Kombiniert man den HCV-Protease-inhibitor Telaprevir in den ersten zwölf Wochen mit der Standardtherapie aus Interferon und Ribavirin, so erweist sich eine nur 24-wöchige Therapie der doppelt so langen Therapiedauer mit Standardmedikamenten als ebenbürtig und erzielt bei über 70% der Patienten eine anhaltende virologische Antwort.
_ Weltweit sind etwa 200 Millionen Menschen an einer chronischen Hepatitis C erkrankt. Die seit langer Zeit etablierte Standardtherapie mit Interferon-α und Ribavirin ist kostspielig, dauert lange, hat viele Nebenwirkungen und erzielt dennoch nur eine anhaltende virologische Antwort von höchstens 50%.
Ähnlich wie bei der HIV-Infektion wird auch hier das Heil in der Kombination antiretroviraler Substanzen mit verschiedenem Angriffspunkt gesucht. Derzeit ruhen die Hoffnungen vor allem auf den Proteaseinhibitoren. 540 therapienaive Patienten mit chronischer HCV-Infektion mit dem Genotyp 1 erhielten über zwölf Wochen hinweg 180 μg PEG-Interferon alpha-2a, 1000–1200 mg Ribavirin und dreimal täglich 750 mg Telaprevir. Patienten mit anhaltendem raschen virologischen Ansprechen in den Therapiewochen vier und zwölf wurden nach der 20. Woche in eine Gruppe mit weiteren vier Wochen und in eine zweite Gruppe mit weiteren 28 Wochen der dualen Therapie randomisiert. Sämtliche Patienten mit noch vorhandenem Virusnachweis in der zwölften Woche wurden in jedem Fall über 48 Wochen behandelt.
Bei insgesamt 352 Patienten (65%) konnte nach zwölf Wochen Virusfreiheit erzielt werden. Insgesamt betrug die Rate von Patienten mit anhaltendem virologischen Ansprechen 72%. Von den 322 Patienten mit nicht nachweisbarer Virus-RNA, die in eine Studiengruppe randomisiert werden konnten, wiesen 92% der über nur 24 Wochen behandelten und 88% der über 48 Wochen behandelten Patienten anhaltende Virusfreiheit auf. Dies bedeutet, dass durch die Kombination mit Telaprevir in den ersten zwölf Wochen mit einer nur halb so langen Therapiedauer ein ebenso gutes Ergebnis erzielt werden konnte wie mit doppelter Therapiedauer ohne diese Dreifach-Vorbehandlung.
Unerwünschte Wirkungen waren insgesamt häufig: 37% der Patienten erlebten Hautausschläge, 39% eine Anämie, bei immerhin 18% der Patienten führten Nebenwirkungen zum Absetzen der Therapie, wobei die Therapiedauer offensichtlich eine große Rolle spielte. In der Gruppe der nur über 24 Wochen behandelten Patienten waren es nur ein Prozent, in der doppelt so lang behandelten Patientengruppe dagegen 12% der Patienten, die die Therapie vorzeitig beendeten.
Kommentar
In der Therapie der chronischen Hepatitis C haben wir den Stein der Weisen sicher noch nicht gefunden. In den nächsten Jahren werden wir weitere Substanzen erleben, die weniger lang eingesetzt werden müssen und weniger nebenwirkungsträchtig sind. Ähnlich wie bei der HIV-Infektion wird auch hier das Heil in der Kombination liegen, die vor allem weniger lange Therapiezeiten erlaubt. Das freut die Patienten und die Kostenträger.
Literatur
K. E. Sherman et al. (Korres.: ILLUMINATE Study Team shermake@ucmail.uc.edu) Response-guided telaprevir combination treatment for hepatitis C virus infection. New Engl. J. Med. 365 (2011) 1014–1024
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Füessl, H.S. Neue Therapieoption bei Hepatitis C. MMW - Fortschritte der Medizin 154, 42 (2012). https://doi.org/10.1007/s15006-012-0101-8
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