Moderne Lebensweise und ökologische Korrektheit. Zum Zusammenhang von sozialem und ökologischem Wandel

Zusammenfassung

Mit den Debatten über „sustainable development“ bzw. „nachhaltige Entwicklung“ ist auch das Umweltthema wieder in einen Konjunkturaufschwung geraten, nachdem es seit Beginn der 90er Jahre unter den Bedingungen schwerer ökonomischer Krisenerscheinungen, Arbeitslosigkeit und Finanznot, verstärkt durch die Folgeprobleme der deutschen Einigung, selbst in eine Rezession abgerutscht war. Im Verlauf dieser Entwicklung haben sich freilich auch die Zweifel an der Einlösbarkeit der sozialen Versprechen moderner Industriegesellschaften, an dem gesellschaftlichen Verteilungspakt und dem zugrundeliegenden Wachstumsparadigma zusehends verstärkt. Vor diesem Hintergrund ist das Konzept der „nachhaltigen Entwicklung“ — indem es wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklungsprobleme in ihren strukturellen und globalen Zusammenhängen thematisiert — als ambitionierter Versuch zu begreifen, das traditionelle „Wachstumsparadigma“ in seiner Funktion als gesellschaftlicher und politischer Leitvorstellung durch ein neues „Nachhaltigkeits“paradigma zu ersetzen.

„So kommen die Dinge voran — nach der Art von Krabben: seitwärts. Das ist zwar besser als nichts, aber wird die ökologische Krise solange warten?“

(Alain Lipietz 1993)