Zusammenfassung
Waren im ersten Teil die Aufgaben geklärt worden, so gilt es in einem zweiten Teil diesen Herausforderungen Ansätze zu ihrer Bewältigung entgegenzustellen. Die Ressourcen dazu bilden Information und Kommunikation.
Die Entwicklung eines Informations- und Kommunikationssystems zur Integration von Wissenschaft und Gesellschaft soll geleitet werden durch den Diskursbegriff. Im Zusammenhang der Kritischen Theorie und ihres umfassenden Vernunftbegriffs kommt den “Reflexiven Medien”, insbesondere dem theoretischen Diskurs zur Prüfung des Geltungsanspruchs der Wahrheit und dem praktischen Diskurs zur Prüfung des Geltungsanspruchs der Richtigkeit zentrale Bedeutung zu. Die Prüfung im Diskurs wird dann notwendig, wenn die im kommunikativen Handeln implizit erhobenen und anerkannten Geltungsansprüche problematisiert werden, wenn die Möglichkeit einer Verständigung nicht mehr vorausgesetzt werden kann, sondern neu gegründet werden muß.
“Diskurs” ist als ein idealer Begriff konstruiert, für den ideale Bedingungen wie die “Ideale Sprechsituation” mit symmetrischer Rollenverteilung und Abwesenheit aller Zwänge “außer dem des besseren Arguments” bestimmend sind.
Daran macht sich ein großer Teil der kritischen Diskussion des Diskursbegriffs fest. Die Konstruktion als ideale Einheit ermöglicht jedoch erst den praktischen Gehalt des Diskursbegriffs. Nur dadurch kann er als Maßstab wirken und im kommunikativen Handeln als Möglichkeit und Voraussetzung immer unterstellt sein. Annäherungen an den “Fluchtpunkt Diskurs” kann es unbegrenzt geben; in bestimmten historischen Situationen wie z.B. in der Ausbildung bürgerlicher Öffentlichkeit ist man ihm näher gekommen als in anderen.
Übertragen auf den Zusammenhang von Wissenschaft und Gesellschaft dient der Diskurs in mehrfacher Weise: Als Zielbestimmung kann in ihm ein kommunikatives Verhältnis von Wissenschaft und gesellschaftlicher Regelung vermittelt über Of fentlichkeit abgebildet werden; als Maß kann er ein Beurteilungsinstrument für die realen Ansätze auf dem Weg zu diesem Ziel abgeben.
Wenn man aber bestimmte logische und praktische Probleme im Verhältnis von Konflikt und Konsens, von Pluralität und Objektivität auslotet, so wird die Notwendigkeit von Ergänzungen deutlich, die nicht nur auf der empirischen Ebene eines Realisierungsdefizits begründet sind. Dies führt zu der Bestimmung des Diskurses als einer kontrafaktischen Umwelt für Informations- und Kommunikationssysteme, als komplexe normative Herausforderung, der die weiteren Operationalisierungsstufen bis zu einem Systementwurf gerecht werden müssen.
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Vowe, G. (1984). Diskurs: Mass für Ein Informations- und Kommunikationssystem zur Integration von Wissenschaft und Gesellschaft. In: Information und Kommunikation. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 57. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88134-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-88134-2_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11710-2
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