Zusammenfassung
Vor etwa 30 Jahren hatte sich Claus Offe Gedanken gemacht, welche Interessen in Demokratien besondere Schwierigkeiten hätten, ihre Ansichten zu vertreten. Umweltschutz gehörte nach seinen Überlegungen zweifellos zu diesen Interessen, die besonders schwach sind.1 Gleich zwei Schwierigkeiten kommen beim Schutz der Umwelt zusammen. Die Organisationsfähigkeit ist — nach den damaligen Überlegungen von Offe — gering, weil es keine „deutlich abgrenzbare Gruppe von (…) Personen gibt, die aufgrund ihrer besonderen sozialen Position an der politischen Vertretung spezifischer Bedürfnisse interessiert sind“(Offe 1972: 145, Herv. i. Original). Von Umweltschutz profitieren alle, nicht nur eine abgrenzbare Gruppe. Daher werden alle abwarten, bis sich „die anderen“um dieses Problem gekümmert haben und man dennoch von den Erfolgen profitiert. Hinzu kommt beim Umweltschutz, dass auch die Konfliktfähigkeit gering ist. „Konfliktfähigkeit beruht auf der Fähigkeit einer Organisation bzw. der ihr entsprechenden Funktionsgruppe, kollektiv die Leistung zu verweigern bzw. eine systemrelevante Leistungsverweigerung glaubhaft anzudrohen“(Offe 1972: 146). Sollte es also tatsächlich zur Gründung von Organisationen kommen, die sich für Umweltschutz einsetzen, so hätten diese Organisationen kaum Durchsetzungschancen. Sie hätten nicht die Möglichkeit beispielsweise zu streiken. Welche Leistung sollten sie verweigern?
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Roose, J. (2003). Lobbying für die „gute Sache“. In: Leif, T., Speth, R. (eds) Die stille Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80513-3_16
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