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Wittgenstein und Rothschild

Die zwei bekanntesten und reichsten Familien der Habsburgermonarchie

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Wittgenstein and the Vienna Circle

Part of the book series: Vienna Circle Institute Yearbook ((VCIY,volume 28))

  • 297 Accesses

Zusammenfassung

Im Jahr 1910 gab es in Wien und Niederösterreich, damals zusammen ein Kronland, 929 Personen, die ein Jahreseinkommen von mehr als 100.000 Kronen versteuerten. Sie bezahlten dafür weniger als 5 Prozent an Einkommenssteuer. Eine Person ragt dabei heraus: Albert Frh. v. Rothschild. Er als Einzelperson versteuerte 1910 ein Jahreseinkommen von 25,6 Mio. Kronen. Das ist mehr als sieben Mal so viel wie die nächsten im Ranking. Ein Familienverband ragt unter diesen knapp 1000 „Millionären“ heraus: Insgesamt elf Mitglieder der Familie Wittgenstein sind unter den 929 Spitzenverdienern zu finden, auch wenn sie es zusammen gerechnet nur auf ein Jahreseinkommen von etwa fünf Mio. Kronen brachten, damit zusammen nur knapp ein Fünftel dessen, was Albert Rothschild als Einzelner verdiente.

Rothschild war ein Monolith, er stand ganz allein. Die Wittgenstein waren ein Familiennetzwerk mit höchst unterschiedlichen Sozialprofilen: Karl Wittgenstein (1847–1913, im Jahr 1910 1.349.750 Kronen Jahreseinkommen) und seine beiden Brüder Paul (1842–1928, 140.180 Kronen) und Ludwig (1845–1925, 687.055 Kronen), seine Schwestern bzw. deren Ehemänner Klara (1850–1935, 194.040 Kronen), Emilie „Milly“, verh. Brücke (1853–1939, 122.414 Kronen), Hermine Fanny Josephine, verh. Oser (1844–1933, 113.664 Kronen), Lydia, verh. Siebert (1851–1920, 115.038 Kronen) und Bertha, verh. Kupelwieser (1848–1909, 728.902 Kronen), dazu drei bereits selbständig versteuernde Kinder von Karl Wittgenstein: Helene Gabriele, genannt Lenka, verh. Salzer (1879–1956, 315.429 Kronen), Paul (1887–1961/251.522 Kronen), der „einarmige“ Pianist und der Philosoph Ludwig Wittgenstein (1889–1951, 237.308 Kronen).

Untersucht werden in dem Aufsatz die höchst unterschiedlichen Sozialprofile, Verhaltensweisen und Schicksale dieser elf Angehörigen der Wittgenstein-Familie und deren Übereinstimmung, aber auch scharfer Kontrast zur Familie Rothschild, bei der sich im Jahr 1910 alles auf eine einzige Person konzentrierte: auf Albert, den im Jahr 1910 nach allgemeiner Meinung und auch nach den statistischen Daten als reichster Mann Europas galt.

Die beiden Zentralfiguren der beiden Familien, Karl Wittgenstein, der Vater des berühmten Philosophen, und Albert Rothschild, der mächtige Bankier, waren beide keine Montanisten, nicht einmal Industrielle. Sie waren Kapitalisten, die die bedeutendsten Hüttenkonzerne des Reichs beherrschten und das mächtige Eisenkartell dirigierten. Albert Rothschild war ein, wenn auch wenig gläubiger Jude geblieben, bei den Wittgensteins vereinigten sich in der großen Familie fünf verschiedene Bekenntnisse: jüdisch, katholisch, evangelisch AB, evangelisch HC und zuletzt auch ohne Bekenntnis. Die Rothschilds waren in den Adel aufgestiegen, die Wittgensteins verweigerten aber jeden Adelstitel. Wittgenstein förderte moderne Maler, heimische Architekten und progressive Musiker, die Rothschilds kauften alte Meister, liebten leichte Musik und holten die Architekten aus Frankreich etc.

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Sandgruber, R. (2023). Wittgenstein und Rothschild. In: Stadler, F. (eds) Wittgenstein and the Vienna Circle. Vienna Circle Institute Yearbook, vol 28. Springer, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-031-07789-0_17

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