Zusammenfassung
Wissenschaft wird als methodisch normiertes und gesellschaftlich organisiertes System zur Erklärung und Veränderung von Welt begriffen. Die Entwicklung der Wissenschaft in ihren internen Strukturen und externen Zusammenhängen läßt sich mit vier Dimensionen beschreiben: Wissenschaft hat sozio-politische, kognitive, zeitliche und reflexive Aspekte.
Das Spektrum wissenschaftlicher Behandlung der Welt — von der reinen Grundlagenforschung über die Technologie als der Wissenschaft der technischen Anwendungen bis hin zur Entwicklung von Instrumenten und Verfahren — hat in der Beziehung zur Gesellschaft eine ungeheure Potenz entwickelt, die sich in einer Vermittlungsstruktur zur Gesellschaft entfaltet. Die Trennungen und Verbindungen, die diese Vermittlungsstruktur bilden, lassen sich über die 4 Dimensionen charakterisieren:
Es gibt kognitive Verbindungen und Trennungen, sozio-politische, zeitliche und schließlich reflexive Verbindungen und Trennungen.
Die Krise im Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft ist darin begründet, daß in allen vier Dimensionen die Verbindungen derart intensiviert worden sind — Verwissenschaftlichung der Gesellschaft und Vergesellschaftung der Wissenschaft —, daß die Verbindungen in Trennungen umschlagen: Z.B. ist die Instrumentalisierung der Wissenschaft durch spezifische gesellschaftliche Interessen in einem Maße fortgeschritten, daß die Widersprüche zur Gesamtgesellschaft in offene Kontroversen umschlagen mit erheblichen Folgen für Gesellschaft, aber auch für Wissenschaft selbst. Diese Figur ist in allen Dimensionen zu belegen.
Gleichzeitig aber wird in der Krise ihre Aufhebung sichtbar: Aus den Momenten der Krise lassen sich Imperative für eine wechselseitige Aneignung von Wissenschaft und Gesellschaft formulieren, die als Richtschnur dienen können. In der kognitiven Dimension ist dies Rationalisierung, in der sozio-politischen Dimension plurale gesellschaftliche Orientierung, in der zeitlichen Dimension Synchronisierung und in der reflexiven Dimension Autonomisierung.
Um das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft auszumessen und seine zentralen Probleme herauszuarbeiten, soll mit Hilfe von Dimensionen der Wissenschaftsentwicklung und interner Differenzierungen der Bereich Wissenschaft — Forschung — Technik erschlossen werden. Daran anschließend können die Verbindungen und Trennungen vom heterogenen Bereich der Gesellschaft systematisiert und aus ihrer krisenhaften Entwicklung heraus erste Imperative für ein Integrationskonzept entwickelt werden.
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Vowe, G. (1984). Wissenschaft und Gesellschaft: Die Krise der Vermittlungsstruktur. In: Information und Kommunikation. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 57. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88134-2_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-11710-2
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