Zusammenfassung
An der Umweltpolitik lässt sich die eindrucksvolle Karriere eines neuen politischen Themas beobachten. Innerhalb von rund vier Jahrzehnten hat das Umweltthema Karriere gemacht von einer weitgehend belächelten Nischenexistenz über ein wichtiges Mobilisierungsthema bis hin zum anerkannten Politikfeld (Feindt 2002; Jänicke et al. 1999; Roose 2002: 63ff; Weidner 1995). Im Zusammenhang mit der Etablierung der Umweltpolitik entstand ein Feld der Umweltinteressenvertretung, das hier aus zwei Perspektiven näher betrachtet werden soll. Zum einen geht es um die Entwicklung des Feldes, zum anderen abstrakter um die Formen der Interessenvertretung, die hier zu beobachten sind. Während die erste Perspektive historisch zurückblickt (2.) und Herausforderungen der Zukunft beschreibt (5.), geht die zweite Perspektive der Frage von Einflusslogiken nach und nimmt damit einen allgemeineren Standpunkt ein, der potenziell über das Feld der Umweltpolitik hinausweist. Dabei gilt ein besonderes Augenmerk einem bislang vernachlässigten, aber für politische Interessenvermittlung hoch aufschlussreichen Phänomen: den Umweltforschungsinstituten mit ihrer Kombination von wissenschaftlicher Beratung und Interessenvertretung. Um das Phänomen theoretisch fassen zu können, werden zunächst idealtypisch (in Max Webers Sinne) zwei Logiken der Interessenvertretung unterschieden (3.) und dann auf Verbände und Forschungsinstitute angewendet (4.).
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Roose, J. (2009). Unterstützungslogik und Informationslogik. Zu zwei Formen der Interessenvertretung im Umweltbereich. In: Rehder, B., von Winter, T., Willems, U. (eds) Interessenvermittlung in Politikfeldern. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91697-2_6
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