In der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift für Bildungsforschung werden wieder zentrale Themen bearbeitet, die nicht nur von wissenschaftlicher Seite analysiert und kritisch diskutiert werden, sondern die auch für Praktikerinnen und Praktiker an Bildungseinrichtungen von der Schule bis zur Hochschule hohe Priorität haben. Es sind Fragen der Professionalisierung und Entwicklung von jungen Lehrkräften ebenso wie von bereits diensterfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Es sind Fragen nach dem Umgang mit Heterogenität, die – wie die schulpolitischen Entwicklungen hin zu Gemeinschaftsschulen und Stadtteilschulen (in Deutschland) oder Neuen Mittelschulen (in Österreich) zeigen – zwar strukturell zu Veränderungen geführt haben, sich jedoch nur teilweise in Veränderungen auf Unterrichtsebene niederschlagen. Und es sind schließlich Fragen einer umfassenden Entwicklung von Schulen, die nicht durch individuelle Anstrengungen sondern durch neue Steuerungsmaßnahmen voranzutreiben wäre.

Manuela Keller-Schneider beschäftigt sich in ihrem Beitrag zur „Kompetenz von Lehrpersonen in der Berufseinstiegsphase“ zum einen mit der Verarbeitung der Anforderungen, die auf die jungen Lehrkräfte einströmen, und zeichnet nach, wie diese Anforderungen zu Erkenntnissen und Kompetenzentwicklung führen können. Zum anderen thematisiert sie dabei die Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Forschungsmethoden, um diese Kompetenzerfahrungen erfassen zu können – eine forschungsmethodologisch interessante Frage angesichts der doch zahlreichen Studien in diesem Bereich.

Neue Steuerungsmodelle für Schulen schreiben der Schulinspektion die wichtige Aufgabe zu, Schulen bei ihrer Entwicklungsarbeit in umfassender Weise, insbesondere durch Evaluation, Rückmeldung und Entwicklungsbegleitung, zu unterstützen. Moritz G. Sowada und Kathrin Dedering gehen in ihrem Beitrag über „Ermessensspielräume in der Bewertungsarbeit von Schulinspektor/innen“ der Frage nach, wie Inspektorinnen und Inspektoren in ihrer täglichen Arbeit mit dieser Aufgabe umgehen. Im Vordergrund steht dabei der Interpretationsspielraum zwischen der (datengestützten) Beobachtung und der Bewertung der Qualität einer Schule: Wie werden die dabei notwendigen Entscheidungen getroffen, welche Faktoren spielen dabei eine Rolle, und wie entstehen in den Inspektionsteams jene Bewertungen, die den Schulen dann im Evaluationsbericht mitgeteilt werden. Damit gibt der Beitrag Einblick in einen Aspekt sozialer Praxis, der bisher kaum thematisiert wurde.

Fordernde Aufzählungen von Möglichkeiten eines anerkennenden und förderlichen Umgangs mit Mehrsprachigkeit in Unterricht und Schule sind in der einschlägigen Literatur nicht selten zu finden. Empirische Studien machen deutlich, dass eine schulische Anerkennung von Mehrsprachigkeit erstens eng mit den Einstellungen und der pädagogischen Praxis von Lehrerinnen und Lehrern verbunden ist und zweitens durch strukturelle und institutionelle Homogenisierungsmechanismen im System Schule blockiert wird. In ihrem Beitrag „Multilingualität in der Gestaltung schulischer Praxis – Potentiale eines innovativen Lehr-Lernarrangements“ zeigen Daniele Hollik und Angela Gastager in einer Fallstudie, die verschiedene qualitative Methoden verwendet, Gestaltungsoptionen für die pädagogische Praxis auf, die Mehrsprachigkeit als Ressource nutzen wollen – sowohl durch Unterrichtsgestaltung als auch durch institutionelle Öffnung der Schule. In Auseinandersetzung mit dem Index für Inklusion diskutieren sie ihre Ergebnisse und schlagen Perspektiven für Schulentwicklungsprozesse vor.

Anke Barbara Liegmann und Helena Dreyer haben sich Leselehrwerke für die Grundschule genauer angesehen und fragen: „Unterstützen Schulbücher individuelle Förderung?“ Angesichts der stetig sich wiederholenden Forderungen nach mehr Individualisierung und Differenzierung aufgrund der zunehmend wahrgenommenen Heterogenität von Schülerinnen und Schülern wäre zu hoffen, dass Lehrwerke den Lehrkräften adäquate methodisch-didaktische Hilfestellungen geben würden. Auf Basis von qualitativen Inhaltsanalysen müssen die beiden Autorinnen allerdings ein ernüchterndes Resümee ziehen: Die Erwartungen haben sich nur teilweise erfüllt. Es besteht noch beträchtlicher Verbesserungsspielraum und es bedarf Lehrkräfte, die Schulbücher kritisch einschätzen und entsprechend einsetzen.

Paul Reinbacher öffnet mit seinem Beitrag über „Marketing als Meta-Konzept für das Management von Schulen?“ den Blick für eine ganz andere Perspektive in der Steuerung von Schulen: Bilden Ansätze des Marketings, die in anderen Non-Profit-Organisationen einen hohen Stellenwert haben, auch eine brauchbare Sozialtechnik für die Steuerung von Schulen? Tatsache ist, dass Marketing-Ansätze, etwa in Form einer verstärkten „Kundenorientierung“, bereits auf allen Ebenen ein wichtiges strategisches Element des Managements von Bildungseinrichtungen bilden. Die Begleitfolgen dieser Entwicklung sind bis jetzt jedoch wenig diskutiert.

Auch in diesem Heft finden Sie wieder pointierte Rezensionen von Josef Thonhauser zu aktuellen Veröffentlichungen, nämlich zu Hanna Kiper: Theorie der Schule. Institutionelle Grundlagen pädagogischen Handelns sowie zu Barbara Koch-Priewe et al.: Portfolio in der LehrerInnenbildung. Konzepte und empirische Befunde.

Die Zeitschrift für Bildungsforschung befindet sich mittlerweile in ihrem vierten Jahrgang und es ist an der Zeit, uns wieder einmal ganz herzlich bei den Gutachterinnen und Gutachtern für ihre ehrenamtliche Arbeit zu bedanken.

Alle eingehenden Manuskripte werden in einem Doppel-Blind-Verfahren mindestens zwei Gutachter/innen vorgelegt, im Falle einer anschließenden Überarbeitung ein weiteres Mal. In vielen Fällen haben die Beiträge durch die fachliche und konstruktive Kritik an Qualität gewonnen – davon profitieren insbesondere auch Nachwuchswissenschaftler/innen. Nicht wenige Beiträge wurden im Anschluss an die Gutachten abgelehnt. Beides dient der Sicherung der Qualität und trägt wohl auch zur steigenden Beliebtheit und Nutzung der Zeitschrift für Bildungsforschung als Publikationsorgan im deutschsprachigen Raum bei.

Die Redaktion der Zeitschrift für Bildungsforschung bedankt sich ganz herzlich bei folgenden Kolleginnen und Kollegen für die Begutachtung von Beiträgen für die Jahrgänge 2013 und 2014 (bisher):

Herbert Altrichter (Universität Linz), Johannes Bacher (Universität Linz), Claudia Bergmüller (Universität Bamberg), Nils Berkemeyer (Universität Jena), Gottfried Biewer (Universität Wien), Kathrin Bock-Famulla (Bertelsmann Stiftung), Thorsten Bohl (Universität Tübingen), Sandra Bohlinger (Universität Osnabrück), Oliver Böhm-Kasper (Universität Bielefeld), Martin Bonsen (Universität Münster), Wilfried Bos (Technische Universität Dortmund), Wolfgang Böttcher (Universität Münster), Franz Breuer (Universität Münster), Thomas Brüsemeister (Universität Gießen), Colin Cramer (Universität Tübingen), Kevin Dadaczynski (Universität Lüneburg), Konrad Dämon (Universität Salzburg), Kathrin Dedering (Universität Erfurt), Inci Dirim (Universität Wien), Jörg Doll (Universität Hamburg), Wolfgang Dür (Universität Innsbruck), Ferdinand Eder (Universität Salzburg), Günter Eissing (Technische Universität Dortmund), Horst Entorf (Universität Frankfurt), Uwe Faßhauser (Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd), Hannelore Faulstich-Wieland (Universität Hamburg), Rosemarie Felder-Puig (Ludwig Boltzmann Institut Wien), Ewald Feyerer (Pädagogische Hochschule Linz), Barbara Gasteiger-Klicpera (Universität Graz), Markus Gebhardt (Technische Universität München), Axel Gehrmann (Technische Universität Dresden), Michaela Gläser-Zikuda (Universität Jena), Andreas Gold (Universität Frankfurt am Main), Franz Gramlinger (OeAD Wien), Alexander Gröschner (Technische Universität München), Gerda Hagenauer (Universität Salzburg), Ulrich Heimlich (Universität München), Martin Heinrich (Universität Bielefeld), Frank Hellmich (Universität Paderborn), Uwe Hericks (Universität Marburg), Barbara Herzog-Punzenberger (Bifie Salzburg), Hans-Werner Heymann (Universität Siegen), Franz Hofmann (Universität Salzburg), Alfred Holzbrecher (Pädagogische Hochschule Freiburg), Christoph Homuth (Universität Bamberg), Gabriele Hörl (Universität Salzburg), Theo Hug (Universität Innsbruck), Kathrin Jonkmann (Universität Tübingen), Manuela Keller-Schneider (Pädagogische Hochschule Zürich), Dagmar Killus (Universität Hamburg), Michel Knigge (Universität Hamburg), Katja Koch (Universität Rostock), Olaf Köller (Universität zu Kiel), Johannes König (Universität zu Köln), Bärbel Kopp (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg), Jochem Kotthaus (Fachhochschule Dortmund), Marlies Krainz-Duerr (Pädagogische Hochschule Kärnten), Christian Kraler (Universität Innsbruck), Hans-Peter Kuhn (Universität Kassel), Harm Kuper (Freie Universität Berlin), Roman Langer (Universität Linz), Anja Lembens (Universität Wien), Katrin Liebers (Universität Leipzig), Oliver Lüdtke (Humboldt-Universität zu Berlin), Heinz Mandl (Universität München), Rudolf Messner (Universität Kassel), Heinz Moser (Pädagogische Hochschule Zürich), Florian Müller (Universität Klagenfurt), Erna Nairz-Wirth (Wirtschaftsuniversität Wien), Birgit Nieskens (Universität Lüneburg), Angelika Paseka (Pädagogische Hochschule Wien), Nicolle Pfaff (Universität Duisburg-Essen), Anna-Katharina Praetorius (Universität Augsburg), Doren Prinz (Universität Hamburg), Sandra Rademacher (Universität Flensburg), Sibylle Rahm (Universität Bamberg), Kerstin Rabenstein (Universität Göttingen), Hannelore Reicher (Universität Graz), Dirk Richter (Universität Berlin), Alexander Robitzsch (Bifie Salzburg), Peter Rossmann (Universität Graz), Martin Rothland (Universität Siegen), Matthias Rürup (Bergische Universität Wuppertal), Uwe Schaarschmidt (COPING Wampersdorf), Alfred Schabmann (Universität Köln), Christine Schmid (Universität Salzburg), Ilse Schrittesser (Universität Wien), Knut Schwippert (Universität Hamburg), Susan Seeber (Universität Göttingen), Petra Stanat (Humboldt-Universität zu Berlin), Fritz Staub (Universität Zürich), Ludwig Stecher (Universität Gießen), Ursula Stenger (Universität zu Köln), Stephan Sting (Universität Klagenfurt), Reinhilde Stöppler (Universität Gießen), Tobias C. Stubbe (Universität Erfurt), Josef Thonhauser (Universität Salzburg), Klaus-Jürgen Tillmann (Universität Bielefeld), Renate Valtin (Universität Berlin), Isabell van Ackeren (Universität Duisburg-Essen), Christoph Weber (Pädagogische Hochschule Oberösterreich), Jürgen Wilbert (Universität Potsdam), Klaus-Peter Wild (Universität Regensburg), Beate Wischer (Universität Osnabrück)