Zusammenfassung
Abschließend komme ich auf die eingangs gestellten Grundfragen (S. 28-29) zurück. Als erstes hatte ich danach gefragt, ob die Landtage so etwas wie Bundestage en miniature sind. Äußerlich scheinen sich Bundestag und Landtage einander zu gleichen; beide besitzen Fraktionen, Ausschüsse und Hilfsdienste; ihre Abgeordneten greifen anregend und kontrollierend, unterstützend und fragend in das parlamentarische Geschehen ein, wobei sie sich der in den Geschäftsordnungen vorgesehenen Mittel bedienen, der Kleinen und Großen Anfrage ebenso wie der Aktuellen Stunde oder der Debatte. Heißt das, daß sich die Landtage vom Bundestag nur durch geringere Anzahl ihrer Mitglieder oder einen etwas kleineren Aufgabenkreis unterscheiden? Sind sie so etwas wie Bundestage en miniature? Allein die Formulierung dieser Frage dürfte manchen ihrer Kritiker schon ein Lächeln entlocken. Dient doch in ihren Augen deren parlamentarisches Gehabe nur dazu, um von ihrem Machtverlust abzulenken. In Wirklichkeit seien sie nichts anderes als sich in Detailprobleme verlierende Regional- oder Stadtverordnetenversammlungen, für die sie auch gleich den etwas abschätzigen Begriff „Großer Gemeinderat“ zur Hand haben.223 Ich teüe weder die eine noch die andere Meinung.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Hier ist rechtlich zu unterscheiden zwischen den Landtagen der Flächenstaaten und der Bürgerschaft bzw. Abgeordnetenhaus von Stadtstaaten, die auch Aufgaben von Gemeinderäten zu erfüllen haben. Bezogen auf die Hamburger Bürgerschaft, stellt W. Tormin die Frage, ob diese das richtige Gleichgewicht zwischen ihren Aufgaben als Landesparlament und als Gemeindevertretung gefunden oder ob sie sich nicht allzusehr in kommunale Details verloren hat. Walter Tormin: Die Bürgerschaft, in: P.O. Vogel (Hrsg.): Hamburg — Die Stadtrepublik und ihre Bürgerverwaltung, 2., neubearbeitete Auflage, Hamburg 1976, S. 27.
M. Friedrich: Zur Kritik und Reform der Ausschußarbeit in den Landesparlamenten der Bundesrepublik, in: ZParl 1/1971, S. 76.
M. Friedrich: Der Landtag als Berufsparlament?, Wiesbaden 1977, S. 13.
T. Oppermann/H. Meyer: Das parlamentarische Regierungssystem des Grundgesetzes. Anlage — Erfahrungen — Zukunftseignung und die Diskussion dazu in: VVDStRL, H. 33/1975, S. 7ff., 69ff. und 120ff.
K. Faltlhauser: Zustimmung und Mitwirkung. Zu Mißverständnissen in der Parlamentarismusdiskussion in Bayern, in: K. Faltlhauser/E. Stoiber (Hrsg.): Politik aus Bayern, Stuttgart 1976, S. 202.
A. Katz: Politische Verwaltungsführung in den Bundesländern — dargestellt am Beispiel der Landesregierung Baden-Württembergs, Berlin 1975, S. 277.
U. Thaysen: Parlamentarisches Regierungssystem in der Bundesrepublik Deutschland, Opladen 1976, S. 74/75. Thaysen unterscheidet zwischen: Typ 1: Die Fraktion ist Erfüllungsgehilfe der Partei Typ 2: Die Fraktion ist Entscheidungszentrum der Partei Typ 3: Die Fraktion ist Erfüllungsgehilfe der Regierung Typ 4: Die Regierung ist Erfüllungsgehilfe der Fraktion.
G. Fabritius: Wechselwirkungen zwischen Landtagswahlen und Bundespolitik, Meisenheim am Glan 1978.
E. Friesenhahn: Parlament und Regierung im modernen Staat, in: WDStRL, H. 16/1958, S. 26.
M. Friedrich: Zur Kritik und Reform der Ausschußarbeit in den Landesparlamenten der Bundesrepublik, in: ZParl 1/1971, S. 79.
Zur Rolle der Berufspolitiker im Bundestag u. a. U. Scheuner: Zur Entwicklung des Parlaments unter der Ordnung des Grundgesetzes, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 39/74, S. 13.
K. Sontheimer: Grundzüge des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland, 5. Auflage, München 1976, S. 155/156.
D. Klotz: Länderparlamentarismus: Bürgernähe als Chance? — Zur hochschulpolitischen Entscheidungsfindung im Landtag von Baden-Württemberg 1956–1968 am Beispiel des Hochschulgesetzes von 1968, Frankfurt/Bern 1977.
W. Steffani: Parlamentarische Demokratie — Zur Problematik von Effizienz, Transparenz und Partizipation, in ders. (Hrsg.): Parlamentarismus ohne Transparenz, Opladen 1971, S. 31/32.
Schon vorher hatte W. Leisner darauf aufmerksam zu machen versucht. W. Leisner: Schwächung der Landesparlamente durch grundgesetzlichen Föderalismus, in: Die öffentliche Verwaltung, H 11/12, 1968, S. 389 ff.
Haben die Länderparlamente eine Zukunft?, in: ZParl 3/1971, S. 277–292.
Im folgenden lehne ich mich an meinen Beitrag an: Der Landtag — Möglichkeiten und Grenzen des Länderparlamentarismus im politischen System der Bundesrepublik, in: H. Bausinger/Th. Eschenburg u. a.: Baden-Württemberg — Eine politische Landeskunde, Stuttgart 1975, S. 100/101.
H. J. Schmidt: Zum Verhältnis von Bundesrat und Landesparlamenten, in: Die öffentliche Verwaltung, H 14/1973, S. 470.
D. Posser: Föderalismus in der Krise?, in: Dokumente und Meinungen, 4/1971, S. 20.
M. Friedrich: Bundesrat und Landesparlamente, in: ZParl 1/1975, S. 52/53, S. 76.
O. Kratzsch: Verfassungsrechtliche Probleme einer Mitwirkung der Landesparlamente an Bundesratsangelegenheiten, in: Die öffentliche Verwaltung, H 4/1975, S. 109ff.
M. Friedrich: Bundesrat und Landesparlamente, in: ZParl 1/1975, S. 65.
Dazu K. Gawlitta: Curriculumreform durch Parlament?, in: Bildung und Politik, 5/1973, S. 98.
H. Schneider: Der Minimalkonsens — Eine Einführung in ein Problem der politischen Bildung, in: S. Schiele/H. Schneider (Hrsg.): Das Konsensproblem in der politischen Bildung, Stuttgart 1977, S. 24.
N. Niehues: Schule im Rechtsstaat. Gekürzte Fassung eines Vortrages auf dem Deutschen Juristentag in Stuttgart 1976, in FAZ, 15/1977 (19. Januar 1977).
G. Kisker: Zuständigkeit des Parlaments für politische Leitentscheidungen. Vorlagebeschluß des OVG Münster zur Genehmigung eines Schnellen Brüters in Kaikar, in: ZParl 1/1978, S. 53 ff.
R. Zundel hat diese Entscheidung kritisiert in seinem Beitrag: „Wie man das politische System ruiniert“, in: Die Zeit, 23. Juni 1978.
Landtag von Baden-Württemberg, Plenarprotokoll 7/40, S. 2658 ff.
Politikverflechtung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, 42. Staatswissenschaftliche Fortbildungstagung der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer vom 14.–17. April 1974, in: Deutsches Verwaltungsblatt, 15. Januar/1. Februar 1975, S. 88–91.
G. Kisker: Kooperation zwischen Bund und Ländern in der Bundesrepublik Deutschland, in: Die Öffentliche Verwaltung, H 19/1977, S. 689.
F.W. Scharpf/B. Reissert/F. Schnabel: Politikverflechtung; Theorie und Empirie des kooperativen Föderalismus in der Bundesrepublik, Kronberg 1976, S. 236ff.
In folgenden Ausführungen stütze ich mich auf: K. Oberthür: Bundesländer im Entscheidungssystem der EG, in: Europäische Integration, 2/78, S. 45–58. R. Hrbek: Zur Frage des Spielraums der Landespolitik, Diskussionsbeitrag für die Koordinierungskonferenz 1977 der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.
Dazu auch A.E. Ott: Regionalisierung der Konjunkturpolitik?, in: Der Bürger im Staat, 1/1977, S. 14 ff.
Der Hamburger Schulsenator Günter Apel forderte in seinem Aufsatz „Zwang zur Einheit“ eine Rahmenkompetenz des Bundes für die Schule, in: Die Zeit, 12. November 1976, S. 52.
W. Schreckenberger: Föderalismus als politischer Handlungsstil, in: Das Parlament, 39/1977, S. 3.
W. Schreckenberger: „Die politischen Institutionen der Länder bluten aus“, Gespräch mit dem scheidenden Ministerpräsidenten von NRW, Heinz Kühn, in: Die Welt, 20. September 1978, S. 3.
Eine Ausnahme bildet E. R. Beck: „Prügelstrafe verboten“— Wie ein (Schul-)Gesetz im Landtag entsteht. Unterrichtsbeispiel für den Sekundarbereich I, in: Politik und Unterricht, 3/1978, S. 49–58.
Rights and permissions
Copyright information
© 1979 Leske Verlag + Budrich GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schneider, H. (1979). Abschließende Betrachtung. In: Länderparlamentarismus in der Bundesrepublik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85845-0_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-85845-0_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0252-5
Online ISBN: 978-3-322-85845-0
eBook Packages: Springer Book Archive