Zusammenfassung
Ethik in der Medizin ist „in“, nicht nur in der Laienpresse (vgl. Der Spiegel 4/1994: 168–174), sondern auch in der Wissenschaft: Die Anzahl der Publikationen ist inzwischen unübersehbar. Dieses Interesse spricht einerseits für ein zunehmendes Bedürfnis — sowohl des Arztes selber als auch des medizinischen Laien (und Patienten); andererseits aber wird auch zusätzlich erkennbar, daß eine Tendenz zur Normierung und Institutionalisierung besteht, mit der Folge, daß die Entscheidungen zunehmend nach festgelegten Standards erfolgen. So ist die Forderung und der Wunsch nach Gesetz, Direktiven, überindividuellen Entscheidungen und auch Kommissionsentscheidungen evident, während (oder weil) — auf der anderen Seite — der Mut zu einer individuellen Entscheidung zunehmend durch die Öffentlichkeit auf- und angegriffen wird, da sie, gleichgültig in welcher Richtung die Entscheidung erfolgt, als individuelle Entscheidung auch angreifbar ist. Dies gilt besonders in einer Zeit, in der die finanziellen Ressourcen zunehmend knapper werden (Laufs 1993). In dieser gesellschaftlichen Situation ist u. a. auch die Entstehung, Funktion und Notwendigkeit von Ethik-Kommissionen zu verstehen (Amelung 1992).
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Oehmichen, M. (1997). Die ethisch-rechtliche Basis der medizinischen Forschung am/mit Menschen: Ethik-Kommission. In: v. Engelhardt, D. (eds) Ethik im Alltag der Medizin. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5711-6_4
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