Zusammenfassung
Der Zweig der Paläontologie, der sich mit fossilen Fährten und ihrer systematischen Einteilung beschäftigt, wird Ichnologie genannt (von griechisch ichnos = Spur). In der Dinosaurierforschung spricht man dementsprechend von Dinosaurierichnologie. Die Fachleute (oder Ichnologen) haben zur systematischen Einteilung folgende Kategorien geprägt: Morphotypus (einer bestimmten Gestalt entsprechend), Morphospezies, Ichnospezies (Fährtenart) und Ichnogenus (Fährtengattung). Selbstverständlich müssen sich auch Dinosaurierspuren ausnahmslos dem Diktat einer systematischen Klassifizierung beugen, die ja eigentlich dazu gedacht war, das Leben zu ordnen und zu erleichtern; paradoxerweise hat sie es jedoch geschafft, alles nur komplizierter und langatmiger werden zu lassen. Der wissenschaftliche Bereich, der sich mit der Systematisierung befaßt, wird auch als Systematik bezeichnet.
Sozusagen in Form der «Zehn Gebote» möchte ich ein standardisiertes Verfahren zur exakten Beschreibung fossiler Wirbeltierspuren vorstellen.
William Saijeant, «Dinosaur Tracks and Traces» (1989)
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Anmerkungen zu Kapitel 5
In den 80er Jahren verwandte Giuseppe Leonardi den Begriff Brasilichnium um eventuelle Säugetierspuren aus der Zeit der Dinosaurier zu klassifizieren. Leonardi, G. (1981): Novo icnogenero de tetrapode Mesozoico de Formagao Botucatu, Araraquara. Anais da Academia Brasi- leira de Ciencias, 53 793–805.
Das aktuellste und umfassendste Sammelwerk über Dinosaurier-Artennamen führt 900 Begriffe auf, die auf Körperfossilien basieren, und 570, die auf Spurenfossilien beruhen. Zwar gibt es einige unnötige Doppeleinträge bei den Begriffen, die auf Knochenfunden beruhen, im Falle der Spurenfossilien ist man jedoch etwas inflationär mit den Namen umgegangen; vermudich, weil einzelne Fußabdrücke leider oft mit mehreren Namen belegt wurden. Chure, D.J. und Macintosh, J.S. (1989): A Bibliography of the Dinosauria Exclusive Aves 1677–1986. Paleontology Series, 1. Grand Junction, Museum of Western Colorado, 226 Seiten.
Die bipede Gangart gilt als die entwicklungsgeschichdich ursprüngliche Form.
Vor noch nicht allzulanger Zeit wurde die traditionelle Unterteilung der carnivoren Dinosaurier in Carnosaurier und Coelurosaurier neu gestaltet, und zwar wurden jetzt die Ceratosaurier als dritte Unterordnung hinzugenommen. Diese Klassifizierung muß allerdings noch außerhalb der wissenschaftlichen Spezialkreise Fuß fassen. Rowe, T. (1989): TheEarly History ofTheropods. Aus Padian, K und Chure, D. (Hrsg.): The Age of Dinosaurs. Short Courses in Paleontology 2, Knoxville ( Tennessee ), Paleontological Society, 100–112.
In seiner klassischen Monographie aus dem Jahre 1858 prägt Edward Hitchcock den Begriff Grallator («der auf Stelzen geht»), welcher auch heute noch mit zu den bekanntesten Dinosaurierfährten zählt, und meint, daß man «diese Spur aufgrund von Anzahl und Anordnung der Zehen bestimmten Vögeln zuordnen kann.» Hitchcock, E. (1858): Ichno- logy of New England. A Report on the Sandstone of the Connecticut Valley and Its Fossil Footmarks. Boston, W. White, 220 Seiten.
Lull, R.S. (1904): Fossil Footprints of the Jura-Trias of North America. Memoirs of the Boston Museum of Natural History, 5, 461–557. Siehe auch Baird, D. (1980): A Prosauropod Trackway from theNavajo Sandstone (LowerJurassic) of Arizona. Aus Jacobs, L.L. (Hrsg.): Aspects ofVertebrate History. Flagstaff, Museum of Northern Arizona Press, 219–230.
Hitchcock, E. (1845): An Attempt to Name, Classify and Describe theAnimals that Made the Fossil Footmarks of New England. Sixth Annual Meeting of the Association of American Geologists and Naturalists, 23–25.
Sternberg, C. (1926): Dinosaur Tracks from the Edmonton Formation of Alberta. Geological Survey of Canada Bulletin, 44, 85–87.
Haubold, H. (1971): Ichnia AmphiUorum et Reptiliorum Fossilium. Handbuch der Paläoher- petologie, Teil 18. Gustav Fischer Verlag, Jena, 121 Seiten. Peterson, W. (1924): Dinosaur Tracks on theRoof of Coal Mines. Natural History, 24388. Originalspuren und ursprünglicher Fährtenverlauf wurden zwar von Peterson erwähnt, jedoch nicht benannt.
Otozoum wurde erstmalig durch Hitchcock beschrieben, der es zu Ehren von «Pliny Moody, Esq., aus South Hadley» Otozoum moodi taufte. Dieser hatte «zu Beginn dieses [hier: des 19.] Jahrhunderts als erster… fossile Fußabdrücke entdeckt und für die Nachwelt erhalten.» Hitchcock, E. (1858): Ichnology of New England. A Report on the Sandstone of the Connecticut Valley and Its Fossil Footmarks. (s.o.) Seite 125. Moodys Sohn Plinius zeigte später, daß die Eindrücke von Vordergliedern offenbar nur relativ selten erhalten blieben, woraus Hitchcock schloß, es müsse sich um ein Tier handeln, daß auf zwei Beinen lief. 1904 postulierte Lull, daß die Otozoum-Fährten von Prosauropoden herrührten, und dieser Ansicht schloß sich auch Haubold noch 1971 an. Don Baird hingegen meinte, daß möglicherweise Krokodile diese Spur hinterließen. Diese Position wurde von Haubold (der seine erste Meinung wohl verworfen hatte), später dann auch von Padian und Olsen übernommen; aber offensichtlich hat man immer noch kein endgültiges Urteil gefallt, wo man die Ofozoim-Fährten systematisch einordnen soll. Hitchcock, E. (1847): Description ofTwoNew
Speäes of Fossil Footmarks found in Massachusetts and Connecticut or of the Animals that made them. American Journal of Science, 2, 46–47. Padian, K (1986): The Beginning of the Age of Dinosaurs. New York, Cambridge University Press.
Farlow, J.O., Pittman, J.G. und Hawthorne, M. (1989): Brontopodus birdii Lower Cretaceous Sauropod Footprints from the U.S. Gulf Coastal Plains. Aus Gillette, D.D. und Lockley, M.G. (Hrsg.): Dinosaur Tracks and Traces. New York, Cambridge University Press, 371–394.
Hitchcock, E. (1848): An Attempt to Discriminate and Describe the Animals That Made the Fossil Footmarks of The United States, and Especially of New England. Transactions of the American Academy of Arts and Science (N.S.), 32, 129–256.
Sternberg, C. (1932): Dinosaur Tracks from Peace River, British Columbia. Annual Report of the National Museum of Canada, 1930, 59–85.
Leonardi, G. (1984): Le impronte fossili di Dinosauri. Aus Bonaparte, J.F., Colbert, E.H., Currie, P.J., de Ricqles, A., Kielan-Jaworowska, Z. Leonardi, G., Morello, N. und Taquet, P.: Sülle Ormi deiLHnosauri. Venedig, Erizzo Editrice, 165–186. Siehe auch Lockley, M.G. (1987): Dinosaur Footprints from the Dakota Group ofEastern Colorado. Mountain Geologist, 24, 107.
Casamiquela, R. und Fasola, A. (1968): Sobre pisadas de Dinosaurios del Cretäcico inferior de Colchagua (Chile). Publ. de Geologfa de la Universidad de Chile, Santiago. 30,1–24. Die sog. «Iguanodon-Fzhrten» haben auf Wissenschaftler wie Laien schon immer eine gewisse Faszination ausgeübt. Man sagt, Sir Arthur Conan Doyle sei durch Funde von Iguanodon- knochen und -spuren zu seinem phantastischen Roman «Lost World» [deutscher Titel: «Die vergessene Welt»; Berlin 1986] angeregt worden. Batory, D.R und Sarjeant, W.A.S. (1989): Sussex Iguanodon Footprints and the Writingof «The Lost World». Aus Gillette, D.D. und Lockley, M.G. (Hrsg.): Dinosaur Tracks and Traces. New York, Cambridge University Press, 13–18.
Der Name Hadrosaurichnius wurde 1980 durch Alonso geprägt, der eine vermeintliche Hadrosaurierfahrte aus Argentinien beschreiben wollte. Alonso, R.N. (1980): Icnitas de dinosaurios (Ornithopoda, Hadrosauridae) en el Cretäcico superior del norte de Argentina. Acta Geolögica Lilloana, 15 (2), 55–63.
Durch den Begriff «quadrupede Ornithischier» werden Stegosaurier, Panzersaurier (An- kylosaurier) und Hornsaurier (Ceratopsier) klar von den Ornithopoden abgeteilt.
Sternberg, C. (1932): Dinosaur Tracks from Peace River, British Columbia. Annual Report of the National Museum of Canada, 1930, 59–85. Unglücklicherweise wurde das Gebiet in den 70er Jahren überflutet, weil Kanada am Peace River einen Staudamm baute.
Die von Ensom vorgeschlagene Lösung eines «nodosauroiden Ankylosauriers» stellt vermutlich die beste Interpretation dar. Ensom, P. (1987): Dinosaur Tracks inDorset. Geology Today, 3, 182–183.
Hierbei handelt es sich um eines der wenigen Bruchstücke der Fährten, die mit ziemlicher Sicherheit von Hornsauriern gemacht wurden. Lockley, M.G. (1986): A Guide to Dinosaur Tracksites of the Colorado Plateau and American Southwest. University of Colorado at Denver, Geology Department Magazine, Sonderheft 1, 56 Seiten.
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Lockley, M. (1993). Wie man Dinosaurierspuren systematisch einordnet — ein Bestimmungsschlüssel. In: Auf den Spuren der Dinosaurier. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-6205-9_6
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