Zusammenfassung
Nach Klärung der oben skizzierten Zusammenhänge lieferte der Blutgruppenserologe und Immunchemiker Springer einen völlig neuen Aspekt (Übersicht bei Springer 1996): er fand nämlich 1958, daß sowohl die Neuraminidase von Myxoviren als auch von V. cholerae die menschlichen Blutgruppenantigene M und N inaktiviert. Gleichzeitig und völlig unabhängig machten die finnischen Mikrobiolog en Mäkelä und Cantell diese Entdeckung! Polnische Arbeitsgruppen am Ludwik Hirzsfeld Institut in Wroclaw und wir in Köln (Übersicht bei Klenk und Uhlenbruck 1960) haben diesen interessanten Befund an löslichen Erythrozytenglykoproteinen bestätigen können, ebenfalls völlig unabhängig und ohne voneinander zu wissen. Klenk und Uhlenbruck hatten nämlich 1958 eine Methode angewandt — die Phenol/Wasser-Extraktion, welche ursprünglich von Westphal und Mitarbeitern zur Extraktion bakterieller Lipopolysaccharide entwickelt worden war — die es erstmals gestattete, Glykoproteine der Zelloberfläche zu isolieren und darzustellen. Diese Glykoproteine enthielten den Myxovirusrezeptor in löslicher Form und — im Falle menschlicher Blutkörperchen — die Blutgruppenantigene M und N. Die gleiche Methode hatten kurioserweise auch die polnischen Autoren, aufbauend auf früheren Arbeiten von Hohorst und ohne unsere Arbeiten zu kennen, benutzt. Der Arbeitsgruppe von Winzler in USA gelang es dann später — nach einem “sabbatical” Aufenthalt Winzlers bei uns in Köln, wo er die Isolationsmethode kennenlernte — als gemeinsame Kohlenhydratstruktur dieser beiden Antigene ein neuraminsäurehaltiges Tetrasaccharid zu identifizieren. Jedoch eine nähere Klärung der serologischen Reaktionen brachte erst eine Arbeit von Lisowska in Polen, in der sie zeigen konnte, daß durch die Blockierung basischer Aminogruppen von Aminosäuren (Lysin) in der Na chbarschaft dieses Tetrasaccharids, die serologischen Reaktionen der Anti-M und Anti-N Reagentien entscheidend beeinflußt werden, Befunde, die wir — auch durch Blockierung der Carboxylgruppe der Neuraminsäure (Uhlenbruck 1961)- bestätigen und weiter ausbauen konnten (Dahr und Uhlenbruck 1974, noch unveröffentlicht). Daraus ergibt sich, daß nicht das “MN-Tetrasaccharid” alleine, welches übrigens an einigen nicht-MN-aktiven Glykoproteinen völlig anderer Herkunft ebenfalls zu finden ist, sondern nur in Wechselwirkung mit der unter dem Einfluß der Gene M und N stehenden Proteinkette der menschlichen Erythrozytenglykoproteine serologisch aktiv ist. Wir haben die Verhältnisse in Abb. 2 und Abb. 3, auf die wir später noch zurückkommen werden, grob vereinfacht dargestellt.
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© 1974 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Uhlenbruck, G., Dahr, W., Rothe, A., Baldo, B., Gross, R. (1974). MN Blutgruppen werden durch Neuraminidase inaktiviert. In: Fakten und Folgerungen aus Forschungsergebnissen von Erythrozyten-Rezeptoren, heterophilen Agglutininen und Tumorzellmembranen. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88147-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88147-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-02475-2
Online ISBN: 978-3-322-88147-2
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