Die seit 2013 laufende Reform der Lehrer/innenbildung in Österreich bringt eine Neuordnung, die unter anderem eine strukturell gleiche Ausbildung aller Lehrpersonen für die Schulen der 10–14jährigen vorsieht, wobei diese sowohl an den Pädagogischen Hochschulen als auch den Universitäten stattfinden kann. Dazu werden regional definierte „Cluster“ von miteinander kooperierenden Pädagogischen Hochschulen und Universitäten gebildet. Diese „PädagogInnenbildung NEU“ sieht als wesentliches Element bei der Bewerber/innenauswahl für das Lehramtsstudium eine verbindliche Feststellung der Eignung vor, wobei allerdings nicht vorausgesetzt wird, dass diese Eignungsfeststellung an allen Standorten in gleicher Weise zu erfolgen hat. Der Beitrag von Aljoscha Neubauer und Mitautor/innen beschreibt unter dem Titel „TESAT – Ein neues Verfahren zur Eignungsfeststellung und Bewerberauswahl für das Lehramtsstudium: Kontext, Konzept und erste Befunde“, wie in einem Verbund mehrerer Ausbildungseinrichtungen versucht wird, dieses gewiss nicht einfache Problem zu lösen.

Eine Thematik im Kontext der Ausbildung von Lehrpersonen wird auch im Beitrag von Christoph Schüle, Kris-Stephen Besa, Josina Schriek und Karl-Heinz Arnold angesprochen: „Die Veränderung der Lehrerselbstwirksamkeitsüberzeugung in Schulpraktika“. Die immer wieder postulierte und zugleich angezweifelte Effektivität von Praktika während der Ausbildung wird hier nicht mit Bezug auf den Erwerb professionellen Wissens oder professioneller Handlungskompetenz analysiert, sondern in Hinblick auf ihren Einfluss auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, die sich die Lehramtsstudierenden zuschreiben – ein Merkmal, das für den Erwerb von Professionalität eine wichtige Voraussetzung bildet. Die Spezifität dieses Beitrags liegt vor allem darin, dass er die Praktika nicht für sich allein betrachtet, sondern in einer längsschnittlichen Anordnung unter Einbezug der theoretischen Lehrveranstaltungen, die ihnen vorausgehen bzw. nachfolgen. In einer differenzierten Analyse werden die Daten von sechs Messzeitpunkten während des Studiums herangezogen um zu zeigen, dass sich nicht nur die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen nach einem bestimmten Muster entwickeln, sondern dass die Studierenden auch ihre Bewertungsmaßstäbe zeitweise verändern. Ob sich der tendenziell U‑förmige Verlauf der Selbstwirksamkeitsentwicklung während des Studiums, den die Autor/innen auf Basis ihrer Daten postulieren, in weiteren Untersuchungen bestätigen lässt, ist eine spannende Frage.

Um das Selbstkonzept, allerdings jenes der Schülerinnen und Schüler, geht es auch im Beitrag von Caroline Theurer, Carina Tillack und Frank Lipowsky über „Effekte des elterlichen mathematischen Selbstkonzepts auf die Entwicklung des mathematischen Selbstkonzepts von Mädchen und Jungen im Grundschulalter“. In einer quantitativen Befragung wird versucht der Frage nachzugehen, ob sich elterliche Überzeugungen betreffend Mathematik auf deren Kinder auswirken. Die Daten bringen den Nachweis, dass es einen Zusammenhang gibt, und zeigen weiters, dass dieser Zusammenhang bei Mädchen größer ist. Oder anders gesagt: Mädchen sind bei der Entwicklung ihres mathematischen Selbstkonzepts stärker auf Vorbilder und Unterstützung, v. a. ihrer Mütter, angewiesen als die Jungen. Mädchen benötigen mehr externe Bestärkung für Mathematik. Über die Ursachen kann die vorliegende Untersuchung nur Vermutungen anstellen. So könnte es an der männlichen Konnotierung des Faches Mathematik liegen oder an stereotypen Einstellungen gegenüber dem Fach in Verschränkung mit der Kategorie Geschlecht. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig.

Die weiteren Beiträge des Heftes gruppieren sich um Rahmenbedingungen des Erwerbs von Wissen und Können bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund.

Roland Happ, Susanne Schmidt, Olga Zlatkin-Troitschanskaia und Manuel Förster gehen dem „Einfluss des Migrationshintergrunds bei Studierenden auf den Fachwissenserwerb im wirtschaftswissenschaftlichen Studium“ in einer vergleichenden Längsschnittstudie nach. Ausgangspunkt war das ökonomische Fachwissen, das Studierende zu Beginn ihres Studiums aufweisen. Hier zeigen sich Unterschiede je nach ethnischer Herkunft der Studierenden zuungunsten von Studierenden mit Migrationshintergrund. Gefragt wurde, ob sich diese Unterschiede im Laufe des Studiums auflösen, gleichbleiben oder verstärken. Das ernüchternde Ergebnis: Die Unterschiede bleiben aufrecht und können durch das Studium nicht kompensiert werden. Unter einer hochschuldidaktischen Perspektive ist daher zu fragen, welche Konzepte und Maßnahmen helfen könnten, um Studierende unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu fördern, ohne dabei Gefahr zu laufen, eine Gruppe zu etikettieren.

Silvia Salchegger und Barbara Herzog-Punzenberger behandeln in ihrer Studie zu „Lesekompetenz und sozioökonomischer Status von Jugendlichen mit Migrationshintergrund: Entwicklungen seit dem Jahr 2000 in Österreich, der Schweiz und Deutschland“ die mehr denn je aktuelle Frage, wie gut es Schüler/innen mit Migrationshintergrund möglich ist, vergleichbare Kompetenzen im Lesen zu erwerben wie ihre einheimischen Mitschüler/innen. Die dafür genützten Daten aus den PISA-Studien zeigen für alle drei genannten Länder einen potentiell positiv zu wertenden Trend: Die Abstände zwischen den beiden Gruppen werden kleiner, obwohl die Zahl der Schüler/innen mit Migrationshintergrund gestiegen ist; die Verringerung des Unterschieds ist auch nicht darauf zurückzuführen, dass die einheimischen Kinder leistungsschwächer geworden sind.

Eine große Veränderung gibt es in der Redaktion der ZBF: Herbert Altrichter ist mit Jahresende 2016 aus dem Herausgeber-Team ausgeschieden, um sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Seine große internationale Erfahrung in Verbindung mit konsequenter Verfolgung von Qualitätsprinzipien hat die Entwicklung der Zeitschrift stark beeinflusst. Wir möchten sein Ausscheiden zum Anlass nehmen, ihm für die seit der Gründung der Zeitschrift 2011 andauernde Zusammenarbeit zu danken, die in hohem Ausmaß von seiner Kreativität und Innovationskraft geprägt war.

An seiner Stelle ist Anfang des Jahres Stefan Brauckmann, seit Kurzem Professor für Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung im Bildungsbereich am Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, in die Redaktion eingetreten. Stefan Brauckmann ist Experte für die Bereiche Schulentwicklungsforschung, Schulleitungsforschung, Bildungsmanagement und -monitoring sowie politisch-administrative Rahmenbedingungen von Bildungssystemen. Die Redaktion wird daher auch in der neuen Zusammensetzung in der Lage sein, die Qualität der Zeitschrift nicht nur zu halten, sondern auch weiter zu entwickeln.

Und wie immer runden Nachrichten aus der ÖFEB sowie Hinweise auf Buchpublikationen von ÖFEB-Mitgliedern das Heft ab.