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Zusammenfassung

Religion deutet Erfahrungen und stiftet Sinn in alltäglichen wie außeralltäglichen Lebenszusammenhängen. Der Religionssoziologe Max Weber (1846–1920) hat mit unvergleichlicher Sprachgewalt die Dimensionen des Bezugs zwischen Religion, Krieg, Tod und Gewalt beschrieben (1988: 548): „Der ‚Krieg‘ als die realisierte Gewaltandrohung schafft, gerade in den modernen politischen Gemeinschaften, ein Pathos und ein Gemeinschaftsgefühl und löst dabei eine Hingabe und bedingungslose Opfergemeinschaft der Kämpfenden und überdies eine Arbeit des Erbarmens und der alle Schranken der naturgegebenen Verbände sprengenden Liebe zum Bedürftigen als Massenerscheinung aus, welcher die Religionen im allgemeinen nur in Heroengemeinschaften der Brüderlichkeitsethik ähnliches zur Seite zu stellen haben. Und darüber hinaus leistet der Krieg dem Krieger selbst etwas, seiner konkreten Sinnhaftigkeit nach, Einzigartiges: in der Empfindung eines Sinnes und einer Weihe des Todes, die nur ihm eigen ist. Die Gemeinschaft des im Felde stehenden Heeres fühlt sich heute, wie in den Zeiten der Gefolgschaft, als eine Gemeinschaft bis zum Tode: die größte ihrer Art. Und von jenem Sterben, welches gemeines Menschenlos ist und gar nichts weiter, ein Schicksal, welches jeden ereilt, ohne dass je gesagt werden könnte, warum gerade ihn und gerade jetzt (…) scheidet sich der Tod im Felde dadurch, dass hier, und in der Massenhaftigkeit ‚nur‘ hier, der Einzelne zu wissen ‚glauben‘ kann: dass er ‚für‘ etwas stirbt.“ Die Militärsoziologie hat sich bisher ebenso selten der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Militär angenommen wie die Religionssoziologie. Nach der militärischkriegerischen und gewaltsamen Dimension religiöser Vorstellungen und Ausdrucksweisen hat auch die Theologie noch kaum gefragt, obwohl unzweifelhaft ist, dass das Konzept von Selbstzucht, Askese, Feindesliebe, Ehre etc., das eine Religion oder Kultur vertritt, Auswirkungen auf das militärische Handeln von Soldaten hat. ‚Führung‘ ist beispielsweise nicht nur ein militärischer terminus technicus, sondern auch ein Begriff für die Erfahrung des Frommen. Während den einen der ihm vorgesetzte Führer ‚führt‘, fühlt der andere sich von Gott geleitet. (Evangelisches Kirchenamt für die Bundeswehr 1986: 37–100) Der Schwerpunkt der folgenden Ausführungen liegt auf dem christlich-abendländischen Kulturkreis, wenn auch um der Illustration willen Seitenblicke auf andere Religionen und Kulturkreise geworfen werden.

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Dörfler-Dierken, A. (2006). Militär und Religion. In: Gareis, S.B., Klein, P. (eds) Handbuch Militär und Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90086-5_50

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