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Arzt und Vorschuss?

Was bei der Abrechnung privatärztlicher Leistungen zu beachten ist

Physician and advance payment?

What needs to be considered when invoicing for private medical services

  • Medizinrecht
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Journal für Ästhetische Chirurgie Aims and scope

Zusammenfassung

Für die Abrechnung privatärztlicher Leistungen gibt es klare Regeln, wenn auch das GOÄ-Gebührenverzeichnis und die darin hinterlegten Leistungslegenden veraltet sind. Ein Anspruch auf Bezahlung des Honorars entsteht erst, wenn eine den formalen Anforderungen der „Amtlichen Gebührenordnung für Ärzte“ (GOÄ) entsprechende Rechnung erstellt worden ist. Auch nicht indizierte (kosmetische) Leistungen sind nach der GOÄ abzurechnen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es erlaubt, sich mit dem Privatpatienten über die „Gebührenhöhe“ zu verständigen. Im Rahmen einer solchen (schriftlich zu treffenden) Absprache darf allerdings kein Pauschalhonorar vereinbart werden (Ausnahme: Privatklinik), sondern nur ein von dem 1‑fachen bis 3,5-fachen Satz abweichender Steigerungssatz (Multiplikator). Für das Überschreiten des Gebührenrahmens muss ein berechtigtes Interesse bestehen. Dies wird z. B. bei Leistungen bejaht, die sich durch außergewöhnliche Qualität auszeichnen und/oder die mit einem besonderen Aufwand verbunden sind. Anders als z. B. bei Rechtsanwälten gibt es für Ärzte keine gesetzliche Regelung, die ein Vorschussverlangen erlaubt oder verbietet. Dennoch darf auch ein Arzt ausnahmsweise einen Vorschuss auf das zu erwartende Honorar verlangen, und zwar zur Erstattung verauslagter Materialkosten, bei begründeten Zweifeln an der Zahlungsfähigkeit des Patienten und/oder bei auf Verlangen des Patienten erbrachten Leistungen, die über das Maß einer medizinisch notwendigen ärztlichen Versorgung hinausgehen. GOÄ-Rechnungen sollten zeitnah erstellt werden. Die Verjährungsfrist beträgt 3 Jahre. Der Honoraranspruch entsteht auch dann, wenn sich das gewünschte Behandlungsergebnis nicht eingestellt haben sollte, wenn sich bestimmte Risiken verwirklicht haben, und auch dann, wenn Behandlungsfehlervorwürfe im Raum stehen.

Abstract

There are clear rules for billing of private medical services, even though the directory of remuneration regulations for physicians (GOÄ) and the underlying service descriptions are outdated. An entitlement to payment of fees first arises when an invoice corresponding to the formal requirements of the GOÄ is prepared. Even non-indicated (cosmetic) services rendered must be billed according to the GOÄ. Under certain circumstances it is allowed to make an agreement with private patients on the size of the fee. Within the framework of such an agreement (in written form) a flat-rate fee is not permitted (exception private clinics) but only one of the increasing rate factors ranging from a single rate up to a 3.5× multiplication rate (multiplicator) can be used. In order to exceed the constraints of the remuneration regulations a justifiable interest must exist. This applies for example to services performed which are distinguished by extraordinary quality and/or are particularly time-consuming. For physicians, in contrast to lawyers for example, there are no statutory regulations that allow or prohibit an advance payment for the expected fee; nevertheless, as an exception physicians can request advance payment of the expected fee to cover prepaid material costs when there is reasonable doubt concerning the financial solvency of the patient and/or for services requested by the patient, which extend beyond the limits of a necessary medically indicated treatment. Invoices according to the GOÄ should be promptly issued. The statutory period of limitations is 3 years. Claims for payment are also valid when the desired results of treatment are not fulfilled, when certains risks materialize and even when there are accusations of medical malpractice.

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Notes

  1. BGH, Urt. v. 21.12.2006, III ZR 117/06.

  2. BGH, Urteil vom 23.03.2006 – Az: III ZR 223/05.

  3. Z. B. BFH Urt. vom 15.07.2004 – Az: V R 27/03; Urt. vom 01.02.2007 Az: V R 64/05; Urt. vom 30.01.2008 Az: XI R 53/2006; Urt. vom 07.10.2010 Az: V R 17/09 und zuletzt Urt. vom 04.12.2014 Az: V R 33/12.

  4. Vgl. hierzu auch das die Rechtsprechung des BFH bestätigende Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 21.03.2013, Az: C 91/12.

  5. Z. B. Rechtsanwälten über § 9 RVG.

  6. Allerdings gab es 2011 im Vorfeld des 114. Deutschen Ärztetages einen von den Berufsordnungsgremien der Bundesärztekammer erarbeiteten – vom BÄK-Vorstand dann leider nicht übernommenen – Vorschlag zur Ergänzung von § 12 BO, der ein Vorschussverlangen unter bestimmten Voraussetzungen ausdrücklich erlauben sollte.

  7. Beschluss vom 25. November 2015 – Az: 6 t E441//13.T.

  8. Ratzel/Lippert, Kommentar zur MBO, 5. Auflage 2010, § 12 Rn. 21.

  9. Für Unzulässigkeit: Ratzel a.a.O § 12 Rn. 21; Klakow/Franck (Hrsg.) Kommentar zur GOÄ Stand November 2014, § 12 Rn. 8; für Zulässigkeit: Funke, Privatärztliches Gebührenrecht, 1988, S. 118 f, jedenfalls für den Fall, dass der Arzt „begründete Zweifel hat, die Forderung realisieren zu können“, und zuletzt überzeugend: Kern, Gesundheitsrecht, 2007, S. 241 ff.

  10. OLG München, Urt. vom 11.05.1995 – 1 U 5547/97 OLGR 1995 S. 198.

  11. Die Frage, welcher Zeitraum zwischen Leistungserbringung und Rechnungsstellung liegen kann, ohne dass die Forderung verwirkt ist, ist nicht abschließend geklärt. Nach Auffassung z. B. des Amtsgerichts Frankfurt (Az: 30 CC 2697/95) ist eine Honorarforderung verwirkt, die erst 2 Jahre nach der Behandlung gestellt wurde. Anders das Landgericht Osnabrück (Az: 2 S 623/06). Wegen der Besonderheiten des Falles war eine in 2005 für in 1997 erbrachte Leistungen geltend gemachte Forderung nicht verwirkt.

  12. So im Fall des LG Osnabrück.

  13. BGH, Urt. vom 29.02.2011 – Az: VI ZR 133/10.

  14. OLG Koblenz, Urt. vom 17. Mai 2010 – Az: 5 U 319/09 in einem Zahnarztfall, in dem es um eine vom Gericht als berechtigt bestätigte Forderung des Patienten auf Rückzahlung des schon überwiesenen Honorars ging.

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B. Koch gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine vom Autor durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.

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Koch, B. Arzt und Vorschuss?. J Ästhet Chir 9, 141–145 (2016). https://doi.org/10.1007/s12631-016-0051-6

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