Zusammenfassung
Sozialwissenschaften im allgemeinen, die Soziologie im speziellen sind auf die theoretische Bearbeitung ökologischer Fragen nicht hinreichend vorbereitet und führen entsprechende Untersuchungen und die damit verzahnten konzeptionellen Überlegungen kaum durch (vgl. Wehling in diesem Band). Wenn sich die Sozialwissenschaften dennoch dem Ökologieproblem nähern, tun sie dies seit einiger Zeit meist im Kontext des Diskurses über Sustainable Development. Publikationen wie Sustainable Netherlands (ISOE 1994) oder die Arbeiten des Wuppertal-Instituts (z.B. Zukunftsfähiges Deutschland) stehen im deutschen Sprachraum exemplarisch für diesen Diskurs. Die politischen Bedingungen sowie die sozialen Implikationen dieses Konzepts werden bekanntlich kontrovers diskutiert — nicht nur zwischen Nord und Süd (vgl. die Beiträge von Brand, Conrad und Sachs in diesem Band). Wenn man sich aus der Domäne der Sozialwissenschaften heraus- und in die der Umwelt- und Naturwissenschaften hineinbegibt, verschiebt sich auch der Diskursrahmen: von Sustainable Development zu Global Change. Hier dominiert nicht so sehr die Debatte über positive Leitbilder und Kriterien nachhaltiger Entwicklung das Bild, sondern die Analyse und Modellierung globaler Umweltveränderungen und ihren Ablaufmechanismen. Die Klimaforschung ist dafür nur ein relativ prominentes Beispiel. Ich könnte aber auch auf Expertenschätzungen zur weltweiten Bodendegradation oder zur Modellierung von landwirtschaftlicher Produktion verweisen. Die Gemeinschaft der naturwissenschaftlich geprägten Global-Change-Forschung ist mittlerweile zu einer anonymen Gesellschaft mit zahlreichen Unterabteilungen geworden, wie der Blick in einschlägige Homepages und Suchmaschinen des Internet eindrucksvoll belegt. Der Entdeckungs- und Entstehungszusammenhang dieses weitverzweigten Forschungsbereichs ist relativ eindeutig: es ist die anthropogene Überformung und Destabilisierung von Ökosystemen bzw. des über relativ lange Zeiträume einigermaßen eingespielten Systems Erde mit seiner natürlichen und seiner menschlichen Komponente.
Für Diskussionen zu einem früheren Entwurf dieses Papiers danke ich besonders Matthias Lüdeke, Gerhard Petschel-Held, Arthur Block, Martin Cassel-Gintz, Matthias Plöchl und Hans-Joachim Schellnhuber (alle Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung).
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Reusswig, F. (1997). Nicht-nachhaltige Entwicklungen Zur interdisziplinären Beschreibung und Analyse von Syndromen des Globalen Wandels. In: Brand, KW. (eds) Nachhaltige Entwicklung. Reihe „Soziologie und Ökologie“, vol 1. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93682-0_4
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