Unvergesslich sein Lachen: tief von innen heraus, sonor und mit leuchtenden Augen: Peter Faulstich lachte oft, ein warmes Lachen, auch wenn es um Fehler und Probleme ging. Seine Kolleginnen und Kollegen an der Universität Hamburg hörten es schon von ferne, wenn er am Morgen jeden und jede in den Zimmern begrüßte. Aber es stand nicht alleine: mit ebenso sonorer und klarer Stimme vertrat er seine Position, kritisierte und lobte er, formulierte er Ideen und Vorschläge.

Peter Faulstich hat in den vergangenen 40 Jahren der deutschen Weiterbildung Konturen verschafft und dabei auch selbst gewonnen. Wie nahezu alle Mitstreiter seiner Kohorte von Wissenschaftlern der Erwachsenen- und Weiterbildung war er ein Quereinsteiger, hatte Architektur und Raumwissenschaft studiert und ein Diplom als Ingenieur gemacht. Über die wissenschaftliche Weiterbildung an der damaligen Gesamthochschule Kassel kam er zur Erwachsenenbildung. Sein Buch „Arbeitsorientierte Erwachsenenbildung“ (1981) markierte eine zu jener Zeit wichtige Position: bei aller Notwendigkeit politischer Bildung ist die Arbeit eine zentrale Bezugsgröße als Leben ermöglichende und Identität stiftende Tätigkeit, nicht nur im Sinne von beruflicher Qualifikation.

Arbeitnehmer und Benachteiligte, Gerechtigkeit und Chancengleichheit – die wissenschaftliche und bildungspolitische Arbeit von Peter Faulstich hatte immer eine klare Positionierung, gewerkschaftsnah und sozial und demokratisch. In diesem Sinne war auch Bildung als Element der Aufklärung für ihn zentral – Bildungsziele sind auszuweisen, zu legitimieren und zu realisieren. Der Verdacht, man könnte darauf zugunsten pädagogischer Beliebigkeit verzichten, den er gegenüber Positionen des Konstruktivismus hegte, rief immer sofort seinen Protest hervor. Bildung, so sein Credo, ist immer auch verbunden mit dem Ziel und der Vision einer humaneren Gesellschaft.

Peter Faulstich war ein äußerst produktiver Autor, er hat viele Bücher geschrieben und Aufsätze veröffentlicht. Die Themen reichen vom Kernbereich der Erwachsenenbildung zur beruflichen Bildung einerseits und zur kulturellen Bildung andererseits – ein weites Feld. Auch als Redner und Diskutant war er in wissenschaftlichen und praktischen Kontexten außerordentlich gefragt. Immer zeichneten ihn Neugier, Aufmerksamkeit und Kommunikationsfreude aus. Und immer wieder suchte er die kritische Auseinandersetzung mit Kolleginnen und Kollegen ebenso wie die soziale Nähe. Peter Faulstich war fachlich nur ganz selten allein, privat ebenso wenig – davon zeugt seine immer größer werdende Familie, in der er geradezu aufging.

Müßig zu erwähnen, dass zur wissenschaftlichen Karriere von Peter Faulstich eine Vielzahl von Positionen, Ämtern und Ehrungen gehört, die Zeugnis legen von seinem Einfluss in der scientific community: lange Jahre Sprecher der Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (1994–2000), Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudien (2002–2008) und fast zwei Jahrzehnte (bis 2016) Mitherausgeber und geschäftsführender Herausgeber der „Hessischen Blätter für Volksbildung“. Und nicht zu unterschätzen: seine Mitautorschaft im „Forschungsmemorandum Erwachsenenbildung“ aus dem Jahre 2000.

Die hier vorliegende Ausgabe der ZfW zur Politischen Bildung – einem seiner Hauptthemen – wurde von Peter Faulstich als Gastherausgeber konzipiert; es blieb ihm versagt, das Ergebnis dieser Arbeit zu sehen.

Ich habe mit Peter Faulstich nicht nur einen herausragenden Kollegen verloren, mit dem mich über 40 Jahre lang unterschiedlichste Arbeitszusammenhänge verbanden, sondern auch meinen erwachsenenpädagogischen „Zwilling“: Nachkriegskinder, im gleichen Jahr (1946) und im gleichen Monat geboren – immer im Juni tauschten wir Geburtstagswünsche. Ich werde ihn sehr vermissen.

Ekkehard Nuissl

für die Herausgeber

Mai 2016