Zusammenfassung
Die Methode, sich zukünftige Situationen szenisch auszumalen und dadurch ein gewisses Maß an Orientierung und Einsicht zu gewinnen, ist uralt, in der Literatur lassen sich die verschiedenartigsten Beispiele finden. Zu einer systematischen Methode wurde das Szenarioschreiben zuerst in militärischem Zusammenhang entwickelt. Erste Ansätze, auf die sich auch heute die “strategische Planung” für Wirtschaftsunternehmen gerne beruft, finden sich bei Moltke und Clausewitz (S. Reibnitz 1987: 11). Wiederbelebt wurde dieser Ansatz dann vor allem von Hermann Kahn, der Anfang der fünfziger Jahre den Begriff “Szenarien” einführte. Bei seinen teilweise haarsträubenden militärstrategischen Studien kam es ihm darauf an, ähnlich wie im Theater mit Bühnenbild und Kulissen einen Rahmen, ein Umfeld für mögliche Handlungen zu schaffen, großen Wert legte er dabei auch auf die zeitliche Abfolge, den Entwicklungsprozeß hypothetischer Situationen (s. Kahn/Wiener 1971: 21, 251 ff.). Die ersten (militärischen und politischen) Szenarien waren vor allem visionär, die Methode ihrer Erarbeitung war nicht ganz nachvollziehbar, sie dienten vor allem der Übung im Umgang mit ungewohnten Situationen.
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Literatur
Das Vorgehen der Szenariomethode entspricht eher neueren Vorstellungen von Kausalität wie sie in der modernen Physik (Quantentheorie, am weitestgehenden hier Böhm 1983), in Theorien der Selbstorganisation (z.B. Prigogine/Stengers 1981, v.a. Jantsch 1979) oder in der Erkenntnistheorie des radikalen Konstruktivismus (Watzlawick 1981, Schmidt 1987) formuliert werden, während die herkömmliche Prognosemethode der modifizierten Trendextrapolation vom Determinismus der klassischen Naturwissenschaften geprägt ist. Bifurkationen, Verzweigungen, spontane Entscheidungen, die sich nicht vorhersagen lassen und durch keine Trends streng determiniert werden, sind demnach mitverantwortlich für die Richtung der Entwicklung.
Reibnitz 1987: 15. “Unter Szenario-Methode versteht man die Entwicklung zukünftiger Umfeldsituationen (Szenarien) und die Beschreibung des Weges aus der heutigen Situation zu diesen zukünftigen Situationen.”
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v. Gleich, A., Lucas, R., Schleicher, R., Ullrich, O. (1992). Zur Anwendung der Szenarienmethode für die Entwicklung regionaler Perspektiven. In: Blickwende in der Technologiepolitik. Sozialverträgliche Technikgestaltung Materialien und Berichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91661-7_14
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91661-7_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12423-0
Online ISBN: 978-3-322-91661-7
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