.

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  21. Helmut Willke, Systemtheoretische Strategien des Erkennens: Wirklichkeit als interessierte Konstruktion, in: Klaus Götz (Hrsg.), Theoretische Zumutungen: Vom Nutzen der systemischen Theorie für die Managementpraxis, Heidelberg 1994, S. 97–116; Michael Wollnik, Interventionschancen bei autopoietischen Systemen, in: Götz a.a.O. S. 118–159.

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  22. So Jean Paul, Clavis Fichtiana seu Leibgeberiana, zit. nach Werke Bd. 3, München 1961, S. 1011–1056 (1014): „Im Reich des Wissens kommt — anders als im physischen — der Schall immer früher an als das Licht.“

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  23. „Any enterprise’s first product is itself“, liest man zum Beispiel bei Randall Bau-sor, Entrepreneurial Imagination, Information, and the Evolution of the Firm, in: Richard W. England (Hrsg.), Evolutionary Concepts in Contemporary Economics, Ann Arbor Mich. 1994, S. 179–189 (181). Auch von „Autogenesis“wird gesprochen; siehe Robert Drazin/Lloyd Sanderlands, Autogenesis: A Perspective on the Process of Organizing, Organization Science 3 (1992), S. 230–241. Geht man auf den griechischen Sinn der Worte zurück, ist es jedoch vorzuziehen, nicht von „Ursprung“auszugehen, sondern von „Produkt“. Denn sein eigener Ursprung ist ein System nur insofern, als es sein eigenes Produkt ist. Die Frage nach dem Anfang muss man der Theologie überlassen.

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  24. Siehe für eine eher seltene Konzeption dieser Art Floyd H. Allport, An Event-System Theory of Collective Action: With Illustrations From Economic and Political Phenomena and the Production of War, The Journal of Social Psychology 11 (1940), S. 417–445; ders., The Structuring of Events: Outline of a General Theory with Applications to Psychology, Psychological Review 61 (1954), S. 281–303; ders., The Theory of Enestructure (Event-Structure Theory): Report of Progress, American Psychologist 22 (1967), S. 1–24. Die Beziehungen zur Kosmologie von Alfred North Whitehead liegen auf der Hand.

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  25. Bei Tim Ingold, Evolution and Social Life, Cambridge England 1986, S. 24, fand ich die treffende Formulierung: „Process is to event as continuity is to discontinuity.“

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  26. Dies allein muss nicht in eine Theorie der Autopoiesis einmünden. Man findet nahe stehende Diskussionen an Hand einer Unterscheidung von „matter“und „symbol“. Siehe z.B. Howard H. Pattee, Cell Psychology: An Evolutionary Approach to the Symbol-Matter Problem, Cognition and Brain Theory 5 (1982), S. 325–341. Dann müssten aber diese Begriffe geklärt werden, vor allem im Hinblick auf den Begriff der Referenz.

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  27. Z.B. von Barbara Czarniawska-Joerges, Exploring Complex Organizations: A Cultural Perspective, Newbury Park Cal. 1992, S. 32 f.

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  28. So für das Selbstbewusstsein psychischer Systeme auch Paul M. Churchland, Matter and Consciousness: A Contemporary Introduction to the Philosophy of Mind, Cambridge Mass. 1984, S. 73: „… self-consciousness involves the same kind of continuously updated knowledge that one enjoys in one’s continuous perception of the external world.“

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  29. Vgl. zusammenfassend Robert K. Merton, Social Theory and Social Structure, 2. Aufl. Glencoe Ill. 1957, S. 60 ff.

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  30. Siehe vor allem Humberto R. Maturana/Francisco J. Varela, Autopoietic Systems: A Characterization of the Living Organization, Urbana Ill. 1975, dt. Übers. in Humberto R. Maturana, Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit, Braunschweig 1982; Humberto R. Maturana/Francisco Varela, El árbol del conocimiento, Santiago de Chile 1984, dt. Übers., Der Baum der Erkenntnis: Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens, Bern 1987. Die Theorieentwicklung war auf dieser Stufe sehr stark durch epistemo-logische Fragestellungen bedingt gewesen, und hatte, was die autopoietische Operation selbst betrifft, biochemische Prozesse vorausgesetzt.

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  31. So Gareth Morgan, Images of Organization, Beverly Hills 1986.

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  32. Vgl. Heinz von Foerster, Wissen und Gewissen: Versuch einer Brücke, Frankfurt 1993.

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  33. Es würde im Übrigen gar nicht schaden, nur wenig nützen, wenn man zugäbe, dass es sich um eine Metapher handelt. Denn das gälte dann für alle organisationstheoretischen Ansätze (siehe z.B. Gareth Morgan, Paradigms, Metaphors, and Puzzle Solving in Organization Theory, Administrative Science Quarterly 25 (1980), S. 605–622) und würde, da der Begriff der Metapher (von metapherein) selbst eine Metapher ist, nichts anderes besagen als die Forderung, jede universalistische Theorie auf die Notwendigkeit einer autologischen Selbstbegründung hinzuweisen.

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  34. Vgl. z.B. Henry Mintzberg, Structure in Fives: Designing Effective Organizations, Englewood Cliffs N.J. 1983.

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  35. Wir finden uns hier in voller Übereinstimmung mit Anthony Giddens Theorie des „structuration“— mit der einzigen Ausnahme, dass Giddens eine systemtheoretische Grundierung dieses Begriffs ablehnt. Siehe nur Anthony Giddens, Die Konstitution der Gesellschaft, dt. Übers. Frankfurt 1988.

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  36. So anscheinend Kickert a.a.O. (1993) und viele andere, die bei „Autopoiesis“eine konservative Ideologie assoziieren. Auch die Beraterbranche tendiert dazu, autopoietische Systeme als strukturkonservativ zu beschreiben, um die Funktion, wenn nicht Notwendigkeit gezielter Einwirkungen von außen zu begründen. Siehe z.B. Michael Wollnik, Interventionschancen bei autopoietischen Systemen, in: Klaus Götz (Hrsg.), Theoretische Zumutungen: Vom Nutzen der systemischen Theorie für die Managementpraxis, Heidelberg 1994, S. 118–159. Die These des Strukturkonservativismus belehrt uns nicht über die Theorie auto-poietischer Systeme, wohl aber über den, der die These aufstellt, also über die Autopoiesis von Firmen und Fortbildungseinrichtungen der Beraterbranche -oder mit Maturana a.a.O. S. 64: sie sagt nichts über den beschriebenen Bereich, wohl aber etwas über den Beobachter, der eine solche Beschreibung anfertigt und benutzt.

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  37. Vgl. für einen sehr eng begrenzten Ausschnitt Francisco J. Varela, Principles of Biological Autonomy, New York 1979.

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  38. Das ist umstritten. Vor allem Gunther Teubner hat die Gegenposition in die Diskussion eingeführt. Siehe: Hyperzyklus in Recht und Organisation, in: Hans Haferkamp/Michael Schmid (Hrsg.), Sinn, Kommunikation und soziale Differenzierung: Beiträge zu Luhmanns Theorie sozialer Systeme, Frankfurt 1987, S. 89–128; ders., Episodenverknüpfung: Zur Steigerung von Selbstreferenz im Recht, in: Dirk Baecker et al. (Hrsg.), Theorie als Passion, Frankfurt 1987, S. 423–446; und zur Anwendung auf Organisationen Kirsch/zu Knyphausen a.a.O. (1991). Wollte man in der Begriffsbildung so taktieren, brauchte man jedoch einen Begriff der Einheit des Systems, der unabhängig vom Begriff der Autopoiesis gebildet ist. Auch müsste diese Version für den Fall der Organisationen den strengen Zusammenhang von Autopoiesis und Entscheidung aufgeben. Dann wären „autopoietische“Systeme Systeme, in denen auch Autopoiesis vorkommt, was aber die Einheit des Systems nicht erklärt. Und dann sollte man vielleicht den Begriff der Autopoiesis durch den alten Begriff der Kreiskausalität ersetzen. Jedenfalls liegen, von Maturana aus gesehen, die Überlegungen über „Graduali-sierung“ausschließlich im Bereich der Strukturen der Systeme und gerade nicht im Bereich der Autopoiesis selbst.

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  39. Vgl. hierzu und für die darin liegende Begründung eines „blinden Flecks“, also einer notwendigen Intransparenz des Systems für sich selbst, Heinz von Foerster, Das Gleichnis vom blinden Fleck: Über das Sehen im allgemeinen, in: Gerhard Johann Lischka (Hrsg.), Der entfesselte Blick: Symposion, Workshops, Ausstellung, Bern 1993, S. 15–47 (21 ff.); ders., Für Niklas Luhmann: Wie rekursiv ist Kommunikation?, Teoria Sociologica 1/2 (1993), S. 61–85.

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  40. Siehe Karl E. Weick, Enactment Processes in Organizations, in: Barry M. Staw/Gerald R. Salancik (Hrsg.), New Directions in Organizational Behavior, Chicago 1977, S. 267–300; ders., Der Prozess des Organisierens, dt. Übers. Frankfurt 1985, insb. S. 212 ff. Vgl. auch Linda Smircich, Implications for Management Theory, in: Linda L. Putnam/Michael E. Pacanowsky (Hrsg.), Communication and Organizations: An Interpretive Approach, Beverly Hills Cal. 1983, S. 221–241 (229 ff.).

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  41. „The ‘outside’ oder ‘external’ world cannot be known“, liest man bei Weick a.a.O. (1977), S. 273, „The outside is a void, there is only the inside.“

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  42. Siehe Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt 1984, S. 92 ff.

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  43. Wir kommen darauf unter VI. zurück.

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  44. Hier kann dann sehr vieles, zu vieles eingefüllt werden. Nicht nur „Ziele“oder sonstige „wesentliche“Strukturen („functional requisites“), sondern auch handelnde Menschen, frische Luft, konstante Schwerkraftbedingungen usw.

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  45. Zur Beruhigung sei sofort angefügt: dies hängt natürlich von der Wahl der Systemreferenz ab. Wenn es um das umfassende System der Gesellschaft (oder, wie viele sagen: um Alltagssprache) geht, können natürlich alle sozialen Systeme Informationen austauschen — aber in einer Weise und in Formen, die nur Gesellschaft reproduziert und in Teilsystemen dann erst noch zu einer für sie brauchbaren Information rekonstruiert werden muss. Und nochmal anders: Von Information kann man nur sinnvoll sprechen, wenn man einen Systemindex hinzufügt.

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  46. So in der deutschen Übersetzung in: Gregory Bateson, Ökologie des Geistes: Anthropologische, psychologische, biologische und epistemologische Perspektiven, Frankfurt 1981, S. 488.

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  47. So explizit Gregory Bateson, Geist und Natur: Eine notwendige Einheit, dt. Übers. Frankfurt 1982, S. 123, und hier dann auch die knappste Definition von Information: „Informationen bestehen aus Unterschieden, die einen Unterschied machen.“

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  48. Ausführlicher Niklas Luhmann, Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt 1984.

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  49. So z.B. Maryan S. Schall, A Communication-Rules Approach to Organizational Culture, Administrative Science Quarterly 28 (1983), S. 557–581. Mit Recht bemerkt Karl E. Weick, Sensemaking in Organizations, Thousand Oaks Cal. 1995, S. 75, dazu: „These outcomes are unsurprising because the communication activity is the organization.“Aber auch Weick gründet seine Organisationstheorie nicht, wie es dann konsequent wäre, auf den Begriff der Kommunikation — vermutlich, weil ihm damit die Subjektivität des „sensemaking“entglitte.

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  50. es also, um das noch anzufügen, ausschließt, dass man von lebendem Bewusstsein, lebendem Geist oder gar lebender Gesellschaft spricht.

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  51. Darauf kommen wir im nächsten Kapitel zurück.

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  52. So Wanda J. Orlikowski/JoAnne Yates, Genre Repertoire: The Structuring of Communicative Practices in Organizations, Administrative Sciences Quarterly 39 (1994), S. 541–574 (541), unter Berufung auf Giddens und Bourdieu. Giddens und Bourdieu verstehen aber Kommunikation in einem stark eingeschränkten Sinne als action oder practice, gehen also von einem actor aus, der dann zwangsläufig mit zur Organisation gehören müsste. Weitere Beispiele dieser Art sind leicht zu finden. Anne Donnellon, Language and Communication in Organizations: Bridging Cognition and Behavior, in: Henry P. Sims, Jr./Dennis A. Gioia et al., The Thinking Organization, San Francisco 1986, S. 136–164, meint zum Beispiel, Kommunikation sei in Organisationen als Brücke zwischen Kognition und Verhalten unentbehrlich.

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  53. Siehe auch Schall a.a.O. S. 560 mit Hinweisen auf vorausgehende Literatur.

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  54. Im rein akademischen Kontext ist die Funktion solcher Unbestimmtheitsstellen leicht zu erkennen. Sie ermöglichen theoretische Innovationen und Kontroversen, hier zum Beispiel als kultureller, symbolischer usw. Ansatz, und damit eine Selbstprofilierung von Kandidaten für akademische Reputation. Aber das bleibt ein rein wissenschaftssoziologisches Argument, das die Theorieentwicklung -der Evolution überlässt.

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  55. Was Familienrekrutierung, aber auch Zwangsrekrutierung betrifft, unterscheiden sich moderne Organisationen von ähnlichen Einrichtungen traditionaler Gesellschaften, und dies unabhängig von den Freiheitsgraden und Motiven, die einer Entscheidung zu Grunde liegen Vgl. z.B. Stanley H. Udy, Jr., Preindustrial Forms of Organized Work, in: Wilbert E. Moore/Arnold S. Feldman (Hrsg.), Labor Commitment and Social Change in Developing Areas, New York 1960, S. 78–91; ders., Work in Traditional and Modern Society, Englewood Cliffs N.J. 1970.

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  56. obwohl sie das aus begreiflichen Gründen durchweg tun. Siehe dazu die Kritik von Karl E. Weick, Organizational Communication: Toward a Research Agenda, in: Linda L. Putnam/Michael E. Pacanowsky (Hrsg.), Communication and Organizations: An Interpretative Approach, Beverly Hills 1983, S. 13–29 (16).

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  57. Darauf kommen wir im Kapitel 13 über Organisation und Gesellschaft ausführlicher zurück.

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  58. Formal gesehen ist dies eine Konsequenz des „re-entry“der Unterscheidung von System und Umwelt in das System (also: in sich selbst). Siehe George Spencer Brown, Laws of Form, Neudruck der 2. Aufl. New York 1979, S. 56 ff. (60 f.). Wir kommen darauf ausführlicher zurück.

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  59. Eine weitere Begründung folgt im nächsten Kapitel: Wir sind mit Hilfe des Begriffs der Entscheidung in der Lage, die Paradoxic der Unterscheidung von System und Umwelt in das System hineinzuziehen und ihre weitere Entfaltung im System im Detail zu verfolgen.

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  60. Siehe hierzu Heinrich Popitz, Prozesse der Machtbildung, Tübingen 1968; ders., Phänomene der Macht: Autorität, Herrschaft, Gewalt, Technik, Tübingen 1986.

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  61. Siehe dazu Stephan Fuchs, The Stratified Order of Gossip: Informal Communication in Organizations and Science, Soziale Systeme 1 (1995), S. 47–72.

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  62. Vgl. unten Kap. 9.

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  63. Dies gegen den Einwand, die Begriffsbildung der autopoietischen Entscheidungsorganisation sei „abstrakt“— etwa bei Albrecht Becker/Willi Küpper/Günther Ortmann, Revisionen der Rationalität, in: Willi Küpper/Günther Ortmann (Hrsg.), Mikropolitik: Rationalität, Macht und Spiele in Organisationen, Opladen 1988, S. 89–113 (105 f.). Richtig ist aber selbstverständlich zweierlei: dass jede Begriffsbildung (auch natürlich der Handlungsbegriff) nur Ausschnitte aus der Realität (zum Beispiel nie: den ganzen Menschen) thematisiert, und zweitens: dass jede Systembildung nur Ausschnitte aus der Realität reproduziert und nie alles, was zur Reproduktion erforderlich ist. 62 So Gotthard Günther, Cognition and Volition: A Contribution to a Cybernetic Theory of Subjectivity, in ders., Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik Bd. 2, Hamburg 1979, S. 203–240 (212 ff.): „… if we assume that the relation between a living system and its environment enters a state in which the environmental world does not positively influence the subjectivity which it harbors, then the subjectivity itself, in order to overcome this indifference, and in order to maintain its characteristics of Life, cannot help but enter into an active role. It is important to say that it must assume an active role and not only: it may be active. This is a basic criterion that separates inanimate from living matter.“

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  64. Siehe für öffentliche Verwaltungen zum Beispiel Karl-Heinz Ladeur, Von der Verwaltungshierarchie zum administrativen Netzwerk: Zur Erhaltung der Eigenständigkeit der Verwaltung unter Komplexitätsbedingungen, Die Verwaltung 26 (1993), S. 137–165.

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  65. Vgl. Edgar Morin, La Méthode Bd. 1, Paris 1977, S. 134 f. und öfter. Siehe auch S. 201: „L’ouvert s’appuie sur le fermé.“

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  66. Wie weit man auch bei lebenden Zellen oder sogar bei den rechnerisch hoch begabten chemischen Makromolekülen der Nervenzellen von Selbstbeobachtung sprechen kann, braucht hier nicht entschieden zu werden. Die Frage hängt offensichtlich mit dem Abstraktionsgrad von Begriffen wie Beobachten, Bezeichnen, Unterscheiden zusammen.

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  67. Siehe Laws of Form a.a.O. S. 56 f., 69 ff.

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  68. A.a.O. S. 57 „unresolvable indeterminacy“

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  69. Oder mathematisch: sie „is not… introduced merely by cause of using independent variables“— a.a.O. S. 57

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  70. Siehe speziell hierzu Elena Esposito, Ein zweiwertiger nicht-selbständiger Kalkül, in: Dirk Baecker, Kalkül der Form, Frankfurt 1993, S. 96–111.

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  71. Die „Bistabilität“, die sich aus der Unterscheidung von System und Umwelt ergibt in dem Sinne, dass das System bei der Entscheidung über eigene Operationen entweder von eigenen Vorentscheidungen oder von der Umwelt ausgehen kann, wird dann als zeitbrauchendes Oszillieren interpretiert. Vgl. zu „frequency of its oscillations“Spencer Brown a.a.O. S. 59. Dabei kann dies Oszillieren so schnell erfolgen, dass dadurch eine (ziemlich kurze) Gegenwart definiert ist, in der System und Umwelt für das System gleichzeitig gegeben sind.

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  72. Siehe zu diesem Zusammenhang von re-entry und Temporalisierung auch Dirk Baecker, Im Tunnel, in ders. (Hrsg.), Kalkül der Form, Frankfurt 1993, S. 12–37 (28 ff.).

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  73. Vgl. Spencer Brown a.a.O. S. 105.

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  74. Siehe in Anwendung auf Organisationen: Heinz von Foerster, Prinzipien der Selbstorganisation im sozialen und betriebswirtschaftlichen Bereich, in ders., Wissen und Gewissen: Versuch einer Brücke, Frankfurt 1993, S. 233–268.

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  75. James G. March/John P. Olsen, The Uncertainty of the Past: Organizational Learning Under Ambiguity, European Journal of Political Research 3 (1975), S. 147–171;

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  76. siehe hierzu und zum Folgenden Daniel Levinthal/James G. March, A Model of Adaptive Organizational Search, Journal of Economic Behavior and Organization 2 (1981), S. 307–333;

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  77. Scott R. Herriott/Daniel Levinthal/James G. March, Learning From Experience in Organizations, American Economic Review 75 (1985), S. 298–302. Für weiterreichende Annahmen siehe auch James G. March/Johan P. Olsen, Ambiguity and Choice in Organizations, Bergen, Norwegen 1976;

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  78. B. Levitt/James G. March, Organizational Learning, Annual Review of Sociology 14 (1988), S. 319–340;

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  79. James G. March, Exploration and Exploitation in Organizational Learning, Organization Science 2 (1991), S. 71–87.

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  80. Hierzu vor allem Richard R. Nelson/Sidney G. Winter, An Evolutionary Theory of Economic Change, Cambridge Mass. 1982. Für Nelson und Winter liegt das strukturelle Gerüst der Selbstreferenz in den in Organisationen entwickelten und gelegentlich getesteten „Routinen“.

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  81. So formulierten seiner Zeit Richard M. Cyert/James G. March, A Behavioral Theory of the Firm, Englewood Cliffs N.J. 1963. (2. Aufl. Cambridge Mass. 1992)

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  82. So Francisco Varela, Two Principles for Self-Organization, in: Hans Ulrich/Gilbert J.B. Probst (Hrsg.), Self-Organization and Management of Social Systems: Insights, Promises, Doubts, and Questions, Berlin 1984, S. 25–32.

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  83. Siehe Meyer/Rowan a.a.O. (1977).

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  84. Weitere Literaturhinweise oben Kap. 1, Anm. 68.

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  85. Zum letzteren vgl. James G. March, Bounded Rationality, Ambiguity and the Engineering of Choice, Bell Journal of Economics 9 (1978), S. 587–608, zit. nach der deutschen Übersetzung in; James G. March, Entscheidung und Organisation, Wiesbaden 1990, S. 297–328.

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Luhmann, N. (2000). Organisation als autopoietisches System. In: Organisation und Entscheidung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97093-0_2

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