Zusammenfassung
Als mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Folgen der NS-Herrschaft in Deutschland offenkundig wurden, erregten auch die «Leistungen» deutscher Physiker die kritische Aufmerksamkeit ihrer Kollegen aus den alliierten Siegerstaaten. Samuel Goudsmit, der wissenschaftliche Leiter einer amerikanischen Sondereinheit zur Aufklärung der deutschen Atombombenforschung, nannte drei Hauptgründe für den Niedergang der deutschen Wissenschaft im Nationalsozialismus: «complacency, deterioration of interest in pure science, and regimentation in the administrative control of science». Die selbstgefällige Überheblichkeit der deutschen Atomphysiker, genährt durch die lange Vormachtstellung früherer Jahre, habe sie in der falschen Sicherheit gewiegt, daß ihnen auf wissenschaftlichem Gebiet keine Gefahr drohen könne, solange sie selbst nicht zu verwertbaren Resultaten gelangt seien; der zweite Fehler, die Vernachlässigung der Grundlagenforschung, sei eine unmittelbare Folge der NS-Ideologie gewesen: abstrakte Theorien wie die Quantenmechanik und die Relativitätstheorie galten als «Jüdische Physik», der man eine als «Deutsche Physik» bezeichnete Irrlehre entgegensetzte; der dritte Fehler, das Mismanagement der deutschen Forschung, sei durch schlichte Ignoranz auf Seiten der verantwortlichen politischen Stellen und durch mangelnde Abstimmung mit den Wissenschaftlern zu erklären — und dies, wie Goudsmit ironisch hinzusetzte, trotz der sprichwörtlichen «German reputation for organization».1
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© 1993 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
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Eckert, M. (1993). Die Physik im «Dritten Reich». In: Die Atomphysiker. Facetten. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-84991-5_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-84991-5_10
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
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Online ISBN: 978-3-322-84991-5
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