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Partizipation und pädagogische Professionalität — Pädagogische Deutungsmuster von Lehrern und die Bedeutsamkeit der Biographie

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Partizipation in der Schule

Part of the book series: Studien zur Schul- und Bildungsforschung ((SZSBF,volume 11))

Zusammenfassung

Der Schwerpunkt dieses Bandes greift eine zentrale Fragestellung auf, die die schulpädagogische Diskussion derzeit begleitet: Welche Möglichkeiten bestehen im Rahmen schulischer Strukturen für die Akteure, Partizipationsräume zu öffnen, Mitgestaltungsmöglichkeiten bereitzustellen und damit Autonomie zu fördern (vgl. Klafki 1993)? Betont wird in dieser Diskussion vor allem die Rolle der handelnden Akteure und deren Professionalisierungsbedürftigkeit. Dabei besteht im Anschluss an die Professionalisierungsdebatte (vgl. Combe/Helsper 1996) die Grundstruktur des professionellen pädagogischen Handelns im Ausbalancieren widersprüchlicher Anforderungen im Rahmen eines pädagogischen Arbeitsbündnisses. Grundlage dafür ist gegenseitiges Vertrauen, das in der pädagogischen Beziehung selbst erzeugt werden muss, was jedoch vielfach misslingt (vgl. Kanders u.a. 1996, S. 62). Neben der normativen Forderung nach der Professionalisierungsbedürftigkeit der Lehrer werden in der handlungspraktischen Umsetzung oftmals strukturelle Brechungen konstatiert. Diese resultieren zum einen aus der Zwangsrahmung der Schulpflicht (vgl. Oevermann 1996) sowie der antinomischen Grundspannung von Autonomie und Heteronomie, in die pädagogische Interaktionen gestellt sind (vgl. Helsper 1996). Zum anderen begründen sich diese in der Auseinandersetzung mit der Grundparadoxie pädagogischen Handelns, „den zu Erziehenden zu etwas aufzufordern, was er noch nicht kann und ihn als jemand zu achten, der er noch nicht ist, sondern allererst vermittels Selbsttätigkeit wird“ (Benner 1987, S. 71). Damit geht es in Schule immer auch um die Bildung moralischer Kompetenzen und Strukturen im kindlichen sowie jugendlichen Subjekt. Vor dem Hintergrund dieser Prozesse moralischer Sozialisation und Kompetenzentfaltung, in die Heranwachsende involviert sind, ist die institutionelle moralische Struktur der Schule besonders anfällig für die Verweigerung partizipativer Optionen und die Zurückweisung bereits entfalteter moralischer Kompetenzen. Die pädagogische Professionalität ist demnach besonders herausgefordert, wenn es gilt, Schüler in ihren spezifischen Schwierigkeiten, in ihrer psychischen Entwicklung und bei ihrer Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Schule zu stützen.

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Jeanette Böhme Rolf-Torsten Kramer

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© 2001 Leske + Budrich, Opladen

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Lingkost, A., Meister, G. (2001). Partizipation und pädagogische Professionalität — Pädagogische Deutungsmuster von Lehrern und die Bedeutsamkeit der Biographie. In: Böhme, J., Kramer, RT. (eds) Partizipation in der Schule. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94982-0_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-94982-0_8

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-2942-3

  • Online ISBN: 978-3-322-94982-0

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